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P.O.V. Ashley

Unschlüssig was ich nun machen soll, stehe ich in diesem Zimmer und sehe mich um. Vielleicht sind meine restlichen Waffen auch noch vorhanden, denke ich mir und durchsuche die Kommoden zu beiden Seiten des Bettes. In Kommode 1 war meine Kette und das Messer. Dort finde ich auch meine Autoschlüssel. Na klasse, das heisst, ich darf mit einem Taxi oder einem gestohlenen Wagen zurück fahren um mein Auto zu holen. Aber das ist das kleinste Übel.

In Kommode 2 sind mein Schlagstock, Pfefferspray, ein Flachmann mit gesegnetem Wasser sowie ein Silbermesser, das ich in Lammblut getaucht hatte und mein Portemonnaie. Okay, meine Sachen waren alle vollständig da. Ich versorge meine Waffen wieder in meinen neuen Klamotten. Als ich meine Stiefeletten zugebunden habe, stehe ich wieder unschlüssig im Raum. Die Tüte in die ich meine alten Klamotten geworfen habe quillt beinahe schon über, aber auch nur weil ich da auch den Müll vom Junk Food mit rein geschmissen habe. Ich sollte jetzt gehen. Ich schliesse ein Mal kurz die Augen und atme tief ein. Ich muss gehen. Wenn ich noch eine Sekunde länger hier bleibe, dann...

Ich reisse die Augen auf und werfe mir die Jacke über, dann schnapp ich mir die Tüte. Die werde ich irgendwo schon versorgen. Ich greife nach der Klinke und öffne die Tür. Zaghaft blicke ich auf den Flur. Es ist niemand zu sehen, also komme ich aus meinem Zimmer heraus und laufe nach rechts. Ich hab echt keinen blassen Schimmer wo es hier raus geht. Aber wie heisst es doch immer so schön? - Alle Wege führen nach Rom. Ich werde hier schon irgendwie raus kommen, denke ich. Doch je länger ich hier rumlaufe, desto grösser wird die Gefahr, dass ich Dean über dem Weg laufen könnte.

Mein Magen zieht sich zusammen und mein Herz schlägt bei diesem Gedanken schneller. Innerlich ringe ich mit meinen Gedanken. Auf der einen Seite hoffe ich, dass es nicht passieren wird und ich Dean nicht über den Weg laufen werde, auf der anderen Seite... wünsche ich es mir. Das ist einfach nur erbärmlich. Ich sollte längst über ihn hinweg sein. Bin ich aber nicht. Tja, diese 2 Jahre waren in dem Moment wo ich Dean gesehen habe wie weggewischt, als wenn es erst gestern gewesen wäre, das ich in diesem Motel gewesen bin, geduscht hatte und er einfach verschwunden war, auf nimmer wiedersehen aus meinem Leben, mit einem Abschiedsbrief, den ich noch immer hatte. Der im Übrigen in meinem Handschuhfach lag, in meinem Auto, das noch immer in Arizona stand. Aber darum würde ich mich später kümmern, jetzt musste ich hier erst ein Mal raus kommen.

Ich ging an einer halb geöffneten Tür vorbei und schielte vorsichtig in den Raum dahinter. Okay, das schien die Küche zu sein. Ich trat hinein und blickte mich zur Sicherheit noch mal auf dem Gang um. Weit und breit keiner zu sehen und keine Schritte zu hören. Ich hatte zwar etwas gegessen, aber ein kleiner Teil in mir dachte gerade darüber nach, noch schnell Proviant mitzunehmen. Ausserdem konnte ich die Tüte mit meinen blutverschmierten und halb zerrissenen Klamotten lässig in der Küche in den Müll werfen. Ich betrat also die Küche und stellte die Tüte ab. Die Jungs würden schon den Rest erledigen. Ich machte einige Schränke auf.

Ich staunte nicht schlecht, die Jungs schienen wirklich hier zu leben. Die Schränke waren gut mit Vorräten bestückt, also würde es ihnen sicher nichts ausmachen, wenn ich mir davon einiges mitnahm. Ich mopste mir einiges aus dem Kühlschrank und aus den Schränken und warf alles in eine Tüte, die ich in einer der Schubladen gefunden hatte. Als ich fertig bin gehe ich aus der Küche raus und sehe mich im Gang um. Weit und breit keiner der Winchesters zu sehen, vor allem nicht Dean. Ich beschliesse den Gang vor mir zu nehmen, irgendwo muss es ja einen Ausgang geben, oder?

Ich laufe eine gefühlte halbe Stunde nun schon hier durch die Gänge, doch von einem Ausgang ist weit und breit nichts zu sehen. Endlos viele Türen, an denen ich vorbei gekommen bin sind mit einem merkwürdigen Symbol bemalt, das ich noch nie gesehen habe. Ich habe ein Foto von dem Symbol gemacht und es Andy geschickt, vielleicht weiss er ja was das bedeutet, er ist schliesslich schon länger Jäger als ich. Ich muss kurz lachen bei diesem Gedanken. Wer hätte gedacht, dass eine Frau wie ich, die vor über 2 Jahren noch ein ganz normales Leben hatte nun ein vollkommen anderes führte? Ich hatte eine Familie, Freunde, einen gut bezahlten Job... und nun? Nun war ich ständig woanders, reiste durch das ganze Land und jagte Monster. Ich musste bei dem Gedanken wirklich lachen und schüttelte ungläubig den Kopf.

Und wem hatte ich das zu verdanken? Einem miesen Dämon, der sich meinen Körper unter den Nagel gerissen hatte. Das hatte mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und nun irrte ich hier in den Gängen von einem Gebäude umher ohne Fenster und ohne Ausgang. Ich fühlte mich wie in einem Labyrinth aus Gängen mit Türen und jede Tür führte vermutlich woanders hin. Ich blieb stehen. Dieser Gedanke war gar nicht mal so übel. Vielleicht befand sich der Ausgang hinter einer dieser Türen? Ich blieb gleich bei der mir nächster Tür stehen und öffnete sie vorsichtig.

Okay, abgeschlossen war sie nicht. Automatisch ging ein Licht an und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Vor mir lag eine grosse Halle mit Autos. Das Licht ging flackernd an bis die gesamte Halle erleuchtet war. Hier standen Modelle, die vermutlich ein schönes Sümmchen auf einer Auktion einbringen könnten. Ich schüttelte ungläubig den Kopf als ich einen Oldtimer sah, der aus einer Zeit stammte, wo ich, geschweige denn mein Vater schon geplant gewesen war. Ich betrat die Halle und der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging war: Mein Autoproblem hatte sich gerade in Luft aufgelöst.

Ich kannte mich nicht so gut aus mit Modellen und ihrem Baujahr, aber als ich die verschlungene Schrift auf einem beigefarbenen Wagen las nickte ich anerkennend. In silbernen Buchstaben stand auf der Motorhaube: Pontiac. Die Kühlerfigur war halb aus Silber, halb durchsichtig. Es sah aus wie ein Mensch, der sich mit silbernen Flügeln von der Motorhaube abstossen wollte und losfliegen wollte. Die Figur sah von oben eher aus wie ein Flugzeugmodell, nur wenn man sich davor kniete und es genauer betrachtete sah man den Kopf, der sich ausstreckte. Ich erhob mich und ging durch die Halle. Auf der einen Seite standen sogar Motorräder aus längst vergangener Zeit. Das eine erinnerte mich an den Film Captain America, es war in dem typischen Militärton Grün gestrichen und hatte einen weissen Stern auf dem Tank. Es gefiel mir von den Modellen die da standen am meisten. Ich ging zurück von wo ich in die Halle reingekommen bin. Vielleicht fand ich ja eine Art Schlüsselkasten. Ich durchschritt die Halle so schnell wie möglich, denn ich wollte wie gesagt so schnell wie möglich von hier verschwinden.



Call me a "Winchester Babe" [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt