Emilia Rückblick
Das weiche Bett unter mir ist die reinste Wohltat. Zwei Wochen konnte ich nur auf der alten Matratze im Keller schlafen. Luan ist völlig ausgerastet, als ich mich geweigert habe einen seiner Männer zu bestrafen. Ich sollte ihm einen Finger abschneiden. Ich konnte es einfach nicht. Er hatte zwar Geld aus dem Büro gestohlen, aber ihm deswegen den Finger abzutrennen - nein, das konnte ich einfach nicht.
Heute ist der erste Tag an dem ich endlich wieder oben sein darf. Zuerst war ich ziemlich lange duschen und habe mir frische Klamotten angezogen. Ich musste ihm versichern beim nächsten Mal nicht wieder zu kneifen. Die Dunkelheit, der nasskalte Raum und das mangelnde Essen, haben mich dazu gebracht ihm zuzustimmen. Hätte ich nur im Ansatz gewusst was auf mich zukommen würde, wäre ich in diesem Keller lieber gestorben.
Luan hatte mir zugesichert einen Tag Zeit zu bekommen um mich zu erholen. In meinem Kopf war aber längst klar, dass der Preis dafür hoch sein wird. Er hat niemals einen netten Moment aus Nächstenliebe heraus. Für ihn hat alles einen Preis und mich vierundzwanzig Stunden, einfach frei in meinem Zimmer verkriechen zu können ist nicht selbstverständlich.
Gerade starre ich einfach die Decke an und versuche mal nicht an all das Übel zu denken, welches hier über mich hereinbricht. Wann immer Luan etwas will, muss ich es sofort tun. Wenn nicht, lande ich wieder im Keller. Wie die letzten Male. Alle zwei Wochen hatte ich einen ruhigen Tag, dann kam schon die nächste Forderung.
Das eine Mal hatte er mich in den Keller bringen lassen, weil ich nicht ehrlich lächeln konnte. Ein anderes Mal, weil ich meinen Ehefrauen Pflichten nicht nachgekommen bin. Oder sogar weil ich meiner Mutter gesagt hatte, dass sie mit Schuld an allem sei. Er drohte mir damit, dass er mich meinen Vater erschießen lassen würde. Noch immer hoffe ich darauf, dass das nur ein dahingesagter Spruch gewesen ist. Meine Gedanken werden von einem Klopfen unterbrochen und ich sehe zur Türe.
„Zieh dich ordentlich an. Luan erwartet Besuch. Schön knapp sagt er.", kommt einer seiner Leute rein.
Mit einem knappen Nicken deute ich ihm an, dass ich verstanden habe. Sofort stehe ich auf, gehe auf meinen Schrank zu und greifen sich das erst beste Kleid. Ich mache mir nichts daraus ob es besonders gut aussieht oder besonders schön ist. Mir ist es völlig egal, da ich so oder so wieder im Keller landen werde. Jedes Mal sobald Luan nur eine Kleinigkeit nicht gefällt, steckt er mich in das Keller Loch und lässt mich darin schmoren. Doch dieses Mal würde es anders werden.
Ich verlasse mein Zimmer und sehe sofort wieder den Gorilla vor mir. Das ist okay. Ich meine, ich bin es gewohnt. Luan vertraut mir nicht und ich bin es selber Schuld. Nach meinen zwei Ausbruchsversuchen wundert es mich wenig. Sein Vertrauen in mich und meine Loyalität ist erschüttert. Nach dem zweiten Versuch, hat er mich so übel zugerichtet, dass ich genäht werden musste. Eine kleine aber sichtbare Narbe ziert meinen Bauch. Er hatte in seiner blinden Wut einfach zugestochen.
Mit einem Kopfschütteln versuche ich die negativen Erinnerungen abzuschütteln. Wir gehen die Treppe herunter und ich werde in das große Wohnzimmer geführt. Sofort sticht mir eine Person ganz besonders ins Auge. Ein älterer Mann mit grauen Haaren und einem Bart. Es ist mein Vater, der mit dem Rücken zu mir auf einen Stuhl gefesselt dasitzt. Luan sieht mich an und sofort erwidere ich seinen Blick.
„Da ist ja die Dame des Abends.", säuselt er und kommt sofort auf mich zu.
Er greift nach meinem Oberarm und zerrt mich in das Blickfeld meines Vaters. Ich sehe ihn an und seine braunen Augen, die meinen so ähneln wirken leer und glasig. Es dauert eine Weile, bis er mich zu erkennen scheint. Sein Gesicht ist übel zugerichtet. Alles voller Blut und geschwollen. Das eine Auge scheint er nicht mehr öffnen zu können.
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Parisi - Back To Him
RomanceAls Emilia Katalina siebzehn war, wurde ihr Leben auf eine brutale Weise verändert. Ihr Vater versprach sie an den Mafiosi Sohn Luan Jasiel Cortez. Vier Jahre lang musste sie an seiner Seite leben. Ein Leben zwischen physischer und psychischer Gewal...