Teil 3

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"Ist der Kronenleuchter neu?", ich deutete auf einen riesigen rostigen Leuchter an der Decke.
"Ach der, ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe", Nelli setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und ich ließ mich auf ihr Bett plumpsen.
"Ich hab es schon wieder getan", murmelte ich und starrte an die Decke.
"Das ist ja wundervoll, wer war es dieses Mal und was hast du gemacht?"
"Eine Oberzicke und sie lag nur schreiend auf dem Boden."
"Kommst du jetzt endlich zu uns?", Nelli betrachtete ihre Fingernägel.
"Wie oft noch, ich will nicht im Untergrund leben."
"Wir gehen jede Nacht raus Süße, keine Sorge."
Ich seufzte: "Ich mag solche Spielchen nicht und das weißt du genau." Ich funkelte sie böse an, doch sie lachte nur.
Mit Spielchen meinte sie Typen verführen und danach töten.
"Gib es doch zu Melrose, du hast tief in dir drinnen auch das Verlangen andere zu zerstören", ihre Hand lag auf der Stelle, wo sich ihr Herz befand.
Sie hatte recht, der Druck jemanden zu töten war enorm.
"Du kennst meine Einstellung dazu", ich wandte mich zum Gehen. So endete eigentlich jedes Gespräch zwischen uns.
"Du hast Talent Süße, bitte vergeude es nicht."
Darauf erwiderte ich nichts mehr und winkte ihr zu, ohne sie anzusehen, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Ich lief wieder durch das Gemeinschaftswohnzimmer, das auch sehr einfarbig gehalten war. Luna saß auf der schwarzen Couch und schaute sich irgendeine Serie an. "War mir ein Vergnügen", sie lächelte mich an.
"Wie jedes Mal", damit zog ich die Tür hinter mir zu und stand wieder in der Sackgasse.
Ich hielt meine Hände vor meine Augen, da mich die Sonne blendete. Als ich weiterlief, gewöhnte ich mich langsam wieder an das Licht. Ich warf einen Blick auf die Uhr, wenn ich einen Umweg nahm, konnte ich allmählich nach Hause gehen. Meine Beine trieben mich zurück zur Hauptstraße und nach ein paar Straßen bog ich links ab.
Wir wohnten in einem Endreihenhaus. Rasch klingelte ich, bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, oder gar damit anfing, wegen des neuen Vorfalls und dessen Folgen Panik zu schieben, doch niemand öffnete die Tür. In meiner Tasche kramte ich eine gefühlte Ewigkeit nach meinem Schlüssel und schloss dann auf.
"Hallo?", rief ich. Keine Antwort. In der Küche hing ein Zettel: Bin einkaufen.
Ich hopste die Treppen hoch, schmiss meine Tasche auf den Boden und ließ mich in meinem Zimmer auf das Bett fallen. Einmal tief durchatmen, wie sollte das weitergehen?
Umziehen war keine Lösung.
Ich lag ungefähr zehn Minuten still da, bis ich die Schlüssel hörte. Meine Adoptivmutter war nicht die Netteste, aber sie hatte genug Probleme mit mir, daher sollte ich mich nicht beschweren.
"Melrose?", schrie sie.
"Ja?", antwortete ich.
"Wir müssen reden." Ich schluckte, die Schule hatte angerufen. Die Küchentür wurde geöffnet und ich hörte, dass sie etwas zu trinken zurechtstellte.
Ich schloss die Augen und stand danach ruckartig auf: "Ich komme."
Nachdem ich die braune Holztreppe heruntergegangen war, nahm ich schließlich am Küchentisch Platz. Meine sogenannte Mutter sah mich eiskalt an, sie war etwas kräftiger und hatte braune Haare.
"Du hast es uns versprochen", sagte sie und nippte an ihrem Wasser. Mit 'uns' meinte sie sich und ihren Mann.
"Ich weiß", war das Einzige, was ich hervorbrachte.
"Mehr hast du dazu nicht zu sagen?", sie zog die Augenbrauen hoch.
"Ich wollte das nicht, aber sie hat angefangen, sie hat mich berührt!", ich hielt ihrem Blick stand.
Natürlich wusste sie nicht, dass ich ein Nightmare war. Menschen durften nichts von unserer Existenz wissen, sonst würden sie uns töten, oder wir eher sie. Auf jeden Fall würde es Chaos bedeuten.
"Was ist denn bitte so schlimm daran, berührt zu werden? Es ist jedes Mal dasselbe!" Ich nahm einen großen Schluck Wasser. Bei ihr musste ich keine Angst haben, sie hatte mich genau einmal angefasst, seitdem nie wieder. Sie hatte Angst davor, Angst vor mir.
Anstatt zu erklären, fragte ich: "Ziehen wir jetzt wieder um?"
Sie seufzte: "Uns bleibt nichts anderes übrig, und wenn du es dort nicht schaffst, dich unter Kontrolle zu halten, kommst du in ein Heim. Ich kann das nicht mehr." Damit stand sie auf. Ich starrte wie vor den Kopf gestoßen auf mein Glas. Sie würden mich weggeben.
Ich konnte das nicht unter Kontrolle bringen. Erneut griff ich nach dem Glas und meine Hand zitterte.
Im Heim würde niemand ein 16-jähriges Mädchen mit einer solchen Akte zu sich nehmen. Ich musste lernen es zu kontrollieren, ich hatte keine andere Wahl.

Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt