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Neben mir lässt sich der ältere Mann auf dem Leder der Limousine nieder. Er wirkt sehr entspannt und bei weitem nicht so aufgeregt wie ich. Ich glaube sein Name war Michele oder doch Miguel. Der Umstand, dass er mit mir fahren sollte und mich Caleb, macht mich irgendwie nervös.

„Macht er das immer so?", durchbreche ich die Stille.

„Was genau meinst du?", fragt dieser nun.

„Die Frau in ein anderes Auto setzten."

Seine Lippen verziehen sich zu einem herzlichen Lachen. Wenn diese Situation nicht so seltsam wäre, würde mich sein Lachen vermutlich anstecken. Doch so irritiert es mich noch viel mehr.

„Nein. Das tut er nicht.", gibt dieser von sich, nachdem er sich beruhigt hat.

„Wieso dann jetzt?"

„Das solltest Du dich selber fragen."

Seine Antwort gibt mir nicht die erhoffte Gewissheit. Jedoch vermute ich dahinter mehr. Ich meine, ich kenne Caleb fast mein ganzes Leben lang. Mein Vater war ein Angestellter der Familie und auch meine Mutter hat für sie gearbeitet. Vielleicht tue ich Caleb wirklich unrecht?

„Ich habe ihn mit Luan verglichen.", gestehe ich regelrecht.

„Emilia, er hat alles daran gesetzt dich da raus zu holen. Das sollte doch vieles erklären.", gibt er vielsagend von sich.

„Aber alles in dieser Welt hat einen Preis. Der eine bezahlbar und der andere nicht.", drehe ich den Ehering an meinem Finger und ziehe ihn ab.

Ich sehe den Ring in meiner Hand an und lächelt leicht. Als würde ich mit Luan ein Stückchen mehr abschließen. Den Ring in meiner Hand drehend, fällt mir die Kerbe am Finger auf, die er hinterlassen hat.

„Kannst du ihn Caleb geben?"

„Wieso? Was soll er mit diesem Ring?", fragt der alte Mann.

„Er wird die Nachricht verstehen."

„Wieso sagst du es ihm nicht einfach?"

Ich zucke nur mit den Schultern und sehe aus dem Fenster. An dem Wagen zieht die Landschaft schnell vorbei und ich bemerke, dass die Gegend mir deutlich bekannter vorkommt. Wir nähern uns der mir bekannten Villa seiner Familie. Nur zu gut kann ich mich daran erinnern. Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen und in meinem Kopf keimen so viele schöne Erinnerungen auf. Die Zufahrt kommt in Sicht und ich spüre, wie mich Sicherheit durchströmt. Hier habe ich mich immer sicher gefühlt. Als hätte mir niemand etwas anhaben können.

Der SUV in dem Caleb sitzt, rollt vor uns durch das silberne Tor und schlängelt sich die Auffahrt hinauf. Während wir dem Wagen folgen. Dennoch bin ich aufgeregt. Sein Vater klang nicht gerade so, als wäre er sehr erfreut darüber, dass es mich wiedergibt. Seine Mutter wird von all dem Drama um mich vermutlich nichts mitbekommen haben.

„Sei ganz entspannt. Hier wird nichts passieren.", sagt Miguel neben mir und ich sehe zu ihm.

„Ich weiß.", lächle ich leicht.

Nachdem beide Autos geparkt haben, warte ich geduldig, bis ich die Erlaubnis erhalte auszusteigen. Miguel nickt mir entgegen und ich gehorche. Es war kein Befehl und dennoch will ich mit Gehorsam glänzen. Caleb würdigt mich keines Blickes und ist nur fixiert auf sein Handy.

„Ich muss noch telefonieren. Kennst du noch den Weg?", knurrt er dunkel.

„Ich denke ja.", hauche ich schlicht.

Zwei seiner Leute begleiten mich zur Türe und ich klopfe freundlich an. Fast sofort wird mir die Türe geöffnet und die wunderschöne Giulia Parisi schaut mich strahlend an. Sie ist noch genauso schön wie damals. Ihre schulterlangen hellbraunen Haare fallen ganz glatt herunter. Ihre dezent geschminkten Augen und der rote Lippenstift runden das Bild ab. Sofort zieht sie mich in eine enge Umarmung.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt