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P.O.V. Dean

Als wir Ashley fanden, klammerte sie sich an den toten Körper von Andrew. Ich schloss sie instinktiv in meine Arme. Sam hatte sich hingekniet um den Puls zu fühlen. Als er mich mitleidig ansah und den Kopf schüttelte schloss ich kurz meine Augen und zog Ash näher an mich. Ich weiss nicht was sie schreckliches durchmachen musste oder was hier genau passiert war, aber der Wagen war ein stummer Zeuge dessen, was sich hier ereignet hatte. Ich lief mit ihr in den Armen zu meinem Baby zurück. Die schwarzen Abdrücke der Flügel sagten mir, dass dieses Arschloch tot war. Wenigstens etwas. Hatte Ash ihn erledigt? Oder war es Andrew gewesen? Musste er mit seinem Leben dafür bezahlen das er diesen Mistkerl umgebracht hatte? Ich konnte mich auch später mit diesen Fragen beschäftigen. Erst ein Mal musste ich Ash hier wegbringen. Sie war vollkommen durchnässt, zitterte am ganzen Körper und ihre Lippen wurden schon blau. Was sie jetzt brauchte waren trockene Sachen, eine heisse Schokolade und ein warmes Bett. Doch als wir an dem alten Chevy vorbeikamen, tickte Ash aus. Sie sagte dass wir den Wagen nicht hier lassen könnten. Sie stemmte sich gegen meine Arme und ich hatte wirklich Mühe sie weiter fest zu halten. Die Kleine hatte ganz schön Kraft. "Wir können es doch nicht einfach so hier stehen lassen!" Ihre Stimme wurde lauter und der Zorn und die Wut waren zum greifen spürbar, "Wir müssen es mitnehmen. Wir können es nicht hier lassen. Es gehört ihm. Er braucht doch sein Auto... Wir können es nicht hier lassen!" schrie sie und befreite sich aus meinen Armen. Hilflos sah ich mit an, wie sie zu Boden ging. Instinktiv ging ich in die Knie und schloss sie in meine Arme. Sie weinte sich die Seele aus dem Leib. Ich hörte ihr Schluchzen, ihre weinerliche Stimme. Sie weinte wie ein kleines Kind, doch es störte mich nicht, sollte sie sich erst ein Mal ausweinen, danach würde es ihr besser gehen - Irgendwann. Ich musste nichts sagen. Manchmal half es einfach, wenn jemand einen in Arm nahm.


Irgendwann wurde sie heiser und verstummte. Sie schluchzte leise, zitterte am ganzen Körper und ich hob sie in meine Arme. Sie klammerte sich an mir fest. Ich sah zu Sam rüber, der sofort verstand. Er kam angelaufen und öffnete die Beifahrertür. Vorsichtig setzte ich sie in meinen Wagen und schnallte sie umständlich an. Sie wippte vor und zurück, ihr ganzer Körper schlotterte und zitterte. "Könntest Du Andrew bitte in seinen Wagen legen und den Chevy nehmen?" fragte ich meinen kleinen Bruder, der nickend zustimmte. "Natürlich, Dean. Den Dodge kann ich auch von jemandem abholen lassen der in Tulsa lebt." antwortete er mir und ich sah ihn erstaunt an: "Ach, ja? Wen den?" fragte ich neugierig und er schüttelte traurig lächelnd den Kopf: "Oh, Mann, Dean. Also wirklich. Es ist ein Jäger, dem ich mal geholfen hatte. Liam Jeffersson. Er war damals auch in der Roadbar und wir blieben in Kontakt." erklärte er mir kurz und bündig. Ich sah ihn verständnisvoll an: "Gut. Dann werde ich mal Ash in ein Motel bringen. Wir sollten sie erst ein Mal schlafen lassen und Morgen dann... Die Beerdigung abhalten." ich verzog bei dem Gedanken das Gesicht. Wieder war ein guter Jäger von dieser Welt gegangen. Einer der Wenigen, der Bobby und Dad kannte. Ich schubste die Tür zu und ging um den Wagen. Wie ich es hasste so durchnässt zu werden. Aber das war jetzt nur zweitrangig. Erst ein Mal musste ich mich um ash kümmern. "Kennst Du ein Motel in der Nähe?" wandte ich mich noch mal an meinen Bruder, der kurz innehielt und überlegte: "Ich glaube auf dem Weg hier her sind wir an einem Vorbei gefahren..." sagte er und grübelte. "Ich glaube ich habe eines gesehen an der vorletzten Ausfahrt, da war der McDonald's, weisst Du noch?" meinte er und ich nickte abwesend. Mein Magen begann zu knurren. Ich musste in den unmöglichsten Situationen ans Essen denken. "Jupp, ich denke das finde ich wieder." antwortete ich nur und stieg endlich ein. Raus aus dem Regen.


Ich drehte den Schlüssel und sofort begann die Heizung zu laufen. Die warme Luft tat nach diesem kalten Regen wirklich gut. Auch Ash begrüsste die Wärme. Sie legte ihre zitternden Hände an die Lüftung und versank kurz danach in den Sitz. Ich startete den Wagen und legte den Rückwärtsgang ein. Kurze Zeit später, als wir die Strasse aus dem Wald verlassen hatten und auf die 97 zurück ins Centrum von Sand Springs fuhren, war Ash eingeschlafen. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen als ich sie so betrachtete. Es dauerte eine Weile bis wir wieder in Stadtnähe waren. Ich drehte die Heizung voll auf, damit Ash nicht noch mehr frieren musste. Der Regen wurde weniger. Die Scheibenwischer rieben quietschend auf der Scheibe herum, sodass ich sie ausstellte und nur an machte, wenn der restliche Niesel mir die Sicht zu sehr versperrte. Irgendwann bog ich ab auf den Sand Springs Expressway. Innerhalb von knapp sieben Minuten waren wir am Hotel angekommen. Das Holliday Inn würde mich zwar etwas kosten, aber jetzt noch Stundenlang herumzukurven, bis man etwas Günstigeres gefunden hatte, wäre nicht sinnvoll. Und damit wäre niemandem geholfen. Ash musste dringend warm Sachen bekommen, eine heisse Dusche oder am besten ein Bad, etwas warmes zu trinken und ein Bett. Basta. Ich steuerte auf den Parkplatz und schnallte Ash und mich ab.

Call me a "Winchester Babe" [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt