Wir erreichten die Bushaltestelle der Schule und stiegen aus. Noel wurde gleich von zwei anderen Jungs empfangen, die mir auch winkten:"Melrose, richtig?" Ich schenkte dem Jungen, dessen Namen ich nicht kannte, ein schüchternes Lächeln:"Ja, und du bist?" "Florian, aber nenn mich ruhig Flo und das ist Leo." Florian zeigte auf den schwarzhaarigen Jungen neben sich, der mich auch nur anlächelte. "Schön euch kennenzulernen.", sagte ich, weil sonst eine peinliche Pause entstanden wäre. "Ey, Noel, gibt es diese Woche nicht neue Stundenpläne?", fragte der braunhaarige Flo. Noel kratzte sich hinter dem Kopf:"Ja, glaube schon, wegen so einem neuen besonderen Lehrer, ich habe auch keine genaue Ahnung." "Ein neuer Lehrer?", hörte ich mich sagen. Jetzt mischte sich auch Leo ein:"Ja, irgendein Doktor, keine Ahnung, er hat einen hohen Rang, sonst würden die hier nicht die kompletten Stundenpläne umändern." Ich runzelte die Stirn und wollte gerade etwas erwidern, als ich hinter mir eine allzu bekannte Stimme vernahm:"Ihr seid ja schon da." Luke sah alle an, außer mich. "Und du bist pünktlich, Kumpel!", Noel schlug ihm auf den Rücken. "Ja, Mann! Wir haben gerade schon Melrose kennengelernt.", sagte Flo und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Jetzt landeten Lukes Augen auf mir und in seinem Blick lag so viel Verachtung, dass ich schon dachte, er würde einfach weglaufen:"Ich denke, du solltest jetzt gehen, wenn du nicht zu spät kommen willst." Es lief mir eiskalt den Rücken herunter und ich nickte viel zu heftig:"Ja."
Luke drehte sich wieder zu seinen Freunden um und ich machte mich schnell davon. Im Hintergrund hörte ich noch, wie Florian und Noel auf Luke einredeten und Fragen stellten, aber ich hörte nicht genau hin, vielleicht wollte ich seine Antworten auch einfach nicht verstehen. Ich trat auf den Pausenhof und hielt nach irgendjemandem Ausschau, aber wie sollte ich Wendy schon unter hunderten von Schülern finden? "Rose!", rief jemand und ich blieb stehen. Jana, eine Freundin von Wendy rannte auf mich zu, ihre lila Haare fielen ihr ins Gesicht, aber davon ließ sie sich nicht beirren. "Guten Morgen!", brachte sie hervor. "Guten Morgen!", ich grinste wahrscheinlich viel zu breit, aber ich war in diesem Moment einfach viel zu glücklich, als dass ich anders hätte schauen können. "Wendy kommt auch gleich. Wir wollen zusammen unseren Stundenplan abholen, kommst du auch mit?" Ich nickte:"Wo müssen wir denn hin?" "Ins Sekretariat, ich verstehe bis jetzt noch nicht, warum wir uns alle wegen einem einzigen Lehrer umstellen müssen." Ich zuckte nur mit den Schultern:"Kann ich auch nicht nachvollziehen." "Da seid ihr ja!", auch Wendy kam jetzt angerannt und blieb vor uns stehen. "Dann sind wir ja vollzählig!", Jana klatschte in die Hände und zusammen gingen wir los, oder eher sie, ich lief ihnen nur nach, da ich nicht wusste, wo ich hin musste. "Die sind nicht wirklich zusammen, oder?", Wendy sog scharf die Luft ein, als Jana ihr irgendeinen neuen Tratsch erzählte, aber ich hörte nicht richtig zu, ich kannte die Leute ja sowieso nicht.
"Melrose?", ich schreckte hoch, als Wendy mich antippte, aber ich trug noch meine Jacke. "Oh, was hast du gesagt?" "Wir müssen nach da drüben, weil da unsere Klasse ist." Ich sah in die Richtung, in die sie zeigte, und musste feststellen, dass ich den Weg dorthin blockierte:"Ach so." Wir liefen zu einem Tisch, der vor dem Sekretariat aufgebaut worden war, und ließen uns einen weißen Zettel in die Hand drücken. Bei dem Blick auf die ersten beiden Stunden, die ich jetzt hatte, drehte sich mein Magen um, es war Chemie und das hieß Partnerarbeit mit Luke. Wendy, die meinen Blick bemerkt hatte, sah mich durchdringend an:"Ärger im Paradies?" Ich schüttelte den Kopf:"Das Paradies gab es noch nie." Sie musterte mich, sagte aber nichts, was dann allerdings Jana für sie übernahm. "Ich habe jetzt Mathe, wie soll ich das überleben am Montagmorgen?" Wendy lachte sie aus, während ich weiterhin auf die Buchstaben starrte, die auf meinen Stundenplan gedruckt waren: Melrose Morgen. Das ist nur ein Experiment für Chemie, redete ich mir ein und straffte dann die Schultern. "Wir sollten langsam los, damit wir nicht zu spät kommen.", sagte ich und Wendy nickte. Wir verabschiedeten uns von Jana und machten uns auf den Weg zum Chemieraum. Gerade als wir die Massen von Schülern hinter uns gelassen hatten, die sich versammelt hatten, um ihren Zettel abzuholen, kam Luke uns entgegen. Er würdigte mich keines Blickes und mein Herz fühlte sich an, als würde es verkrampfen. Wendy bemerkte das und sah mich mitfühlend an:"Willst du darüber reden?" Ich schüttelte den Kopf. "Ist es aus zwischen euch?", fragte sie vorsichtig. Ich suchte ihren Blick und sah ihr tief in die Augen:"Hat es je überhaupt angefangen?"
"Ich weiß es nicht, Rose. Ich würde dir ja gerne helfen, aber wenn du nicht darüber reden willst, dann kann ich das nicht." Ich schüttelte den Kopf mehr für mich, als für sie:"Damit muss ich selbst zurecht kommen, das ist mein ganz privates Problem." Wendy sah mich noch für einen Moment an, seufzte dann nur und trat in unser Klassenzimmer ein. Herr Led war schon an seinem Pult und las irgendetwas in einem Chemiebuch. Sein weißer Kittel hing nach wie vor an ihm herab und seine Haare standen immer noch in allen Richtungen ab, als hätte er sie seit Tagen nicht gekämmt. Ein paar Schüler saßen schon an ihren Tischen und unterhielten sich weiter. "Ich bin noch viel zu müde, ich kann jetzt noch nicht arbeiten.", stöhnte Wendy und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Ich musterte sie, sie sah aus wie immer, ein wenig Makeup, top gestylt und freundlich, bei ihr trügt der erste Eindruck nicht. Einige Minuten später waren auch die restlichen Schüler eingetroffen und auch Luke, der mich gekonnt ignorierte. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das traf. "Gut", sagte Herr Led, "ihr wisst, was ihr zu tun habt, also macht einfach eure Präsentationen und Experimente fertig, vergesst nicht, es gibt Noten!" Wendy rollte mit den Augen:"Die Augenweide muss das nicht jedes Mal sagen, ich denke, wir haben schon genug Druck, aber das verstehen die Lehrer ja einfach nicht, oder wollen es nicht verstehen." Ich nickte zustimmend, stand dann auf und ging auf den Tisch zu, an dem Anna, Markus und Luke schon saßen.
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Nightmare-Ist Angst stärker als Liebe?
ParanormalDieses Buch ist mittlerweile mehrfach überarbeitet worden & diese Fassung ist jetzt überall online als Taschenbuch erhältlich! Link dazu in meiner Bio! :) Melrose ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, wenn man davon absieht, dass sie Menschen mi...