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Mein Vater gibt gerade wieder eine seiner liebsten Geschichten unserer Familie wieder. Dieselbe Euphorie wie die letzten zehn Male. Es wird aber auch nicht langweilig ihm zu zuhören. Wobei mein Kopf nicht so wirklich bei der Sache ist. Innerlich frage ich mich, wieso er mich unbedingt mit Emilia hier haben wollte.

Abgesehen von ihren Worten zuhause, erlebe ich sie hier völlig anders. Zurückhaltend, sehr ruhig aber stets höflich. Ihre Körperhaltung wirkt einstudiert. Früher war das nicht so. Sie war aufgeweckt, fröhlich und manchmal nervig. Jetzt wirkt alles so unfassbar festgefahren.

Allein als sie mich eben geholt hat. Ihre Hand auf meinem Arm hat verrücktes in mir bewirkt. Plötzlich war Mario nicht mehr wichtig. Dabei ging es um ein sehr lukratives Geschäft. Das sie meine Nähe aber gesucht hat war mir wichtiger. Ihre Augen haben dabei Angst und Unwohlsein ausgedrückt. Das macht mich noch wahnsinnig. Zwei Wochen ist sie nun bei mir und wir haben keine gute Unterhaltung gehabt.

Hinter jedem meiner Worte vermutet sie schlimmstes. Ich würde ihr so gerne den wahren Grund nennen, doch das würde sie mir kaum glauben. Während meine Gedanken so dahin driften, kann ich nicht anders und berühre sie sehr sanft am Rücken. Ich möchte sie nicht verschrecken, aber ich will auch ihre Nähe. Meine Finger fahren ihren Rücken entlang und streichen immer wieder auf und ab. Zuerst spannt sie sich völlig an, dich mit jeder Sekunde scheint sie es zu genießen. Langsam gibt sie immer mehr nach.

Mein Vater verlässt den Raum mit einer Entschuldigung. Einer der Wachleute kam herein und bat um seine Aufmerksamkeit. Meine Mutter verschwindet einen Augenblick um nach dem Essen zu sehen.

„Ist alles okay?", frage ich als wäre es belanglos.

„Ja. Natürlich.", lügt sie mich an und es macht mich sofort rasend vor Wut.

„Ich weiß. Du fragst dich, wieso wir hier sind.", stelle ich schlicht fest.

Ihre geweiteten Augen sehen mich direkt an. Sofort erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Schnell versucht sie die Überraschung durch meine Frage zu überspielen. Doch ich habe das durchschaut.

„Ich kann es dir nicht sagen. Wirklich nicht.", zucke ich mit den Schultern.

Als ich gerade wieder etwas sagen möchte, kommt mein Vater herein und deutet uns an ihm zu folgen. Das Essen wird wohl fertig sein und so gehen wir ihm nach. Meine Mutter hat im Esszimmer mal wieder alles gegeben. Tatsächlich hat sie ein Händchen für Essen. Auf unseren Plätzen stehen bereits kleine Salate und warten nur darauf verzehrt zu werden. Wenn ich schon mal hier bin, genieße ich es wenigstens auch.

Wobei mir ein Gespräch mit Emilia viel mehr wert wäre. Irgendwie scheint das wirklich ein hartes Stück Arbeit zu werden, bis das wirklich klappen wird. Mir wäre jedes Mittel recht, aber ich bin eben ein sehr ungeduldiger Mensch. Da muss ich ihr zu liebe nun durch. Warten bis sie bereit ist, mit mir zu reden.

„Giulia, das Essen ist einfach fantastisch.", erwähnt Emilia nachdem Hauptgang.

Ihre zarte Stimme klingt so ehrlich und aufrichtig. Meine Mutter scheint bei ihren Worten fast zu platzen vor Freude. Selbst ich muss darüber schmunzeln und kann ihr nur beipflichten. Zum Essen gibt es einen süffigen Weißwein und ich spüre so langsam den Alkohol.

Ohne weiter darüber nachzudenken lege ich meinen Arm auf ihre Stuhllehne und spiele mit einer Strähne ihrer Haare. Einen kurzen Augenblick spannt sie sich an. Wie eben im Wohnzimmer entspannt sie sich auch wieder.

Während mein Vater eine mir unangenehme Geschichte aus frühster Kindheit erzählt, kichert sie so niedlich auf. Auch ich stimme in dieses Lachen mit ein und Ernte dafür einen süßen Blick von ihr. Für einen Hauch eines Momentes fühlt es sich wie vor vier Jahren an. Sie muss so herzhaft lachen, dass sie wohl unbewusst ihre Hand auf mein Bein legt. Mich durchfährt es, wie ein Stromschlag. Sie muss es auch gespürt haben, da sich ihre Augen kurz weiten.

Parisi - Back To HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt