Ich wollte zurück auf den Dachboden, um die Kiste genauer zu untersuchen, aber ich wusste nicht, ob ich es tun sollte. Morgen, wenn ich von meinem Termin zurückkomme, würde ich nochmal nach oben gehen. Ich zerbrach mir meinen Kopf mit etlichen Fragen. Sollte ich Steve Wilson gegenüber gleich die Wahrheit erzählen? Entweder er hält mich für verrückt oder er weiß Bescheid. Ich hatte Kopfschmerzen von dem vielen Nachdenken, also sah ich mir einen Film auf dem Laptop an, um mich abzulenken. Kurz vor dem Ende wurde ich von unten gerufen:"Melrose, es gibt Essen."
Ich rappelte mich auf und ging in die Küche, allerdings standen nur zwei Teller auf dem Tisch:"Sind wir heute nur zu zweit?" Sie nickte:"Dein Vater ist für ein paar Tage auf einer Geschäftsreise." Mein breites Grinsen konnte ich nicht ganz unterdrücken und auch meine Laune wurde schlagartig besser:"Damit komme ich klar." Sie füllte meinen Teller mit Gemüsesuppe und stellte ihn vor mir ab:"Du hast ihm immer noch nicht verziehen, oder?" Ich sollte ihm verzeihen? Darüber hatte ich noch nicht mal eine Sekunde lang nachgedacht. "Dadurch würde sich unser Verhältnis auch nicht bessern.", ich probierte die Suppe, sie enthielt ein wenig zu viel Salz. "Also willst du nicht mehr mit ihm reden?" "Ich wüsste nicht, was ich ihm sagen sollte und damit hat er, glaube ich, auch keine Probleme."
"Du bist ihm wichtig, Melrose.", sie sah mich an, doch ich schenkte meinem Löffel die volle Aufmerksamkeit. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, du bist ihm wichtig, wer's glaubt. "Ist es so notwenig, dass ich mich mit ihm verstehe?", murmelte ich. "Er ist dein Vater, natürlich ist das wichtig." Ich schluckte und sah sie an:"Er ist nicht mein Vater und er hat sich auch nie so verhalten." "Was redest du da? Er ist dein Vater und ich deine Mutter, wir sind eine Familie." "Meine Eltern sind tot.", damit stand ich auf.
Ich weiß, dass ich nicht so mit ihr hätte reden dürfen, immerhin hatte sie mich all die Jahre lang gut behandelt, aber meine Gedanken spielten verrückt. Der angebliche Autounfall, von dem nie berichtet wurde, die Kiste mit meinen Initialien auf dem Dachboden, sie musste mehr wissen. Mit einer Mischung aus Wut und Reue verkroch ich mich zurück in mein Zimmer. So fühlte es sich also an alleine zu sein, wirklich alleine.
Ich zog mich um und ging dann in mein Bett, kurz darauf schlief ich auch schon ein.Meine Beine wirkten schwer, aber dennoch rannte ich, als würde es mich kein bisschen Anstrengung kosten und auch meine Atmung war relativ ruhig, obwohl sie eigentlich hätte schneller gehen müssen. Äste krachten unter meinen Füßen und kalter Wind bließ mir ins Gesicht, aber kalt war mir nicht. Ich wusste nicht, wo ich mich befand, aber ich kannte den Weg und ich war mir sicher, mein Ziel zu kennen. Genau in diesem Moment verlangsamten sich meine Schritte und vor mir baute sich eine riesige Tanne auf. Wie auf dem Bild war sie alt und groß dargestellt. Ich fuhr mit meinen Fingern über die Rinde des Baumes, sie war durch die Strahlen der Sonne leicht gewärmt. Dieser Ort löste seltsame Dinge in mir aus. Auf der einen Seite fühlte ich mich wohl und auf der anderen sorgte er dafür, dass ich mich fürchtete. Die Angst und Panik, die ich beim ersten Besuch gespürt hatte, war verschwunden, aber dieses Mal versuchte ich auch nicht zu flüchten.
Die Tanne ragte viel weiter empor, als die restlichen Bäume und irgendwie wirkte sie auch viel majestätischer. Ich lehnte mich gegen den Stamm, da fing es auf einmal an zu regnen. Ich streckte den Arm aus, um ein paar Tropfen aufzufangen, doch das Wetter schlug viel schneller um, als das ich es mir hätte vorstellen können. Wolken zogen herbei und vedeckten die Sonne, während der Regen immer stärker wurde. Ich sah einen Blitz, ich musste hier weg. Ich sah mich panisch um. Gleich darauf folgte ein Donnern und ein Blitz schlug direkt vor mir ein, ich schrie. Alles wurde hell erleuchtet. War ich tot? Ich kniff die Augen fest zusammen, um den Blitz auszublenden, doch alles war dunkel.
Ich tastete um mich, weicher Stoff, mein Zimmer. Die Tür wurde aufgerissen und Licht strahlte vom Gang herein. "Was ist passiert?", meine Adotivmutter sah mich panisch an. Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen:"Ich wollte dich nicht wecken, ich hatte nur einen Alptraum." "Ist alles in Ordnung?" Ich nickte:"Ich lege mich wieder schlafen." Sie verließ zögerlich den Raum, wahrscheinlich war sie sich nicht sicher, ob sie hätte nachfragen sollen. Als mein Zimmer wieder komplett dunkel war, entspannte ich mich. Nirgendwo war ein Blitz eingeschlagen, Melrose. Du lebst.
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Ja, heute ist Freitag und eigentlich lade ich nur mittwochs & sonntags etwas hoch, aber ich wollte mich mal bedanken.
Nightmare war gestern
(16. Februar 2017) auf
# 119 in Übernatürliches und das hat mich so unglaublich glücklich gemacht☺Deswegen habe ich mir gedacht, lade ich mal ein Kapitel mehr hoch, ich hoffe ihr freut euch auch🔥😌
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
ParanormalDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...