Mein Wecker klingelte und ich drehte mich im Bett herum. "Ich bin doch schon wach.", murmelte ich mehr zu mir selbst. Ich machte mich fertig, frühstückte und verabschiedete mich dann von meiner Adoptivmutter. Meine Hände steckte ich in die Jackentasche und lief auf der Stelle, um mich warmzuhalten. Als ich einen großen Audi um die Ecke fahren sah, musste ich unwillkürlich lächeln. Er war so ein Idiot. Ich öffnete die Autotür:"Guten Morgen." "Ich wusste, dass ich dich hier antreffen würde.", er grinste breit. Am liebsten würde ich ihn jetzt einfach in den Arm nehmen, aber das ging ja nicht. Monster. Ich schluckte, ich sollte mich von ihm fernhalten. "Du musst mich jetzt aber nicht jedes Mal abholen und in die Schule fahren.", ich räusperte mich. "Aber ich fahre doch sowieso und außerdem ist es kein großer Umweg. Das macht mir nichts aus, ich mache das doch gerne."
Ich überlegte, wie ich ihn am besten abwimmeln konnte, ohne ihn zu verletzen, aber eigentlich wollte ich es ja gar nicht:"Ich sollte mich wirklich mit den Bussen auskennen, Luke. Das ist nicht böse gemeint." Er nickte und umgriff das Lenkrad fester:"Verstehe." In meinem Kopf schrie ich mich dafür an, warum hielt ich mich überhaupt an die Worte von Steve Wilson? Weil er Recht hat. Dieser Gedanke schwirrte mir die ganze Zeit durch den Kopf. Ich hatte Angst Luke weh zu tun, ich könnte ihn umbringen, wenn ich nicht aufpasste. Allerdings würde ich ihm auch mit dem Abweisen weh tun, es ging also nur schlecht. "Was haben wir jetzt?", fragte ich. Er legte die Stirn in Falten:"Ich glaube Chemie." "Oh je." "Warum?" Ich lachte:"Darin bin ich eine völlige Niete." Luke begann zu schmunzeln:"So ist das also." "So ist das." "Hat Zoe dir eigentlich irgendwas Dummes gesagt?", er sah mich kurz durch den Spiegel an.
"Zoe?" "Meine Schwester, als sie dich letztens nach Hause gefahren hat." Ich dachte kurz nach, sie hatte nur gemeint, sie würde mich nicht sonderlich mögen, aber ich war mir nicht mal sicher, ob sie das ernst gemeint hatte, also schüttelte ich den Kopf:"Nein wieso?" Er zuckte mit den Schultern:"Nur so, sie ist manchmal ein wenig eigen, wenn es um mich und meine Freunde geht. Wahrscheinlich denkt sie, sie könnte mich beschützen." Luke schüttelte lächelnd den Kopf. Mir wurde mulmig zumute, warum war Zoe gleich von Anfang an gegen mich? Wir fuhren auf den Parkplatz der Schule und stiegen aus. Ich achtete darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen.
"Hast du die auch vorgestern gekauft?", er deutete auf meinen Hals. Ich brauchte erst einen Moment, um zu merken, dass er von der Kette sprach:"Nein, sie ist ein Erbstück." "Von deiner Großmutter?" Ich wurde nervös, ich hatte keine Ahnung:"Ich weiß es nicht." "Du weißt es nicht?", wiederholte er. Ich riss mich zusammen, früher oder später würde er es eh erfahren:"Ich lebe bei Adoptiveltern." "Oh, tut mir leid, das wusste ich nicht." Ich lächelte:"Ist doch nicht weiter schlimm." "Ist es unhöflich, wenn ich dich jetzt darüber ausfrage?" "Frag ruhig." "Kennst du deine leiblichen Eltern?" Ich schüttelte den Kopf:"Wenn ja, dann war ich so klein, dass ich mich nicht mehr an sie erinnern kann."
Er war kurz still, als überlegte er, ob er etwas fragen sollte, oder nicht und dann entschied er sich anscheinend dafür:"Was ist passiert?" Ich machte eine lange Pause, während wir zum Schulgebäude liefen:"Sie sind umgekommen, sie hatten einen Autounfall." Er zog scharf die Luft ein:"Das tut mir leid und entschuldige bitte, dass ich überhaupt gefragt habe." "Ist schon in Ordnung." Ich wusste nicht, warum ich von dem Autounfall erzählte, obwohl ich selbst nicht mal daran glaubte, aber irgendein komisches Gefühl sagte mir, dass es das Richtige sei. "Es tut mir trotzdem leid, Rose." "Schau lieber mal in welche Richtung wir müssen, bevor wir wieder zu spät kommen.", ich lachte, um vom Thema abzulenken und es klappte tatsächlich.
"Wie oft noch, ich bin die Pünktlichkeit in Person." Wir waren überpünktlich und ich war erleichtert, als ich Wendy sah, somit musste ich mich nicht zu Luke setzen. Gleichzeitig versetzte es mir aber auch einen Stich, dass ich überhaupt so denken musste. "Hey, Melrose!", sie zog den Stuhl neben sich zurück, um mir Platz zu machen. Ich lächelte:"Morgen!" "Wie war dein Wochenende?", fragte sie mich. "Ganz gut, aber ich habe nichts Besonderes gemacht, und deins?" Sie begann zu grinsen, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich das frage:"Ich war im Kino und ja, es war ein Date." Ich freute mich für sie, aber gleichzeitig zeigte es mir einmal mehr, dass ich nicht normal war, dennoch tat ich so, als würde es mich interessieren:"Wie war er?"
"Toll, der ganze Abend war toll." "Seid ihr jetzt zusammen?" Sie lachte:"Nein, aber wer weiß." "Dann viel Glück!", ich zwinkerte ihr zu. "Danke." In diesem Moment kam der Chemielehrer zur Tür herein und ich musste mich bemühen, ihn nicht durchgehend anzustarren. Seine grauen Haare standen in alle Richtungen ab und er trug irgendeinen alten weißen Kittel. "Das ist Herr Led, besser bekannt unter der Bezeichnung die Augenweide.", flüsterte Wendy und ich konnte ein kleines Kichern nicht unterdrücken. "Ist der in Ordnung?", fragte ich. "Ja, er ist wirklich nett, aber hat nur seine Experimente im Kopf." Damit würde ich klarkommen, aber mit dem Problem, das gerade grinsend an der Tür stand, eher weniger.
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
ParanormalDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...