"Dann mach es!", rief Tobias genervt. "Dafür müsste ich einem von euch weh tun und es könnte gefährlich werden, da ich mich noch nicht kontrollieren kann." Nellis Stimme war höher als sonst, als sie sprach:"Du meinst, du willst einen Nightmare kontrollieren?" Ich zuckte mit den Schultern:"Ich weiß noch nicht genau, wie es funktioniert, aber als ich das letzte Mal einen-" Ich verstummte, sollte ich genauestens auf Steve Wilson eingehen? "Was, sag schon!", drängte Nelli. Ich atmete tief durch:"Es war, wie wenn ich einen Menschen berührt hätte, oder nein, so kann man es nicht sagen, es war anders, aber die Auswirkungen waren dieselben. Er hatte Schmerzen, zwar keine lebensbedrohlichen, aber dennoch lag er auf dem Boden." Nelli sah unsicher zwischen mir und ihrem Freund hin und her:"Wer war es?" "Steve Wilson, der von dem ich dir erzählt habe, dass er sich kontrollieren kann. Er wird mir helfen meine Fähigkeiten zu verstehen, Nelli." Tobias winkte ab:"Du kannst von mir aus so viel erzählen, wie du willst, aber ich brauche einen handfesten Beweis, sonst kann ich das einfach nicht glauben." Ich sah zu Nelli und sie verzog das Gesicht zu einer seltsamen, nicht definierbaren Grimasse. "Es wird schmerzhaft für dich, Tobias.", sagte ich jetzt an ihn gewandt, weil ich niemals meiner besten Freundin weh tun würde. "Du hast doch gesagt, dass es nicht lebensgefährlich ist, also komm, ein paar Bauchschmerzen werde ich schon verkraften können.", er grinste immer noch selbstsicher. Ich sah Nelli an:"Wenn ich nicht loslasse, musst du mich von ihm losreißen, ich weiß nicht, was passiert, wenn du es nicht tust." Sie sah mich ängstlich an, nickte aber dennoch. "Bereit?", fragte ich und er nickte. "Bereit, wenn du es bist."
Für einen Moment sah ich auf seinen Arm, wo sich seine Adern, unschwer zu erkennen, von der Haut abhoben. Ich holte tief Luft und schloss dann meine Finger um sein Handgelenk. Zuerst befürchtete ich schon, dass es nicht funktionierte und ich wie der größte Vollidiot dastand, doch dann regte sich etwas und ich spürte, wie sich mein Griff verfestigte. Zeig ihnen, wer du wirklich bist. Ich hörte auf die Stimme und auf einmal wusste ich, was zu tun war. Ich nahm Tobias mit an den schwarzen Ort und ließ mich dieses Mal nicht von seiner Erinnerung mitreißen. Von weit weg verspürte ich eine vertraute Kraft und dann sah ich sie vor mir. Mitten im weiten schwarzen Nichts stand die Morgentanne und neben mir stand Tobias, der sich zu einem kleinen Haufen zusammengekrümmt hatte. "Tobias!", hauchte meine Stimme, aber sie klang überhaupt nicht nach mir, sie war rau und tief. Er hob den Blick und ich sah, dass er sich die Ohren zuhielt und seine Augen mit Tränen gefüllt waren. "Mach, dass es aufhört, dieses Geschrei!", kreischte er, doch ich verstand nicht, was er meinte. Ich verspürte nur die Kraft meiner Vorfahren und hörte diese liebliche Stimme, die mir verhalf, nicht in Panik zu fallen. Ich wollte zu ihm treten, doch er wich zurück und wollte sprechen, aber bekam den Mund nicht auf. Mein Blick wanderte durch die Dunkelheit und langsam verblasste auch die Tanne und die Gestalt von Tobias. Wo waren sie denn jetzt hingegangen? Und auf einmal wurde meine Verbindung getrennt und es wurde wieder hell. Es drehte sich alles um mich und ich schaute durch den Raum. Nelli kniete neben ihrem Freund, der sich schreiend die Ohren zuhielt. Irgendwie musste ich lächeln, ich hatte ihn gewarnt. "Verdammt, Melrose! Was hast du nur mit ihm gemacht?" Meine Mundwinkel sackten sofort nach unten und ich sah sie ausdruckslos an:"Ich habe doch gesagt, es wird schmerzhaft."
"Aber er beruhigt sich doch gar nicht!", schrie sie mich an und ich setzte mich zu ihr auf den Boden. Entsetzt rutschte sie enger zu ihm:"Fass ihn ja nicht mehr an!" Ich schnaubte:"Was zur-, ich habe doch nur getan, was er wollte!" "Denkst du, er wollte schreiend auf dem Boden liegen?", kreischte sie zurück. Ich öffnete den Mund, doch schloss ihn dann wieder, weil ich wusste, dass es alles nur noch schlimmer machen würde, wenn ich meiner Wut jetzt freien Lauf ließ. "Es ist alles gut, du bist bei mir, du bist in Sicherheit.", raunte Nelli Tobias ins Ohr, und dieser verstummte allmählich. Unsicher stand ich jetzt mitten im Raum:"Ich werde-, oder ich hole einfach Wasser, das hilft bestimmt." Sie beachtete mich gar nicht erst und ich hastete in die Küche, erschrocken von mir selbst, dass mich das Gefühl dieses dunklen Ortes immer wieder so in seinen Bann zog. Ich wusste es nicht sicher, aber ich denke, dass ich für immer dort bleiben würde, wenn mich keiner zurückgeholt hätte. Wenn ich sagen würde, dass ich mich schlecht fühlte, wegen dem, was ich diesen Nightmare gerade angetan hatte, würde ich lügen, denn das Gegenteil stimmte, es ließ mich gut fühlen, ich war völlig ausgeglichen. Mit zwei Wassergläsern eilte ich zurück ins Wohnzimmer, wo Nelli mittlerweile mit Tobias zusammen auf unserem Sofa saß. Als er mich sah, weiteten sich seine Augen und Panik spiegelte sich in ihnen wider:"Bleib weg von mir!" Ich stellte die Getränke auf den Couchtisch:"Glaubst du mir jetzt?" Er sah nicht von Tisch auf und presste das vereinzelte Wort hervor:"Ja."
Ich unterdrückte mein Lächeln und versuchte stattdessen neutral zu klingen:"Du musst mir erzählen, wie es für dich war, damit ich lernen kann, es zu kontrollieren." Sofort schüttelte er den Kopf:"Ich will nicht darüber reden." Nelli sah ihn mitleidig an und hielt ihm dann ein Glas hin:"Trink erst einmal etwas, Schatz." Ich verkniff mir ein Würgegeräusch, das ich jetzt unter normalen Umständen gebracht hätte und setzte mich dann auf das Ende des Sofas, sodass immer noch genug Raum zwischen mir und Tobias war. "Du wolltest wirklich nicht loslassen.", flüsterte Nelli, während sie ihren Freund ansah, als könnte er sich in Luft auflösen, sobald sie den Blick abwandte. "Ich finde es zwar nicht berechtigt, dass ich mich entschuldige, weil ich euch gewarnt habe, aber dennoch Tobias, es tut mir leid, was du auch immer wegen mir durchgemacht hast." Er nickte anerkennend und zum ersten Mal sah ich Respekt in seinen Augen:"Du bist wahrhaftig eine Morgen, Melrose."
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
ParanormalDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...