"Warte mal", Amanda trat zu meiner verschlossenen Tür, "Melrose?" Ich schwieg. "Du bist es doch, nicht wahr? Willst du uns nicht ein wenig über deine Familie erzählen? Man sagt auch, du seist depressiv und krank im Kopf."
Ich spürte, dass sich meine Hände zu Fäusten ballten. Wenn ich die Tür jetzt öffnen würde, würde es nicht gut für Amanda ausgehen, doch eigentlich hatte sie es nicht anders verdient.
Ich schloss auf und trat hinter der Tür hervor. Sie grinste mich breit an und in diesem Moment ertönte die Schulklingel. Ich wollte darüberstehen und an ihr vorbeigehen, doch sie versperrte mir den Weg und hielt mich fest. Ihre Finger berührten meinen Arm und meine Augen weiteten sich sofort. Gefühle strömten auf mich ein, ich versuchte mich loszureißen, doch zu spät, ich hatte keine Kontrolle mehr.Ich hasste mich für alles, alles was ich tat, alles was ich tue und alles was ich noch tun würde. Doch wenn man sie einmal angefasst hatte, verfiel man in eine Art Rausch. Diese Gabe machte ein Monster aus mir, oder war ich schon immer eines gewesen?
Ich zog Amanda in ihrem Kopf an einen düsteren Ort, menschenleer. Das Einzige, was ich hörte, waren Beschimpfungen und Gelächter. Sie saß mitten auf dem schwarzen Boden, hielt sich die Ohren zu und weinte. Irgendetwas Unverständliches wimmerte sie vor sich hin.
Ich ging auf sie zu, doch ich war nicht ich, ich sah wie eine Figur aus einem Horrorfilm aus. Blut klebte an meinen Händen und mein Gesicht war seltsam entstellt. Ich durfte nicht zu ihr laufen, aber meine Füße gehorchten mir nicht. Als ich vor ihr stand, sah sie auf. Augenblicklich begann sie zu schreien und versuchte aufzustehen, doch sie brach gleich wieder zusammen. Ich kniete mich zu ihr herunter, aber das war nicht wirklich ich, oder?
Ich musste das beenden, und zwar sofort. Ich rief meinem Kopf zu aufzuhören, während Amanda wie am Spieß schrie. Hör auf, schrie ich mir selbst immer wieder zu und auf einmal wurde alles hell und ich war zurück in der Schule, zurück in der Realität.
Amanda jedoch, lag zusammengerollt auf dem Boden, kreischte und war tränenüberströmt. Ich sah zu ihrer Freundin, die nur gesehen hatte, wie ich Amanda mit einer einzigen Berührung zum Weinen gebracht hatte. Sie starrte mich mit Angst erfüllten Augen an. Was hatte ich getan?
Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf: Monster.
Dieses Wort wiederholte sich immer wieder in meinen Gedanken. Mein Blick ging zu Amanda, dann wieder zu ihrer Freundin. Verzweifelt suchte ich nach irgendwelchen entlastenden Worten, doch ich konnte das nicht erklären, also hob ich meine Tasche auf und verließ die Toilette.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Lehrer in die Mädchentoilette rannten, woraus das Geschrei kam. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, dort zu bleiben, aber was sollte ich sagen? Es war ein Unfall? So oft wie ich die Schule gewechselt hatte, würde mir das keiner glauben. Diese Vorfälle waren natürlich überall vermerkt, also würden sie sowieso auf mich zurückkommen. Ich steuerte auf den Ausgang zu, woraufhin mich kühle Luft umgab und ich tief durchatmete. Monster.
Sie wird keinen Schaden davontragen, dachte ich. Amanda hatte ein starkes Selbstbewusstsein.
Ich steckte meine Hände in die Jackentasche und setzte meine Kapuze auf. Nachdem ich den Pausenhof verlassen hatte, lief ich die Straße hinab, aber nach Hause konnte ich nicht, der Unterricht war ja noch nicht offiziell zu Ende. Daheim wartete sowieso nur Ärger, deswegen bog ich in eine dunklere Gasse ab, die ich nur allzu gut kannte.
Für Außenstehende sah es aus wie eine gewöhnliche Sackgasse, doch für Nightmares war es eine Art Wohngemeinschaft. Ich drückte meine Hand an die Wand. Einen Augenblick später verschoben sich die Backsteine und gaben eine Tür frei. Ich hörte einen Riegel, der sich verschob, und sie schlug auf.
"Melrose, was eine Ehre", Luna grinste falsch.
Ihren ironischen Unterton ignorierte ich und ging an ihr vorbei: "Ist Nelli da?" Sie nickte und ich lief den schwarzen Gang, der zu den verschiedenen Zimmern führte, entlang. Viel unterschied sich nicht von einer normalen WG, abgesehen von der Farbwahl. Schwarz, grau und dunkelrot. Noch bevor ich an der Tür klopfen konnte, wurde sie aufgerissen.
"Süße, du lebst ja auch noch!", Nelli war ein wenig größer als ich und zog mich in ihr Zimmer.
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
Паранормальні явищаDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...