Call me a "Winchester Babe" [Band 1]

92.

P.O.V. Andrew

Schweigend fuhren wir die Strassen entlang. Ich konnte nur noch an meine Kleine denken. Hoffentlich kam ich nicht zu spät. Ob die Winchesters sie schon gefunden hatten? Nein, dann hätten sie mich benachrichtigt. Wenn John noch leben würde... Er wäre stolz auf seine beiden Jungs. Ich wusste nicht was mich erwarten würde, wenn ich ankam, wo auch immer das sein würde, aber dank den Jungs besass ich eines dieser Schwerter, wie sie es nannten. Es schmiegte sich an meine Brust und war in meiner Jacke verwahrt. Normalerweise würde ich dort einen Pfahl aufbewahren, mit dem ich Vampiren das Herz durchbohrte, aber jetzt diente es dazu, das Engelsschwert zu transportieren. Ich sah zu Zerakiel rüber. Er blickte mit grimmiger Miene auf die Strasse. "Was will Dein Bruder eigentlich von Ashley?" durchbrach ich das Schweigen zwischen uns. Er verkrampfte sich leicht, wich meinem Blick aus und atmete tief ein: "Das ist eine lang Geschichte." meinte er nur und ich sah auf die Strasse: "Nun, so wie ich das sehe bleibt uns noch etwas Zeit bis wir angekommen sind, also schiess los." forderte ich ihn auf und er schloss die Augen:"Mein Bruder ist... Mein Bruder ist so etwas wie ein Vollstrecker." antwortete er mir ruhig und gefasst. "Er sucht Nephillim und Engel, die sich dem Gesetz wiedersetzen du bestraft sie." erklärte er mir und ich nickte: "Also so etwas wie ein Richter und Henker in einem." sagte ich und Zerakiel nickte: "So in dem Sinne. Aber es scheint als ob er seine Aufgabe zu... Ernst nimmt." er blickte hinaus und beobachtete die Menschen, die auf den Bürgersteigen gingen. "Er hat sich verändert. Er ist nicht mehr der Bruder, den ich einst kannte." flüsterte er beinahe, sodass ich mich anstrengen musste ihn überhaupt zu verstehen. "Wie meinst Du das genau?" hackte ich nach und Zerakiel seufzte: "Der Idrael, den ich kannte war... Gütig. Er war ein gerechter Engel, der nicht glich mit dem Schwert zuschlug." sagte Zerakiel und ich bekam so eine Ahnung von dem früheren Engel. "Er hat stets weise gehandelt und nur im äusserstem Notfall einen Engel getötet." sein Kiefer zuckte bei dem letzten Wort. "Du musst eines verstehen Andrew. Nephillim zu töten ist etwas anderes. Es sind Mischwesen. Eine Verbindung zwischen einem Engel und einem Menschen, dessen Frucht sind Halbwesen. Halb Engel und halb Mensch. Sie sind seit jeher von Gott, unserem Vater verboten, denn kein Mensch sollte so eine Macht nicht besitzen, wie wir Engel sie haben. Unsere Feinde können nur allzu licht diese Wesen auf ihre Seite ziehen. Deswegen ist es verboten mit einem Menschen ein Kind zu zeugen. Wer es dennoch tut, wird bestraft und das Kind wird gesucht und... vernichtet." Ich nickte, dass ich verstand was er damit meinte.

"Idrael ist nicht mehr der Bruder, den ich kannte, es scheint eher so als sei er jemand anderes. Seine Aggressivität und sein Verhalten erinnern mich an einen Engel, der seit dem Fall als Tot galt." nachdenklich grübelte er vor sich hin. "Und wer war dieser Engel?" fragte ich vorsichtig nach und musste mir eingestehen, dass meine Neugierde mehr über Engel zu erfahren, mich antrieb. Zerakiel schüttelte leicht den Kopf: "Sein Name war Azrael. Einst ein Erzengel des Herren." ich unterbrach ihn erstaunt: "Moment, ich dachte es gäbe nur drei Erzengel..." rief ich erstaunt aus und sah ihn an. Zerakiel schmunzelte kurz: "Ihr Menschen kennt nur diese drei Namen, da Gott euch eine Bibel für euren Glaubensweg gab, aber es gibt mehr Engel als wie ihr denkt. Nicht alle werden in eurem Buchen namentlich erwähnt. Einst war sogar Lucifer ein Erzengel gewesen, bis er von unserem Vater verbannt wurde und zum Teufel wurde. Zum Sündenbock, wenn man so will." erklärte mir der Engel monoton und breitete die Hände aus: "Es gibt weitaus mehr Erzengel, als wie ihr glaubt. Eure Kirchen würden dieses Wissen vermutlich als Gotteslästerung abtun. Ihr Menschen ward noch nie sonderlich aufnahmebereit für das wahre Göttliche." entschuldigend sah er mich an und ich nickte: "Ja, die Menschen verschliessen gerne mal die Augen vor dem, was um sie herum ist." antwortete ich und musste an all die Monster denken, die ich im Laufe der Jahre schon gejagt und vernichtet hatte. Egal wo ich auch hin kam, die Menschen verschlossen die Augen und redeten sich ein, dass Massenmörder oder Psychopathen die grausamen Dinge getan hätten. Sie wollen nicht sehen, dass es Monster gab. Monster existierten in ihrer Welt nicht. In meiner schon.

P.O.V. Ashley

Ich spürte wie Idrael mich am Kragen meiner Jacke packte und gegen das Auto schleuderte. Das Metall des Wagens presste sich gegen meinen Rücken. Ich blinzelte und hielt meine Axt so fest wie möglich, ich holte aus, taumelte vorwärts, doch traf auf keinen Wiederstand. Idrael stiess mir die Beine weg und ich taumelte erneut zurück gegen den Wagen, dann spürte ich einen brennenden Schmerz. Mit schnellen und präzisen Schlägen bohrte er mir das Messer zwischen Brust und Schlüsselbein. Dann verharrte er und sah mich an: "Du bist ein feiges Miststück, wie die Menschen sagen würden. Das du es riskierst diese Frau aufs Spiel zu setzen. Aber weisst du was? Ich spiele schon lange nicht mehr nach den Regeln. Wenn es sein muss, werde ich trotz alldem diese frau töten, nur damit ich dich endlich vernichten kann." zischte er und ich spürte wie Anna den Schmerz ausblendete, der meinen Körper durchzuckte. "Und es wird mir wahrlich ein Vergnügen sein, dich Stück für Stück auseinander zu nehmen... Schwester." sein Atem schlug mir ins Gesicht und ich wendete mich ab, holte aus und verpasste ihm einen Schlag mit meiner Axt, die in seinem Schulterblatt stecken blieb. Er wich zurück und ich sackte beinahe zusammen. Alles drehte sich um mich, die Schwärze griff nach mir. Ich musste wach bleiben. Ich spürte wie das Blut aus der wunde hervor quellte und auf den Boden tropfte. 'Ashley, halt durch' Anna's Stimme in meinem Kopf war wie Balsam für meinen geschundenen Körper. Ich wusste sie würde mich wieder heilen. Ich umfasste den Griff vom Engelsschwert, zog es langsam heraus und hielt mich am Wagen fest. Ein Lachen erschallte, gefolgt von einem Husten. Mühsam kam ich wieder auf die Beine. "Sieh an, sieh an. Ein Engelsschwert. Ich dachte sie haben deines längst eingeschmolzen." kam es belustigt von Idrael. "Ich habe es von den Winchesters." stiess ich aus und spuckte das Blut aus, das sich in meinem Mund immer wieder auszubreiten versuchte. Wann hörte Nasenbluten noch mal auf? Ich hatte vergessen den Kopf in den Nacken zu legen... Vielleicht floss es deswegen einfach weiter.

"Ah, du meinst deinen Ex-Lover... Oh..." er klatschte in die Hände und ein Zeichen der Erleuchtung stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Wie überaus amüsant. Dieser kleine raffinierte Mensch." murmelte er und sah mich an. Was war denn nun los? "Ihr seid beide seine EX." er klatschte erneut in die Hände und kicherte los: "Welch Ironie." lachte er nun laut los und ich verzog die Stirn in tiefe Falten. Was zum Teufel redete er da? Dean war nicht mein Ex. Wir kannten uns gerade mal... ein paar Tage. Wenn man die Tage in der Hölle nicht mitrechnete, denn die waren ja eh nicht wirklich passiert - oder doch? "Dean ist nicht MEIN Ex." betonte ich und spürte wie Anna begann meine Wunden so zu heilen, dass ich wenigstens weiter kämpfen konnte. Wieder lachte er ausgiebig: "Ach, wie herrlich. Der König der Hölle hat sich mal wieder selbst übertroffen. Ich glaube ich bin im falschen Team." sagte er nur und schüttelte den Kopf. Ich riss meine Augen auf. Hatte er gerade den König der Hölle erwähnt? "Crowley..." zischte ich und spürte eine aufkommende Wut in mir. "Ja, genau der. Ich finde es überaus interessant, dass er euch die Erinnerungen genommen hat. aber Anael erinnert sich. Nicht wahr meine liebe Schwester?" er sah mich mit einem schmierigen und bösartigem Lächeln an. 'Ist das Wahr?' fragte ich und wartete auf ihre Antwort. 'Anna, ist das Wahr? Waren Dean und ich ein Paar? Hat mir Crowley die Erinnerungen daran genommen?' ich schnaufte als ein kurzes 'Ja' durch meine Gedanken flog. 'Nicht jetzt Ashley.' sagte sie und ich sah zu Idrael. Dieser schien sich köstlich darüber zu amüsieren. Er zog die Axt aus seiner Schulter und warf sie weit weg. "Wollen wir?" fragte er und lächelte mich an. Ich umschloss das Engelsschwert und rannte los.