Marcos Sicht
Konnte diese Schlange nicht aufpassen, wohin sie latschte? Da stand dieses blonde Gift genau vor mir und dabei ging sie mir gerade mal bis zum Schlüsselbein. Die junge Frau blickte mich mit ihren riesigen honigbraunen Augen an. Glaubte sie, dass sie hier bei Magic Mike waren und sie einfach auf die Theke springen konnte, wie sie wollte? Ich hatte überhaupt keine Lust, den Abend in einer Peepshow zu verbringen. Denn ich wollte nur mich betrinken und den Kopf freibekommen. Wenn ich Lust auf Frauen hatte, dann würde ich wahrscheinlich an einem anderen Ort danach suchen. Da waren da aber eher rote Lichter in den Fenstern zu finden. "Warte komm mit mir!" Bat sie mich. Doch ich hatte überhaupt keine Lust mit ihr zu gehen.
Mein neuer Pullover war ruiniert und ich würde den ganzen Abend daran erinnert werden. "Ich arbeite hier..." Plapperte sie drauf los. Ich verstand sie kaum, sie hatte einen holländischen Akzent. Zwar sprach sie sehr gut Deutsch, aber sie wirkte aufgeregt und ich verstand nicht jedes Wort. Damit ich sie besser verstehen konnte, ging ich mit ihr nach hinten. "Tut mir wirklich voll leid!" Sagte sie mir, bugsierte mich vor einem Waschbecken und begann mit einem feuchten Lappen meinen Pullover zu retten. "Oh man, dass geht nicht ganz raus!" Fluchte sie, dabei rubbelte und zupfte unentwegt an mir herum. Sie machte mich damit fast wahnsinnig. "Verdammt jetzt lass dieses Gezupfe!" Fauchte ich sie viel zu unsanft an. Es kam einfach aus meinem Mund und es war mir peinlich, dass ich sie so anschnauzte. "Ich wollte dir nur helfen!" Sagte sie gekränkt. Immerhin verzichtete sie auf ihren wohlverdienten Applaus, um meinen Pullover zu retten. Mit dem Spanier hatte sie oben gekonnt auf dem Tresen getanzt. Ich war im Badezimmer gewesen und als ich hinaus kam, hatte sie diese Show mit Roman abgezogen. Einen Augenblick fragte ich mich, ob sie mich so nervte, weil sie wirklich hübsch war. "Ja tut mir leid, aber du musst mich nicht so anfahren!" Sagte sie schnippisch. "Vergiss es einfach!" Sagte ich resigniert zu ihr und versuchte meinen Pullover wieder halbwegs trocken zu bekommen. Der Stoff klebte an meiner Haut und es fühlte sich einfach nur ekelhaft an. "Okay!" Sagte sie mit diesem unterschwelligen niederländischen Akzent. Ich konnte nichts dafür, aber dieser war unglaublich niedlich und beruhigten mein Gemüt. Also schaute ich sie mir noch einmal genauer an. Die junge Frau vor mir war wirklich hübsch, ihre vollen Lippen, die kleine Stupsnase und ihre großen Augen wirkten nahezu perfekt. Sie hatte dieses wahnsinns glatte-blonde Haar, wie aus einer Shampoo-Werbung. Ihr Haar hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden und damit betonte die hübsche Blondine ihre ausgeprägten Wangenknochen. Ich wollte es nicht zugeben, aber sie war wirklich sexy. "Alles okay?" Fragte ihr Tanzpartner, der im Türrahmen stand und uns beobachtete. "Deine Freundin hat meinen Pullover zerstört!" Rief ich ihm zu, denn ich bekam diesen einfach nicht trocken. "Das tut mir leid!" Sagte der Tänzer einen Hauch zu ironisch. Langsam war ich echt genervt von der Aktion. Zu meiner Überraschung, hielt der Tänzer sich aber nicht zurück. Er warf mir diesen düsteren Blick zu und sagte dann; "Das ist schon blöd, aber deswegen muss du Bo nicht so anfauchen!" Die Kleine vor mir hieß also Bo. Sie ging einen Schritt weg von mir, als hätte sie Angst vor mir. Dabei hatte ich sie nur schlecht gelaunt gemustert und hatte sie angefaucht, weil sie meinen verdammten 700 Euro Pullover von Yves Saint Laurent versaut hatte. Doch das war immer noch kein Grund die junge Frau so anzugehen, wie ich sie gerade noch angemault hatte. War es überhaupt ein Grund irgendjemand so scharf anzugehen? Das der Fremde mich direkt darauf ansprach, war mir ziemlich unangenehm - denn es zeigte mir den Spiegel auf, dass ich mich manchmal wie ein verwöhnter, ekelhafter Kotzbrocken mit zuviel Geld benahm. Ich dachte einen Augenblick da drüber nach. Die kleine Blondine hatte ihr möglichstes Getan und an ihrer Nasenspitze konnte ich ablesen, wie leid es ihr tat, also zwang ich mich schließlich und ich sagte nur knapp Sorry. Sie sagte nichts mehr und war einen ganzen Meter von mir entfernt. Ich hatte ihr scheinbar Angst gemacht. Verlegen strich ich mir durch mein blondes Haar, bis es wieder an übliche Stelle rutschte. Jetzt wollte ich nur noch eins flüchten, mir war es unangenehm und ich war immer noch sauer. Also schüttelte ich den Kopf und ging zurück in den Gastraum. Noch bevor die junge Frau auf der Theke getanzt hatte, hatte ich Robin und Marcel entdeckt. Danach war meine Laune schlagartig in den Keller gesunken. Ich meine, ich hätte ja gehen können, doch die Blöße konnte ich mir einfach nicht geben. Seit dem hatte ich überhaupt keine Lust mehr hier zu sein. Jahrelang waren sie meine besten Freunde gewesen, aber meine Ex hatte alles kaputt gemacht. Sie hatte so einen Keil zwischen uns getrieben, dass wir einfach nicht mehr miteinander klar kamen. Und ja ab und zu vermisste ich meine Homies. Ich wollte mit ihnen abhängen, bis in die Morgenstunden Fifa zocken und ich wollte auch mit ihnen wieder in Miami oder auf Ibiza Party machen. All das fehlte mir. Nicht alleine das meine Ex bei dieser dämlichen Tanzshow mittanzte und ich stündlich auf einen Skandal wartete, nein mir fehlten auch noch meine Jungens. Im Moment lief einfach nichts außer dem Fußball was in irgendeinerweise funktionierte. Mein Puls beruhigte sich langsam wieder und nach der Ansage des Tänzers ging ich zurück zu Roman und Julian.
Julian war immer noch ein wenig fassungslos. Auf der Hinfahrt nach Köln hatte er mir erzählt, wie sehr er die kleine blonde Bo mochte. Seit dem war Julian ständig in der kleinen Kölner Bar. Da ich genau wie die anderen Jungens in Dortmund wohnte, hieß das immer eine Stunde hin, eine zurück und all das neben dem Training. Seit Julians Freundin in London studierte, war er nicht ganz bei der Sache. Ständig ging er mit Roman und ein paar anderen Jungens aus der Mannschaft Party machen, doch seit ein paar Tagen war er ziemlich von Bo abgelenkt. Als Kapitän der Mannschaft war es mir nicht egal, wie es ihm ging, wie er sich fühlte also setzte ich mich schweigend neben ihn auf den Barhocker. Der Tänzer ging an uns vorbei und die kleine Blonde tauchte wieder hinter dem Tresen auf. Kein Wunder, dass mein Torwart und mein Mittelfeldspieler so abgelenkt von ihr waren. Die Blondine trug so einen Einteiler, oder wie mein Vater sagen würde; Hose und Top zusammengenäht = Strampelanzug. Doch an ihr wirkte es nicht wie ein Urlaubsoutfit, sondern es war irgendwie ganz nett anzusehen. Einer anderen Frau hätte in diesem Strampelanzug wahrscheinlich ziemlich doof ausgesehen. Doch bevor ich mich in meinen Gedanken verlieren konnte, lächelte Roman mich an. "Viel Spaß gehabt?" Fragte ich ihn muffelig. "Oh ja!" Grinste er und blickte an mir vorbei, hinüber zu der hübschen Frau. Denn seit er Bo vom Tresen geholt beziehungsweise getragen hatte, war er der Held der Bar. Die junge Frau hatte es geschafft, die Bar in einen Hexenkessel zu verwandeln. Seit dem wurde auf Teufel hinaus geflirtet. Eine junge Frau mit dunklem Haar saß nicht weit entfernt von uns und ich hörte sie die ganze Zeit mit ihren Freundinnen tuscheln. Und darauf hatte ich beim besten Willen noch weniger Lust. Seit der Trennung von Scarlett hatte ich auf rein gar nichts mehr Lust. Ich war ein Kerl, der schon ziemlich viel gesehen hatte in seinem Leben - alleine durch den Profifußball. Und mal ganz ehrlich so unter uns, wenn ich Spaß haben wollte, dann holte ich mir diskreten Spaß. Seit der Trennung hatte ich aber darauf noch keine wirkliche Lust gehabt. Ich wusste, dass das von ganz alleine kommen würde, wenn nur halbwegs mal eine interessante Frau in meine Nähe kommen würde und im Moment gab es einfach niemanden für die ich mich auch nur im Ansatz interessierte.
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Dance // Marco Reus
FanfictionIch bin Bo. Ich bin Tänzerin. Ich arbeite ziemlich viel, denn vom tanzen allein schaffe ich es nicht alle meine Rechnung zu bezahlen. Also arbeite ich noch in dieser Bar, doch als ich das Angebot für diese Fernsehsendung bekam, sagte ich sofort zu...