23. Danke!

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Marcos Sicht

Zu meiner Verwunderung verging die Rückfahrt ziemlich schnell und wir waren früh wieder in Köln. Bo fragte mich auf dem Weg, ob wir vorher noch in ihre Wohnung fahren konnten. Ich hatte kein Problem damit, also fuhr ich direkt zu ihr. Die ganze Fahrt über hatte sie unentwegt dummes Zeug geplappert, aber wir hatten auch immer mal wieder geschwiegen. Dabei hatte ich Bo beobachtet, sie war so unglaublich ehrlich und ich konnte alles von ihrem Gesicht ablesen. Sie war wie ein offenes Buch, denn wenn Bo aufgeregt war, biss sie sich nervös auf die Unterlippe und wenn sie glücklich war, warf sie den Kopf leicht in den Nacken um herzlich zu Lachen. Wenn sie etwas für sich behalten wollte, schaute sie einfach in eine andere Richtung. Dann schob sie ihre Lippen ein Stück nach vorne und schmollte wie ein kleines Kind. Sie war ein direkter und sehr ehrlicher Mensch und das bewunderte ich an ihr. Denn in meiner Welt, war das meistens anders. Als sie mich gestern Nacht angerufen hatte, war ich zuerst völlig überrascht gewesen und noch mehr überrascht war ich, dass sie sich bei mir beschwerte, dass ich mich nicht bei ihr gemeldet hatte. Es war so unglaublich niedlich und ich fühlte mich dadurch nur noch mehr zu ihr hingezogen. Bo schaffte es auf jeden Fall mir meinen Kopf reichlich zu verdrehen und es war ein Gefühl, dass ich genießen wollte. Es lenkte mich von meiner Trennung ab und ich wollte einfach nicht mehr da drüber nachdenken. "Hast du Geschwister?" Fragte sie mich und riss mich aus meinen Gedanken. "Ja ich habe zwei ältere Schwestern. Sie haben schon Kinder und sind verheiratet. Sie würden dich sicherlich mögen!" Lächelte ich sie an. "Ich finde Familie sehr wichtig!" Gab sie zu und nach dem ich wusste das ihre Eltern Tod waren, verstand ich ihre Aussage deutlich besser. Sie war sicherlich oft alleine und das sollte im Leben keiner sein. Doch ich wollte mir kein Urteil da drüber erlauben, denn ich wollte ihr nicht weh tun. Alleine das ich mir Gedanken dazu machte, zeigte mir das Bo mir alles andere als egal war. Ich wollte ein rücksichtsvoller Kerl für sie sein, wenn sie mir schon vertraute.
Die junge Frau wohnte nicht weit vom Little Link, ich parkte meinen Wagen und folgte ihr. "Ich hab nicht aufgeräumt!" Sagte sie, als sie ihre Tasche durch das schmale Treppenhaus nach oben trug. Ich konnte es gar nicht mit ansehen und nahm ihr die Tasche schließlich kommentarlos ab. Die Zwei-Zimmer-Wohnung war nicht sonderlich groß, bot aber für die notwendigsten Dinge ausreichend Platz. Ich amüsierte mich über ihr Ankleidezimmer, ein halbes Zimmer stand voller Kleiderstangen mit den buntesten, glitzernden Tanzkleidern. Davor stand ein großes ungemachtes Bett. In dem anderen Raum war ein kleines Wohnzimmer, doch mehr wie eine Couch und ein riesiger Spiegel beherbergte es nicht. Auf dem Bett lagen ein paar Klamotten, aber wirklich unordentlich war es nicht. Ich stellte ihre Tasche ab, während sie durchs Zimmer wirbelte und sich etwas zum Anziehen von den Kleiderstangen zupfte. Ich setzte mich währenddessen auf die Couch, lehnte mich zurück und sah das ich ihr Spiegelbild sehen konnte. Sie zog ihre übergroße Strickjacke aus und schlüpfte aus ihrem Top. Da drunter trug sie ein filigranen BH aus weinroter Spitze. Ich war so verlegen, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste, wie aus dem Fenster zu schauen. Doch ihr makelloser Körper blieb mir im Gedächtnis hängen und auch durch nervöses Zupfen an meiner Unterlippe vertrieb die Gedanken absolut nicht. Durch das Tanzen hatte sie einen makellosen, wunderschön trainierten Körper. Oh verdammt ich machte mir doch jetzt nicht wirklich Gedanken darüber wie verdammt heiß diese Frau war. Zahnarzt! Staubsaugen! Bügeln! Auto in der Werkstatt! Ich redete mir unentwegt dummes Zeug ein um nicht an ihren nackten Körper zu denken.
Als Bo zurück kam, trug sie einen bauchfreien und knatschgelben Nikepullover mit übergroßer Kapuze. Auf ihrer Nase hatte sie wieder diese niedliche Brille. Zudem hatte sie ihre Zöpfe geöffnet und ihre langen blonden Haare lockten sich in alle Himmelsrichtungen. "Wollen wir noch was essen?" Fragte sie mich und fuhr fort. "Natürlich nur wenn du nicht besseres vor hast, ich beschlagnahme dich schon den ganzen Tag!" Lächelte sie mich vielsagend an, als wüsste sie genau, dass ich ihr keine Bitte abschlagen konnte. "Wenn ich nicht mehr will, dann sage ich es dir schon!" Sagte ich knapp. Sie wich meinem Blick einen Moment aus. Denn sie offenbarte mir wieder diese Verletzlichkeit die mich fast um den Verstand brachte. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen. Sie öffnete sich mir und ich stand einfach nur da und sagte nichts. "Erde an Marco, Erde an Marco. Mann jetzt sag schon was!" Redete meine innere Stimme wie ein irrer auf mich ein. "Dann wollen wir mal was essen!" Sagte ich kurz um und wir gingen wieder raus. Dabei berührten wir uns im Türrahmen. Wir wollten Zeit gleich hinaus gehen, es war ein wenig eng, so dass ich kurz meine Hand auf ihre Hüfte legte. Ich spürte ihre nackte Haut und es war mir fast peinlich, das ich diese Stelle berührte. Sie schaute zu mir auf und ihre honigbraunen Augen blitzten mich an. Bo schenkte mir verlegen ein schüchternes Lächeln. "Sorry!" Sagte ich leise. Doch sie reagierte ganz anders. Sie umarmte mich, stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihre Arme um meinen Hals. Ihr Geruch stieg mir in die Nase. Ich war fast peinlich berührt, als sie ihren grazilen Körper an mich drückte und mich damit vollkommen aus der Fassung brachte. "Danke!" Sagte sie leise. Ich lächelte einfach nur und war mindestens genauso verlegen war wie sie. "Hatten wir nicht gesagt, noch ein Danke und ich darf mir etwas aussuchen?" Ärgerte ich sie. "Nein das hatten wir nicht so verhandelt!" Lachte Bo und rückte wieder ein Stück von mir weg. Wir verließen die Wohnung und gingen ein Stück die Straße hinunter um etwas zu essen. Dabei versuchte ich sie nicht unentwegt anzustarren. Ich war mittlerweile ziemlich häufig in Köln und kannte ein paar gute Lokale zum Essen und lud sie zu einem kleinen Italiener ein. Dort war ich schon ein paar Mal mit Sportstotal gewesen und dort gab es einige Delikatessen. Ich liebte die Italienische Küche und auch Bo schien ihren Gefallen daran zu finden. Sie entschied sich für ein paar Ravioli mit Steinpilzen, während ich mir einen Rucola-Salat mit Rinderfilet entschied. Bo saß mir gegenüber und plapperte über alles Mögliche. Sie erzählte mir von ihrer Probe und das sie sich bei dem Fernsehformat manchmal ziemlich fehl am Platz fühlte. Die anderen Profitänzer mieden sie, was mit ihrer Sonderrolle bei Pepe führte, da sie nicht aus der Show fliegen konnte. Doch ich konnte mich auf ihre Sorgen nicht wirklich konzentrieren. Ich war vollkommen gebannt von ihr. Das ihre Eltern Tod waren ließ mir dabei keine Ruhe. Alleine die Tatsache, dass sie es seit drei Jahren schaffte das Haus in Amsterdam zu halten, war wirklich eine besondere Leistung. Denn die Stadt zählte zu den teuersten Pflastern Europas. Ich hatte sie gerne um mich. Viel zu gerne, wenn ich ehrlich war. Die junge Frau wurde gegenüber von mir ein wenig unruhig. "Ist alles okay?" Fragte ich sie. "Es tut mir leid, aber ich muss los!" Sagte sie zu mir und schaute auf die Uhr. "Keine Ding, du musst ja noch arbeiten!" Lächelte ich sie vergnügt an und lehnte mich entspannt in den Sessel. "Ich sollte dir bei Gelegenheit eine verpassen!" Lachte sie und kramte ihre Tasche zusammen. Schließlich stand ich auf und zum Abschied nahm sie mich in den Arm und küsste mich, wie es bei den Holländern üblich war, abwechselnd auf beide Wangen. Ich blickte ihr verträumt nach, als sie das Restaurant verließ und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Wie schaffte sie es nur mich so aus der Bahn zu werfen und das alles ohne das sie es wirklich bemerkte? Der Kellner kam zu mir. "Kann ich Ihnen noch was bringen Herr Reus?" Ich schüttelte verträumt den Kopf. "Nein, Nein alles gut!" Sagte ich verträumt. "Die Rechnung wäre toll!" Sagte ich, nach dem mir klar wurde, dass ich immer noch von Bo am schwärmen war.

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt