#84 Gefühlschaos

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Man kann dieses Gefühl gar nicht beschreiben, wie es einen innerlich zerreißt, wie sehr der Kopf pocht weil man nicht mehr schlafen kann, man denkt nur daran, sobald man die Augen schließt sind die Bilder wieder da. Kein Schlaf, seid zwei Tagen, nur etliche Anrufe und Whatsapp Nachrichten. Ich liebe ihn mit jeder Fader meines Körpers, Ich liebe ihn bedingungslos und ich liebe ihn so sehr dass es mich kaputt macht zu wissen wie schlecht es ihm geht.
Ich nahm mein Handy und schrieb Sarah. Ich hatte sie, die Affen, Stefan und Cheng zum Essen ein geladen, bevor die Gangtour anfing aber wir mussten es verschieben. Ich brauche Ablenkung, auch wenn ich Andre sehen muss. Ich habe ihm Versprochen nichts zu sagen und es würde auf fallen wenn er nicht kommt. Es dauerte nicht lange da antwortete Sarah mir und alle würden kommen. Sie gehen davon aus dass wir in ein Restaurant gehen, weshalb ich ihr nur die Adresse schickte. Ich würde kochen, es ist die perfekte Gelegenheit ihnen zu sagen dass ich umgezogen bin. Jetzt muss ich erstmal einkaufen.

Ich stand draußen vor der Tür, Sarah hatte mir geschrieben dass sie gleich an kommen werden, sie denken immer noch wir essen in einem Restaurant. Leider schafft Stefan es heute nicht aber er hat versprochen dass wir das nach holen. Als ich das Auto erkannte gab ich Cengiz zu verstehen, dass er in der Auffahrt parken kann. Fünf verwirrte Gesichter stiegen aus dem Auto. "Bevor ihr irgendwelche Fragen stellt. Ich bin umgezogen" sagte ich und hielt allen die Tür auf. Andre war der letzte der rein kam. "Geht schon mal gerade aus vor, da ist das Wohnzimmer" sagte ich. "Kayla, können wir bitte reden es macht mich fertig und ich ach ich weiß auch nicht", es lag so viel schmerz in Andres Augen, man könnte glauben ich bin ihm fremd gegangen. "Nicht heute Andre, wirklich nicht. Komm ich zeig dir das Haus" meinte ich und nahm sein Hand. "Wieso hast uns nichts gesagt?" fragte Jan der vor dem Bücherregal stand. "Ihr wart auf Tour und ich hab den Umzug auch gut alleine hin bekommen." erzählte ich und machte die Terrassentür auf um frische Luft rein zu lassen. "Wieso bist du überhaupt umgezogen?" fragte Sarah. "Naja ihr müsst wissen, dass das das Haus ist in dem ich 8 Jahre mit meinem Vater gelebt habe. Mein Vater ist zurück in die USA gegangen und weil das Haus eh mir gehört bin ich hier eingezogen" erklärte ich. "Aber ist dass nicht zu groß für dich alleine?", "Ja wer braucht alleine schon drei Bäder und zwei Schlafzimmer. Geschweige denn ein Esszimmer für 8 Leute" lachte ich. Dann führte ich sie in meinem Haus raum. "War das auch dein Kinderzimmer?" fragte Jan als wir im Schlafzimmer waren. "Ja aus dem Fenster bin ich immer geklettert wenn ich Hausarest hatte" lachte ich und zeigte auf das Fenster über der Garage. Dann setzten wir uns ins Esszimmer und servierte den ersten Gang. "Wie viele Gänge gibts denn 7?" fragte Cheng lachend. "Und wie ist das mit den kosten für das Haus?" fragte Sarah. "Ich hab Glück das es schon abbezahlt ist und ich muss mich nur um die Nebenkosten kümmern. Ist ja auch schwer genug jetzt wo ich arbeitslos bin" sagte ich als wäre es etwas total unwichtiges. "Du bist was?" fragten fast alle 5 gleichzeitig nach. "Ja weil ich auf der Gangtour auf getreten bin wurde ich gekündigt aber naja passiert. Immer hin hat mein Vater mir seinen Porsche geschenkt", ich nahm aus einem Regal einen Whiskey. "Noch jemand Whiskey?", Andre nickte nur. Niemand sagte auch nur ein Wort. "Du hast nichts gesagt wieso?", "Ich bin Einzelgänger Jan, mittlerweile müsstet ihr das verstanden haben." sagte ich und nahm zwei Whiskeygläser aus dem Schrank an der Wand. Jetzt hielten sie mir einen Vortrag darüber dass ich doch mit ihnen hätte reden könne. Was soll ich denen den sagen? Mein Freund ist mir übrigens auch fremd gegangen und der Todestag meiner Mutter ist nächste Woche. Ehm nein es geht niemanden etwas an.
Ein paar Tage später, ich hatte seit dem Essen nicht mehr mit Andre geredet, räumte ich den Keller auf. Zwischen alten Kisten von meinem Vater und alten Schulsachen fand ich das alte Tagebuch meiner Mutter. Mein Herz schlug schneller, denn in zwei Tagen war ihr Todestag. Ich hatte nicht gewusst dass sie Tagebuch geschrieben hatte. Eigentlich ließt man ja keine fremden Tagebücher aber das ist für mich die Gelegenheit meiner Mutter seit Jahren mal wieder nah zu sein. Also nahm ich das Tagebuch, ließ alles stehen wie es war, und warf mich aufs Sofa. Das Tagebuch war von 1991, das heißt über ein vor meiner Geburt, also zum mindest der Anfang. Die Intimen Dinge zwischen meinem Vater und meiner Mutter ließ ich gekonnt aus. Ein langer leicht verschmierter Eintrag zog meine Aufmerksamkeit an sich. An vereinzelten Stellen war das Papier gewellt und die Tinte verlaufen. Meine Mutter hatte beim schreiben geweint. Dieser Eintrag und der letzte lagen 4 Tage auseinander aber der Inhalt erklärte dies. Mein Vater war ihr fremd gegangen. Dieser eine Satz zerstörte gerade meine gesamte weltliche Anschauung. Mein Vater? Niemals. Ich las weiter. Ich war gefesselt von den folgenden vier Seiten, so sehr dass ich den schmerz spürte und mir Tränen in die Augen schossen. Ich weiß wie sich das anfühlt. Aber meine Mutter schrieb nicht nur über ihre Wut sondern auch über ihre Liebe zu meinem Vater und beendete den Eintrag mit folgenden Worten: Ich verzeihe ihm, weil ich weiß wie sehr wir uns Liebe und ich weiß dass eine solche Liebe selten ist.

Als wäre es nicht schon deprimierend genug dass ich diesen Tagebucheintrag meiner Mutter gelesen habe, Nein jetzt ruft auch noch Robin an und sagt mir dass ich die nächsten Tage nicht in den Boxclub kann wegen irgendwelchen Sanitärenproblemen. Toll wo soll ich denn jetzt meinen Frust raus lassen? Beim Longboard fahren leg ich mich nur wieder auf die Fresse. Als ich durch den Flur ging fiel mir auf dass ich mal wieder Altglas weg bringen sollte, immer hin standen hier schon 10 Flaschen und ein Glas Nutella. Bei den Flaschen handelte es sich natürlich nur um Wodka, Whiskey und Barcardi, was auch sonst. Damit es nicht jeder gleich sah wenn er mein Haus betrat nahm ich die Flaschen und brachte sie in den Keller. Dann hörte ich die Türklingel. Ich rannte die Treppe rauf und riss förmlich die Tür auf. Andre stand da. "Hay?"sagte ich etwas überrascht. "Hay hast du gerae Zeit?" fragte er und sah betrübt aus. Ich konnte sehen wie schlecht es ihm ging, tiefe Schatten lagen unter seinen Augen und ließen ihn gleich 10 Jahre älter aussehen. "Klar komm rein" sagte ich. "Eigentlich wollte ich dich entführen wenn du nichts dagegen hast." meinte er und zwang sich zu einem lächeln. "Ja wenn ich mich eben umziehen darf" grinste ich und ließ ihn rein. "Man merkt voll dass du das hier eingerichtete hast" sagte Andre als ich die Treppe rauf ging.

"Okay ich bin dann so weit" meinte ich als ich die Trepper runter lief. Andre stand im Wohnzimmer vor den vielen Fotos an der Wand. "Können wir?" fragte er und ich nickte. Nach dem ich all meine Sache die ich brauchte. Wir redeten nicht viel als wir durch die Straßen liefen. Irgendwann entschloss ich mich dazu seine Hand zu nehmen, er war verwundert jedoch konnte ich ein Lächeln auf seinen Lippen sehen. "Also wo gehts hin?" fragte ich ihn dann. "Eine Überraschung. Oder eher gesagt eine Wiedergutmachung" murmelte er. "Andre ich..." Er unter brach mich. "Lass es mich wenigstens versuchen bitte" er sah auf mich herunter. Ich nickte nur obwohl ich etwas anderes sagen wollte.

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My Idiot (Andre Schiebler Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt