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P.O.V. Ashley

Ich lehnte mich gerade an die Mauer und atmete heftig ein und aus. Für kurze Zeit hatten wir eine Verschnaufpause. Der Schweiss rann mir in gefühlten Bächen am Körper runter und meine Muskeln zitterten. Ich konnte kaum noch die Waffe in meinen Händen halten. «Alles klar bei Dir?» holte mich Andy zurück in das Hier und Jetzt. Ich öffnete sofort meine Augen, schluckte und nickte: «Jah.» stiess ich aus und schluckte erneut. Ich hatte kaum noch Spucke, so schien es mir jedenfalls. Mein Mund fühlte sich staubtrocken an. Wie lange wir hier schon waren und uns versuchten einen Weg heraus zu kämpfen wusste ich nicht. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. «Wir sollten weiter.» sagte Andy und ich nickte erneut. Ich traute meiner brüchigen Stimme nicht. Zerakiel sah zu uns herüber. Sein emotionsloser Blick liess mich kurz erschauern und ich spürte wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ich traute ihm nicht. Aber er war vermutlich unsere einzige Chance hier lebend aus dieser Hölle - Buchstäblich - heraus zu kommen. Doch wir sassen schon seit einer langen Zeit fest und so langsam hatte ich das Gefühl, das wir im Kreis liefen. Ich konnte mich jedoch auch täuschen. Egal wo wir lang gingen, jeder Gang sah aus wie der gang davor. Andy klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und ich stiess mich von der Mauer ab. ˋDann auf ein Neuesˋ dachte ich und lud die Waffe neu. So langsam ging uns die Munition aus. Wir mussten also dringend einen Ausweg finden. Wer hätte gedacht, das wir uns eines Tages durch die Hölle schlagen müssen?! Nun konnte ich mit Fug und Recht behaupten mit Andrew durch die Hölle gegangen zu sein und ich wünschte mir keinen anderen an meiner Seite dafür... Mit Ausnahme von einem vielleicht...

Ich verscheuchte die Gedanken an Dean wieder und schüttelte leicht den Kopf. ˋKonzentrier Dich...ˋ ermahnte ich mich und griff die Waffe etwas fester. Ich setzte mich in Bewegung und folgte Andy und Zerakiel. Ich konnte es mir jetzt nicht erlauben an Dean zu denken. Ich musste erst ein Mal hier raus kommen. Von Anael hatte ich seit meiner Befreiung... Nun, ja, sagen wir eher Halbbefreiung... Nichts mehr gehört, geschweige denn gespürt. Aber das war nicht verwunderlich, hatte ich sie ja auch vorher schon nicht gespürt. Natürlich machte ich mir so meine Gedanken. Wieso war ein Engel in mir? Was hatte das Alles zu bedeuten? Warum Ich? Was war die Aufgabe von Anael? Sie sagte sie wäre da um mich zu beschützen, aber wo war sie dann jetzt? Holte sie etwa Hilfe? Würde sie mir meine Fragen jemals beantworten? Ich hatte das starke Gefühl, das dem eher nicht so sein wird. Andy machte an einer Ecke halt und deutete mir mit einer stummen Geste seiner Hand an stehen zu bleiben. Ich lehnte mich sofort gegen die Wand und ging in Stellung. Ich lauschte auf die Geräusche um mich herum, was nicht gerade einfach war. Von überall hörte man Schreie und das stöhnen von den Seelen, die hier unten gefangen waren. Ab und an hörte ich sogar Dean, wie er um Hilfe rief. Als ich ihn das erste Mal gehört hatte, wäre ich beinahe Kopflos losgelaufen um ihn zu befreien, bis mir Andy sagte, das dies nicht Dean sei. Es hatte mich sehr viel Kraft gekostet, diese Schreie auszublenden. Mit jedem Ruf, von dem angeblich hier gefangenen Dean, zerbrach ein kleines Stück in mir und es schmerzte... Es schmerzte so sehr, das ich das Gefühl hatte vollkommen zu zerbrechen.

«Okay, weiter.» sagte Andy und winkte mich herbei. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander. Obwohl mir tausend Fragen auf der Zunge lagen, die ich Zerakiel hätte stellen wollen, behielt ich diese für mich. Wenn wir hier raus kommen werden, kann ich sie ihm immer noch stellen. Doch so wie er sich gibt, bezweifle ich, das ich von ihm mehr erfahren werde, als wie nötig. Auch Andy war schweigsam und in sich gekehrt. Vermutlich hörte er ebenso Schreie aus der Vergangenheit wie ich sie hörte. Denn nachdem die Schreie von Dean aufgehört hatten, waren die von meinen Eltern gekommen... Ich durchlebte die Nacht, in der Amon mich besetzte immer und immer wieder. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich es sogar wieder sehen. Es hat mich noch mehr Überwindung gekostet diese Schreie auszublenden, als die von Dean und ich spürte wie mein Herz sich verkrampfte und meine Seele unter dem ganzen litt. Doch nach aussen hin mimte ich die Starke und Unverwüstliche. Das musste ich. Denn sonst hätte Andy sich um mich gesorgt und er hatte selber mit seinen Dämonen zu kämpfen. «Ich sehe eine Tür...» flüsterte Andy und winkte uns zu ihm. Zerakiel war als erster neben ihm und sah sich um. Auch ich hielt die Augen offen, sah jedoch noch nicht um die Ecke. Ich wollte lieber die Wege hinter und neben uns im Auge behalten. «2 Wachen... Das könnte der Ausgang sein...» sagte Andrew leise und ein kleiner Hoffnungsschimmer überkam mich. Zerakiel schien nicht so überzeugt davon: «Es könnte sich aber auch um eine vollkommen andere Tür handeln.» mahnte der Engel, der sich sonst sehr Wortkarg gab. Dies war sein erster längerer Satz, seit dem er und Andy mich befreit hatten. «Wir sollten es trotzdem Riskieren.» sagte ich und sah Andy wissend an. Zerakiel verzog das Gesicht: «Nein.» sagte er streng und Andy sah ihn fassungslos an: «Aber das könnte unsere Einzige Chance sein hier endlich einen Weg heraus zu finden.» zischte er und gestikulierte wild mit den Händen. Zerakiel war so schnell vor ihm, das ich kaum gesehen hatte, wie er sich bewegt hatte: «Ich habe >Nein< gesagt.» wiederholte er und funkelte Andy wütend an. Ich umfasste meine Waffe fester, bereit sie notfalls auf Zerakiel zu richten. Andy schnaufte wütend und die Beiden lieferten sich einen stummen Staring Contest. «Jungs, dafür ist jetzt wirklich keine Zeit!» zischte ich und ging dazwischen. «Lasst uns weiter gehen. Wir finden schon einen Ausweg.» ich sah zwischen Andy und Zerakiel hin und her. Endlich lösten sie den Blickkontackt. «Ash hat recht.» stimmte mir irrwitzig erweise der Engel zu: «Wir sollten weiter gehen.» mit diesen Worten wendete er sich ab und nahm einen anderen Weg, der nicht im Blick der Dämonen war, die die Tür bewachten. Erleichtert atmete ich auf und nickte Andy zu. Er erwiderte das nicken und wir gingen in einen anderen Gang. Ich stiess gegen etwas und wollte mich gerade beschweren, als ich sah weswegen Zerakiel stehen geblieben war. «Na, aber Hallo. Wen haben wir denn da?» fragte der Mann im Anzug und sah uns hämisch lächelnd an...

Call me a &quot;Winchester Babe&quot; [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt