"Ja, ich weiß. Was haben wir jetzt?", ich wechselte schnell das Thema, um unser Gespräch nicht wieder in eine schlechte Richtung zu lenken.
"Sport, aber da machst du ja nicht mit, oder?"
Ich sah zu meinem Gips: "Ich denke eher nicht."
"Willst du mir jetzt sagen, was passiert ist?", er beachtete die Fahrbahn.
"War ein blödes Missgeschick."
"Ach ja?"
"Ja, ich bin ausgerutscht und mein Vater wollte mich halten, doch dann ist das irgendwie schiefgegangen."
"Ein Unfall also", wiederholte er.
"Ja."
"Machst du Sport?"
"Nein, aber ich habe früher mal geturnt und du?"
"Du sitzt neben einer Berühmtheit", er grinste.
"Berühmt für zu spät Kommen wahrscheinlich."
"Das auch, aber ich bin auch der Käpt'n der Fußballmannschaft unserer Schule."
"Wow, und jetzt, soll ich dich bewundern?", ich lachte.
"Reicht schon, wenn du weiterhin dumme Kommentare abgibst."
Ich verschränkte die Arme: "Gut, ich bin leise."
"Dann kann ich ja das Radio anmachen", er suchte einen Sender. "Hast du eine Musikrichtung, die du magst?"
"Die Gruppe dumme Kommentare finde ich ganz gut", erwiderte ich.
"Ich glaube, von dieser Band habe ich noch nicht viel gehört, aber das können wir ja nachholen", er sah kurz zu mir herüber.
"Machen wir irgendwann", ich lachte.
"Heute?"
"Was heute?"
"Wollen wir heute etwas zusammen unternehmen, es ist doch Freitag. Wir könnten ja zu einem Klub fahren."
"Ich weiß nicht", ich wollte ihn nicht enttäuschen.
"Ja, du hast recht, Klubs sind zu voll."
"Ich meine, ob ich heute kann."
"Ach so, verstehe."
"Also ich weiß nicht, ob ich weg dürfte."
"Ich könnte auch zu dir, wenn dir das nichts ausmacht."
"Sicher, dass das eine gute Idee ist?"
Er sagte kurz nichts, doch dann seufzte er: "Du denkst doch hoffentlich nicht, dass ich so einer bin, oder?"
Ich schämte mich, eigentlich dachte ich von Luke nicht so: "Nein, ich glaube nicht, dass du nur was mit mir machst, um mir näher zu kommen, aber-"
"Aber deine Angst ist größer", beendete er meinen Satz. Ich nickte leicht. "Ich werde heute mit meinem Vater reden."
"Danke."
"Wir bekommen das hin, Rose", sagte er, während er einparkte.
"Bestimmt", ich lächelte. Luke zeigte mir den Weg zu den Turnhallen und dann verschwand ich auch schon in einer der Umkleiden, die für Mädchen waren. Es waren noch nicht viele da, doch die, die sich gerade umzogen ignorierten mich komplett, was mir auch ziemlich recht war. Ich hoffte, dass Wendy gleich dazukam, doch als sich die Tür öffnete war es nur das Mädchen mit den kurzen, braunen Haaren, das gestern mit Anna geredet hatte, ihr Name war mir entfallen.
"Zoe!", eines der anderen Mädchen lächelte ihr zu und half somit auch meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Sie lächelte zurück und steuerte dann direkt auf mich zu, allerdings ohne mich anzusehen. Die Umkleide war fast leer und sie musste sich ausgerechnet neben mich setzen. Ich spannte mich automatisch an und vergrub meine Hände in der Jacke, auf Abstand bleiben.
Sie packte seelenruhig ihre Sporttasche aus und ich bemühte mich, sie nicht förmlich anzustarren, was mir allerdings wirklich schwer fiel. Ihre Bewegungen wirkten selbstbewusst und sie schien nicht gerade der Typ zu sein, der ein Nein akzeptierte. Ehrlich gesagt, sie schüchterte mich irgendwie ein, doch eigentlich gab es keinen Grund Angst zu haben. Immerhin war ich hier das Monster. Monster. Ich biss die Zähne zusammen, Ruhe bewahren.
"Es stört dich doch sicherlich nicht, dass ich mich hier umziehe, oder?", jetzt sah sie mich zum ersten Mal an und mich überkam eine leichte Gänsehaut. Ich war doch sonst auch nicht so, was also stimmte nicht?
"Kein Problem", ich zwang mich zu einem Lächeln.
"Machst du dich nicht auch fertig?", sie tauschte gerade ihren weißen Pulli gegen ein schwarzes Tshirt ein.
"Nein, ich mache nicht mit", murmelte ich. Sie zog die Augenbrauen hoch, ihr Gesicht hätte wirklich perfekt in ein Modelmagazin gepasst, so hübsch war sie. Ich versuchte mich nicht unter ihrem abwertenden Blick klein zu machen.
"Ich bin übrigens Zoe, tut mir leid, das hatte ich ganz vergessen." Sie hielt mir ihre Hand entgegen. Oh nein, ab jetzt würde ich wieder als der Freak abgestempelt werden, der Berührungsängste hat.
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
ParanormalDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...