Ich blieb wie der größte Vollidiot vorne stehen, unschlüssig wo ich mich hinsetzen sollte. Eine Sache, die sich wohl nie ändern würde, egal wie oft man die Schule wechselte.
"Melrose?" Ich drehte mich um und Wendy kam gerade herein.
"Hey", begrüßte ich sie.
"Bist du bei uns in der Klasse?"
"Ja, sieht ganz so aus."
"Cool, du kannst dich ruhig neben mich setzen."
"Gerne", gab ich erleichtert zurück.
Wir setzten uns in die zweite Reihe und dann kamen auch schon die letzten Schüler und eine Lehrerin herein. Alle gingen auf ihre Plätze, die Lehrerin blickte durch die Klasse und blieb an mir hängen: "Melrose, nicht wahr?"
"Ja, Rose."
"Willst du dich kurz vorstellen?" Ich zuckte mit den Schultern und genau in diesem Moment klopfte es.
Die junge Lehrerin öffnete die Tür mit einem Augenrollen und ein Junge mit braunen Haaren kam herein: "Tut mir leid für die Verspätung."
Mir stockte der Atem, nein, das durfte nicht wahr sein. Es war Luke, der Luke aus dem Klub, dem ich danken sollte.
Das würde allerdings nichts an unserem Plan ändern.
"Jeden Tag dasselbe, wir sprechen uns deswegen noch." Er lächelte, dann ging er auf seinen Platz zu. Er hatte mich hoffentlich schon längst wieder vergessen, doch ich gab meine Hoffnung sofort auf. Sein Blick wanderte zu mir und dann runzelte er die Stirn, als er meinen Arm bemerkte. Das würde schwer werden. "Also Melrose, stell dich kurz vor."
"Ähm ja, ich bin Rose und wir sind wegen der Arbeit meiner Eltern hergezogen."
"Und ich bin oft in Klubs anzutreffen", Luke lachte. Ich fand es zwar total dämlich, dennoch musste ich lächeln.
"Ihr kennt euch?", die Lehrerin sah zwischen uns hin und her.
"Nicht wirklich", murmelte ich.
"Noch nicht", ergänzte Luke. Ich drehte mich zu ihm um und er grinste breit.
"Wie auch immer, jetzt machen wir Deutsch." Ein Raunen ging durch die Klasse und Wendy warf mir einen merkwürdigen Blick zu, doch ich tat so, als hätte ich nichts bemerkt.
Die Lehrerin, die sich als Frau Marken herausstellte, begann etwas von Aufsätzen zu reden, doch ich hörte seit dem Anfang nicht zu, und das, obwohl wir eine Doppeltsunde hatten.
"Wir machen eine kurze Zwischenpause!", rief Frau Marken, was allgemeine Begeisterung auslöste und alle losstürmen ließ. Ich blieb als so ziemlich die Einzige auf meinem Platz sitzen, doch dann musste sich natürlich ausgerechnet Luke neben mir auf den Stuhl fallen lassen. Wir saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander und ich mied jeglichen Blickkontakt.
"Na", er versuchte ein Gespräch aufzubauen.
"Was willst du?"
"Ist das wegen dem Typ?", er deutete auf meinen Arm.
"Ich hatte eher mit einer anderen Frage gerechnet."
"Wie meinst du das?", er zog die Augenbrauen hoch.
Ich sah nicht von meinem Mäppchen auf: "Egal."
"Warum ich dich nicht frage, was mit dem Mädchen passiert ist?" Ich antwortete nicht.
"Zurück auf eure Plätze!", wies unsere Lehrerin an.
"Weil du für mich in erster Linie wichtiger bist, als dieses Mädchen und außerdem, siehst du sie hier irgendwo?", damit stand er auf und ich starrte Löcher in den Stuhl, wo er gerade noch gesessen hatte. Diese Begegnung hätte nie passieren sollen.Nach einer weiteren Stunde purer Langeweile war richtige Pause. Ich war mit Wendy auf dem Weg zur Mädchentoilette, schließlich würde ich wieder hier meine Pausen verbringen, zumindest heute.
"Wie findest du die Schule so?", fragte sie und legte den Kopf schief.
"Naja, ganz normal, wie jede andere auch", ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte schon so viele Aufenthalte hinter mir, da achtete ich auf solche Dinge nicht mehr so arg.
"Rose!", Luke kam neben mich. Hatte ich ihn nicht mit meiner ach so liebenswürdigen Art vergrault?
"Was denn?", ich funkelte ihn böse an und klang noch genervter als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
"War das dieser Typ? Du hast mir vorhin nicht geantwortet." Wendy sah mich fragend an.
"Ja, darf ich jetzt gehen oder willst du weiterhin so tun, als ob du mein Beschützer wärst?"
"Na schön, dann lasse ich den Typen in Ruhe seine Arbeit machen, wenn er dich das nächste Mal zusammenschlägt", er fuhr mich so an wie ich es getan hatte, dann änderte er die Richtung.
"Luke, danke", rief ich ihm hinterher, obwohl ich alles andere lieber getan hätte.
Er sah mich an und grinste ironisch: "Kein Problem."
"Was war denn das?", Wendy sah mich besorgt an.
"Ach nichts, ich kann gut auf mich selbst aufpassen", ich ging schneller. Sie runzelte die Stirn und mir war klar, dass sie sich mit ihrer Neugier zurückhielt, zum Glück. Das war so besser für sie.
Ich ging sofort in die Toilettenkabine und atmete erst mal vorsichtig ein und aus. Jetzt hasste mich sogar Luke, noch ein weiterer Grund, um endlich von der Bildfläche zu verschwinden.
"Alles okay da bei dir?", Wendy klopfte.
"Ja", ich schloss die Tür auf, nachdem ich wahrscheinlich viel zu lange dort drinnen gewesen war.
"Wir haben jetzt Vertretung."
"Gut", erwiderte ich.
"Ist es dann in Ordnung, wenn ich mich zu meinen Freunden setze?"
"Was? Natürlich, ich kann doch nicht bestimmen, wo du sitzt", ich lachte, aber eigentlich war mir eher nach Weinen zumute.
Du schaffst das Melrose.
Kurze Zeit später saßen wir also wieder in einem Klassenzimmer. Ich hatte mich ganz nach vorne in die erste Reihe gesetzt; es konnte mir ja schließlich egal sein, dass ich wie das größte Opfer alleine dasaß.
Nur noch paar Stunden, dann war ich bei meinen Freunden und ab dann würde alles besser werden. Das war das Einzige, was jetzt noch für mich zählte.
Luke kam anscheinend wieder zu spät und genau dieser Fakt, dass mir das überhaupt aufgefallen war, machte mich rasend.
"Guten Morgen", ein freundlich wirkender Lehrer kam herein. Die Antwort war nur ein leises Murmeln der Schüler. "Fehlt heute jemand?", er setzte sich ans Pult und holte eine Lesebrille heraus. Als keiner auf seine Frage einging, begann er, die Liste mit den Nachnamen durchzugehen: "Aben." Wendy hob die Hand. "Fay", ich hörte irgendwann schon gar nicht mehr richtig zu. So ging das auch die ganze Zeit weiter, bis auf einmal jemand aufgerufen wurde: "Wilson!" Ich schreckte bei diesem Nachnamen automatisch hoch. Es konnte doch nicht sein, dass hier ein Kind von Steve Wilson, einem Nightmare, war. Das war schlichtweg unmöglich, wie sollte er hier zurechtkommen? Allerdings wäre es das Kind von dem Nightmare, der seine Kräfte kontrollieren konnte, und warum sollte es dann nicht seine ganze Familie können?
Beruhige dich, redete ich mir zu, es war sicherlich einfach nur ein häufiger Nachname.
"Wilson!", der Lehrer sah sich um.
"Der war heute morgen da", meinte einer.
"Dann sehen wir weiter, wenn ich mit der Liste durch bin." Es klopfte nach zwei Namen und wer hätte es gedacht, es war Luke. "Name?", der Lehrer wirkte genervt.
"Luke."
"Nachname."
"Luke Wilson."
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
ParanormalDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...