13. Gerne, Chef!

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Marcos Sicht 

Nach dem Spiel machte ich mit den Jungens auf den Weg ins Little Link. Für einen Club war es viel zu früh und wir wollten unseren verdienten Sieg feiern. Außerdem war da ja immer noch das Angebot von Bo im Raum, die uns eingeladen hatte. Julian redete von nichts anderem, auch wenn nicht alle Jungens mitfuhren, aber wir waren über zehn, als wir den Laden betraten. Wie immer war es reichlich voll, na Gott sei Dank, jedes Mal wenn ich hier war, war viel zu tun und das war gut für den Laden und für meine Entscheidung das Link zu kaufen. Wie so oft, zog ich mein Snapback tiefer ins Gesicht, während Roman uns einen Tisch sicherte. "Ist sie da?" Tuschelte er mit Julian. Die beiden unterhielten sich gefühlt seit zwei Wochen über nichts anderes wie die junge Tänzerin. Ich warf den beiden einen bitterbösen Blick zu. Doch dabei merkte ich selbst, wie mein Blick durch den Laden schweifte um nach ihr zu suchen. Ich entdeckte die junge Frau, sie unterhielt sich mit einem jungen Paar. Sie sah anders aus wie vor zwei Tagen, ihre Haare waren irgendwie blonder und Bo hatte sie zu diesen komischen Jedi-Star-Wars-Zöpfen gebunden. Dazu trug sie eine große goldene Brille, es war ein ungewohnter Anblick, doch es betonte ihre Wangenknochen noch mehr. Irgendwie gefiel es mir sie so zu sehen. Bo war wirklich noch ziemlich jung und ich fand es ziemlich attraktiv, das sie auch mal ihrem Alter entsprechend gestylt war. Ich zupfte an dem Kragen meines Pullovers herum, ehe sie zu uns kam. Mein Blick wanderte an ihr hinab. Sie hatte ein schulterfreies Oberteil an, das ihre makellosen Brüste betonte. Dazu trug sie weite, weiche Tuchhosen, samt Gürtel, den sie sich zwei Mal umgebunden hatte. Ihre Haut schimmerte wie Seide und funkelte mit ihrer goldenen Brille um die Wette. "Und wie war das Spiel?" Fragte sie gut gelaunt in die Runde. "Haaaalllooooooooooooo!" Sagte Christian vielsagend und legte dieses amüsierte Grinsen auf die Lippen. Die Betonung ließ erahnen, was er eigentlich meinte und damit war nicht ein einfaches Hallo gemeint. Der Amerikaner rollte vielsagend mit den Augenbrauen und legte dieses süffisante Lächeln auf die Lippen. "Sie arbeitet für mich!" Sagte ich ihm und schlug ihm unsanft mit den Ellebogen gegen die Rippen. "Schon gut!" Lächelte er mich an und hob verteidigend die Arme. Mein Blick huschte noch einmal über den makellosen Körper der jungen Frau. "Hey!" Sagte ich leise zu ihr, etwas dümmeres fiel mir nicht ein und mehr musste ich doch auch nicht sagen. Warum auch immer schaffte Sie es, dass ich in ihrer Gegenwart nervös würde. Ein Zustand den ich bei einer Frau fast schon vergessen hatte, selbst bei Scarlett hatte ich es nicht gehabt und mit ihr war ich drei Jahre zusammen gewesen. Daraufhin schenkte Bo mir ein kurzes Lächeln. Roman war es, der sie in ein kurzes Gespräch verwickelte und sie nicht zu Wort kommen ließ. Ich fragte mich wirklich wie die junge Frau das schaffte, sie gab Roman, Julian und jetzt auch Christian das Gefühl, etwas Besonderes zu sein und das alles ohne wirklich viel dafür zu tun. Wenn ich nicht aufpassen würde, dann würde sie in kürzester Zeit meine gesamte Mannschaft um den Finger wickeln. Routiniert nahm Bo die Getränke von André und Mario auf. Erst dann widmete sie sich mir. "So sportlich kenne ich dich ja gar nicht!" Lächelte sie amüsiert, während ich mir etwas nervös über den Schirm der Kappe strich. "Ja ich denke immer, dass ich zu alt für den Kram bin!" "Ach du mit deinen dreiundzwanzig!" Kicherte sie. Tatsächlich hatte ich nur noch selten so Hoodies und Hip-Hop-Klamoten an. "Ich bin fast dreißig!" Beschwerte ich mich bei ihr. "Männer sind wie Whiskey!" Rettete sie das Gespräch und fuhr fort um nicht weiter drauf einzugehen. "Was kann ich dir bringen?" Fragte sie mich und schaute mich mit ihren großen honigbraunen Augen an. Durch ihr blonderes Haar, wirkte sie frisch und erholt wie nie. "Überrasch mich!" Sagte ich vertrauensvoll zu ihr. Sie ging hinter den Tresen. "Ich liebe sie!" Trällerte Julian. "Du solltest dich lieber mal auf deine Freundin konzentrieren!" Sagte Roman zu ihm. Ich schmunzelte und blickte zu Bo. Sie lachte, als sie sich mit einem der Barkeeper unterhielt. "Und dir gehört der Laden jetzt?" Fragte Mario mich. Ich nickte. "Ja ab dem ersten. Bo übernimmt die Geschäftsführung!" Sagte ich ruhig. "Die Kleine?" Ich nickte erneut. "Meinst du sie kann das?" Fragte er mich ehrlich. "Sie ist wirklich gut!" Versicherte ich ihm. Der Laden füllte sich mehr und mehr und es war ein gutes Gefühl, denn es bestätigte mich in meiner Entscheidung. "Der Laden ist auf jeden Fall vielversprechend!" Sagte er zu mir. "Findest du?" Nicht das es mich interessierte, was Mario dachte, doch fragte ich höfflich nach seiner Meinung. "Ja schon, Julian redet ja unentwegt über den Laden!" Lächelte der junge Mann. "Er redet über Bo, das ist ein Unterschied!" Sagte ich zu ihm und wir lachten. Bo brachte uns schließlich die Cocktails. Jedem stellte sie ihre individuellen Wunsch hin, ehe sie zu mir kam. "Wodka nicht wahr?" Fragte sie mich. Tatsächlich trank ich am liebsten Drinks mit dem russischen Getränk. Die junge Frau blickte mich an. "Der ist neu, Russian Tender!" Lächelte sie und stellte mir die Getränkekreation hin. "Vielen Dank!" Sagte ich zu ihr. "Gerne Chef" Lächelte sie amüsiert. Da war sie wieder, diese rotzfreche Art. Die ich ihr am liebsten austrieben würde. Doch ich wusste auch dass die junge Frau sich von mir nicht belabern lassen würde. Sie würde ihren Weg schon gehen. "Hast du eigentlich mal was Scarlett gehört?" Fragte Andre mich. "Nein warum sollte ich?" Fragte ich ihn. "Naja in der Presse sieht man ziemlich viel von ihr!" "Ich bin froh wenn ich rein gar nichts von ihr höre!" Zischte ich etwas unsanft. Andre schmunzelte. Auch er hatte schon bitterböse Trennungen hinter sich gebracht und wusste, wie unangenehm so etwas sein konnte. "Mach dir nichts raus, sie wollen alle nur unser bestes!" Lachte er. "Ja unser Geld!" Murmelte ich genervt. Einen Augenblick dachte ich über die unsanfte Trennung nach, aber verdrängte es noch im selben Moment. Sie war es, die mich nach Strich und Faden verarscht hatte. Seit dem wollte ich keinen einzigen Gedanken mehr an Sie verschwenden. Eigentlich hatte ich eine Zeitlang gedacht, das ich sie heiraten würde, das ich Kinder mit ihr kriege und mein Leben mit ihr verbringe. Doch so war es nicht gekommen. Ganz im Gegenteil. Das ich berühmt war und viel Geld verdiente waren irgendwann wichtiger geworden, als ich als Person und das war wirklich nicht das, was ich mir unter einer Beziehung vorstellte.  Als sie mich betrogen hatte, hatte ich sofort Schluß gemacht. Von einem Moment auf den anderen war sie für mich so uninteressant geworden, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte, sie anzufassen. Ich litt trotzdem unter dem ganzen Drama. Um diese endlosen Treffen und Heulerein nach der Trennung zu vergessen, würde ich noch Jahre brauchen. Wie sollte ich einer Frau jemals wieder vertrauen? Lautes Lachen riss mich aus meinen Gedanken. Christian alberte mit Bo herum und die beiden unterhielten den halben Laden. Ihre Lachen waren so ansteckend, dass die Leute um uns herum anfingen mit zu lachen. Zumindest für heute Abend nahm ich mir vor, meine privaten Sorgen mal außen vor zu lassen und einfach nur Spaß zu haben.

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt