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Emilia Rückblick

Das Wasser aus der Dusche fließt über meinen Körper, aber ich spüre es nichtmal richtig. Ich könnte nicht sagen ob es heiß oder kalt ist. Ich kann nur sagen es ist nass. Bestimmt eine halbe Stunde stehe ich einfach da und lasse mich berieseln. Alles fühlt sich taub an. Luan hat mich gezwungen Rosario zu helfen, meinen Vater in den Bunker zu bringen. Seinen leblosen Körper haben wir einfach auf einen Rollwagen gelegt und ich musste mich schwer beherrschen nicht zu kotzen.

Ich habe meinen Vater umgebracht. Ihm einfach die Lichter ausgeknipst. Wie skrupellos kann ein Mensch sein. Als würde mich Luan jetzt verschonen. Ab jetzt wird alles noch viel tiefer Berg ab gehen. Ich kenne Luan gut genug, um zu wissen, dass das der Anfang vom Ende war.

In meiner Taubheit gefangen, beginne ich langsam damit mich zu waschen. Jeder Zentimeter meines Körpers muss sorgfältig gereinigt werden. Meine Schuld kann ich mir nicht abwaschen, aber sein Blut an meinen Händen lässt sich abwaschen. Sorgfältig wasche ich mir auch die Haare. Ich shampooniere sie zweimal und gebe erst nach der Prozedur eine Spülung rein.

Ein Blick auf meine Finger verrät mir, dass ich schon lange unter dem Wasser stehe. Die Haut wirft immer mehr Falten und wird heller. Vorsichtig stelle ich das Wasser ab und öffne die Dusche. Das flauschige Handtuch liegt direkt neben mir auf dem Waschtisch. Ich trockne mich ab und wickle es um meinen Kopf. Den Dunst auf dem Spiegel verwische ich mit der Hand, sodass ich mich ansehen kann.

Ringe unter den Augen und eine fahler Hautton. Die Augen sind fast Matt und ich bin sehr dünn geworden. Den Frass, den man hier Essen nennt, ist oft ungenießbar. Ich weiß nicht, aber die Köchin ist wirklich scheiße. Ich wende mich vom Spiegel ab und gehe zurück in mein Zimmer. Der gut gefüllte Kleiderschrank gibt nur billige Kleidung her. Ich hole einen Slip aus einer der Schubladen und steige hinein.

Hinter mir öffnet sich die Türe und Luan betritt dreckig grinsend den Raum. Ich hätte ihm die Kugel verpassen sollen. Dann wäre er jetzt tot und nicht mein Vater. Mir ist aber auch bewusst, dass ich dann auch tot wäre. Rosario hätte wohl nicht gezögert.

„Du warst heute ein braves Mädchen. Später bekommen wir noch Besuch. Deine Mutter wird kommen."

„Nein. Luan bitte nicht."

„Doch. Du musst ihr doch von deinem Erfolg erzählen. Du hast euch von deinem nichtsnutzigen Vater befreit."

„Ich kann das nicht. Ich kann es ihr nicht sagen.", flehe ich fast.

In meinem Kopf dreht sich alles, als seine Worte so richtig in mein Bewusstsein dringen. Als könnte ich meiner Mutter sagen, dass ich ihn hingerichtet habe. Das geht nicht. Doch als ich wieder in Luans Augen blicke, wird mir klar, er meint es ernst. Ich soll es ihr also selber sagen.

Er teilt mir mit, dass sie in 20 Minuten hier sein wird und er mich im Wohnzimmer erwartet. Sofort suche ich mir Kleidung aus dem Schrank. Eine Shorts und ein Shirt. Nichts besonderes. Sie wird mich als die in Erinnerung behalten, die ihren Mann ermordet hat. Ich kann froh sein, wenn sie mich nicht noch anzeigt.

Die Zeit rennt nur so dahin und ich schaue auf die kleine Uhr auf dem Nachtisch. Sofort gehe ich aus dem Zimmer und laufe den Flur entlang. Aus dem Wohnzimmer hallt die falsch freundliche Stimme meiner Mutter. Sie weiß es noch nicht.

„Emilia, wieso hat er mich herbestellt. Ich kann deinen Vater nicht erreichen. Sollte er nicht auch hier sein?"

„Mama.", hauche ich nur.

Mich übermannen meine Emotionen, die vorhin noch völlig taub in mir geschlummert haben. Luan schaut mich gespielt überrascht an und Rosario kommt gerade durch die Terrasse herein. Er hat sein abartiges Spiel gut getimt.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt