Teil 11

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"Du hast bestimmt Hunger", meine Mutter schloss die Tür auf.
"Es geht", log ich.
"Ich kann dir nicht viel anbieten, ich war noch nicht einkaufen."
"Eine Tiefkühlpizza reicht völlig aus", von denen hatten wir immer reichlich.
"Gut, ich bringe sie dir dann hoch, und wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst, sag mir einfach Bescheid."
Ich nickte und ging nach oben, doch bevor ich die Schwelle zu meinem Raum auch nur betreten konnte, wurde die Schlafzimmertür aufgerissen und mein Adoptivvater stand mir gegenüber. Er betrachtete meinen Arm, dann fing er an zu lachen, woraufhin ich ihm am liebsten das dumme Grinsen aus dem Gesicht geschlagen hätte, doch ich tat es nicht.
Auf der einen Seite wegen meinen Verletzungen und auf der anderen wegen meiner Mutter; sie gab sich wirklich Mühe und das wusste ich zu schätzen.
Mit einem Grummeln ging er an mir vorbei nach unten und dabei sah ich seine riesige Beule am Hinterkopf. Ich lächelte zufrieden, geschah ihm recht.
Ganze zehn Minuten war ich damit beschäftigt, aus dem Krankenhaushemd herauszukommen und noch länger dauerte es, mir wieder etwas anzuziehen.
Ich unterdrückte ein Stöhnen, als es an der Tür klopfte: "Ja?"
Meine Adoptivmutter stellte mir den Teller an den Schreibtisch: "Umziehen klappt also."
"Dauert nur länger", ergänzte ich und sie hörte es entweder nicht, oder tat so, als ob ich nichts gesagt hätte.
"Wenn du noch etwas brauchst, ruf einfach, ich bin im Wohnzimmer." Danach schloss sie die Tür wieder und ich begann zu essen.

Am Mittwoch sollte ich also schon wieder in die neue Schule, wie ich das hasste. Ich würde sowieso wie immer der Außenseiter sein, aber das war ich ja schon gewohnt.
Während dem Kauen fuhr ich meinen Laptop hoch: "Samstag 19:04 Sie haben neue Nachrichten." Das war gestern.
Nelli hatte geschrieben: "Und wie ist es, Süße? Warum meldest du dich nicht?"
Ich tippte eine Nachricht ein: "War im Krankenhaus, mein sogenannter Vater hat mir den Arm gebrochen, aber das erzähle ich dir wann anders."
Es kam sofort eine Antwort zurück: "Hast du es ihm heimgezahlt?"
"Nein."
"Sollen wir dich holen?"
"Nein." Damit ging ich offline.
Ich rief die Seiten von neulich über den Nightmare, der seine Kräfte kontrollieren konnte, auf. Wenn es ihn wirklich gab und ich zu ihm Kontakt aufbauen könnte, wäre das die Lösung all meiner Probleme.
Ich suchte alle möglichen Seiten nach ihm ab, aber auf keiner wurde genauer auf Steve Wilson eingegangen. Mit einem Seufzer schaltete ich den Laptop aus. Ich öffnete meine Zimmertür. Fernsehgeräusche drangen an mein Ohr und ich entschied mich gegen den Plan, mir etwas zum Trinken zu holen, denn ich würde jetzt niemanden stören.
Deswegen öffnete ich eine Tür, in der Hoffnung, es wäre das Bad, doch es war nur irgendeine alte Treppe, die, so wie es aussah, zum Dachboden führte. Mit der nächsten hatte ich dann wieder mehr Glück. Ein riesiges Bad mit grauen Fliesen erstreckte sich vor mir. Die Badewanne, Dusche und die Toilette waren weiß. Das Waschbecken ebenfalls, der Wasserhahn allerdings wieder grau. Ich sah mich im silbernen Spiegel an. Meine helle Haut sah blasser aus als sonst, meine Augenringe tiefer als normal und meine schwarzen Haare waren ein einziges Chaos.
Ich löste vorsichtig meinen Verband, mein Arm war komplett blau. Vorsichtig tippte ich ihn an und biss gleichzeitig die Zähne zusammen. Das würde ich noch lange spüren.
Ich kämmte meine Haare und putzte meine Zähne, den Rest ließ ich gerade so wie er war. Als ich in mein Zimmer zurückging, brannte das Licht, jedoch hatte ich es nicht angelassen. Ich lugte vorsichtig in den Raum, aber er war leer. Alles war an seinem Platz, merkwürdig.
"Suchst du etwas?", mein Adoptivvater stand direkt hinter mir.
"Was willst du?"
Er ging in mein Zimmer: "Dich auf jeden Fall nicht unter meinem Dach." Ich schnaubte und verfolgte jede einzelne seiner Bewegungen mit eisigem Blick. Er sprach weiter: "Du wirst gleich am Mittwoch in der Schule das tun, was du auch immer machst, aber mach es, oder ich werde dafür sorgen, dass du uns verlässt."
"Und was, wenn nicht? Was willst du machen, mich umbringen?"
"Liebend gerne, aber nein. Ich werde dafür sorgen, dass du uns freiwillig verlässt." Ich starrte ihn an, ich hatte noch nie so einen Hass auf eine Person empfunden.
"Du weißt schon, dass ich dir genauso drohen kann, oder?"
Er lachte auf: "Du bist ein Kind, außerdem habe ich einen Schutz vor dir."
"Ich rede auch nicht von dir."
Er runzelte die Stirn und fing dann an den Kopf zu schütteln: "Das würdest du niemals machen, du liebst sie doch wie deine eigene Mutter!"
"Ich mache es nicht freiwillig, aber wenn du mich dazu zwingst, dann schon, dann muss ich sie verletzen." Er kam einen Schritt auf mich zu und ich lächelte: "Du hast im Moment keinen Schutzanzug an, Dad." Er stürmte aus dem Zimmer und schmiss die Tür hinter sich mit voller Wucht zu.

Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt