18. Hals und Beinbruch!

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Majorleins Sicht

Nach dem zweiten Tanz war ich unglaublich erleichtert. Fehlerfrei und geradezu elektrisiert verlief Auftritt für Auftritt mit Pepe. Bei dem Kuss den er mir nach dem ersten Tanz auf die Lippen gepresst hatte, war ihm scheinbar die Erleichterung durchgegangen. Allerdings wollte ich mir nicht vorstellen, wie es die Zuschauer wahrgenommen hatte. Sie würden wahrscheinlich denken, dass da was zwischen uns lief. Doch da musste ich drüber stehen, auch wenn mir das gar nicht so lieb war. Er konnte nicht von mir Grenzen verlangen und mich dann wie sein Eigentum behandeln. Dennoch war ich furchtbar erleichtert, dass die erste Show hinter mir lag. Ich wollte noch kurz im Little Link nach dem Rechten schauen, doch als ich mich auf den Weg machen wollte, lief Pepe mir hinterher. "Wo willst du denn hin?" Beschwerte sich Pepe bei mir und stemmte seine Hände in die Hüften. "Du hast mich quasi gar nicht gesehen!" Versicherte ich ihm und grinste breit. Er schüttelte amüsiert den Kopf. "Wie soll ich dich denn übersehen?" Fragte er mich und lehnte sich geschmeidig an die Hauswand. "Ich hab es ein wenig eilig!" Unterbrach ich ihn. Pepe lachte niedlich und schaute mich mit seinen großen Augen an. "Ich dachte wir feiern zusammen?" Sagte er vielsagend. "Du hast nichts gesagt, ich wollte ins Link!" Gab ich etwas verlegen zu und spielte mit einer meiner Locken herum. "Nun ich habe gedacht, dass versteht sich von selbst." Sagte er enttäuscht. "Tut mir leid, ich muss im Laden nach dem Rechten sehen!" "Wirklich? Ich habe gedacht wir gehen zu mir und öffnen eine Flasche Champagner!" Er sagte es so vielsagend, dass ich ihn kaum missverstehen konnte. Ich schaute Pepe in die Augen. In seinem Blick lag etwas, das selbst ich nicht missdeuten konnte. Meinte er wirklich was ich glaubte das er meinte? War Pepe nicht derjenige der unbedingt eine Grenze zwischen uns haben wollte, oder hatte ich da etwas falsch verstanden? War er nicht derjenige der mir nicht zu Nahe kommen wollte?
Jetzt stand er da und bot mir an mit ihm nachhause zu fahren, um mit ihm Champagner zu trinken. Ich war hin und hergerissen, denn eigentlich mochte ich ihn und wenn das Angebot von ihm vor ein paar Wochen gekommen wäre, wäre ich wahrscheinlich mit ihm gegangen. Doch ich war mir nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt wollte. Ich wollte nicht eine von vielen sein, ich wollte nicht austauschbar für ihn sein. In meinem Kopf drehte sich alles. "Komm ich nehme dich mit!" Bot er mir an, doch mein Blick schien ihm zu verraten was ich dachte. "Ich bring dich ins Link, dann musst du nicht mit der Bahn fahren!" Versuchte er mich zu beruhigen. Er legte mir kurz den Arm um die Schultern, ehe er meine Wange küsste. "Du warst toll heute!" Flüsterte er mir vielsagend ins Ohr. "Naja ich habe schon einen kleinen Fehler gemacht!" Gab ich zu und knuffte ihm in die Seite, um ein wenig mehr Abstand zu bekommen. "Ja?" Fragte er mich und legte seinen Arm um meine Hüfte. Eigentlich hatte ich nichts gegen Körperkontakt mit ihm, aber jetzt gerade war es mir einfach zu viel. Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern waren aufeinander losgegangen und ich konnte Pepe deswegen kaum folgen. Meine innere Göttin jaulte vor lauter Unruhe auf. "Naja wenn du nichts gemerkt hast, ist es ja nicht so schlimm!" Lächelte ich und befreite mich aus der Umarmung. Das war auch ganz gut so, denn um die Ecke kam noch ein Kamerateam. Schon nach der ersten Show war ein Promi ausgeschieden, allerdings war es nicht Marcos Ex. Diese hatte sich aber meiner Meinung nach auch nicht sonderlich gut geschlagen. Ich fragte mich wirklich warum ich schon wieder an sie dachte. Vielleicht weil ich neugierig war und wissen wollte was zwischen den beiden passiert war. Außerdem huschte Marco so oder so ab und an bei mir im Gedächtnis auf. Ich wusste nicht ob ich mich immer noch über ihn ärgerte, oder ob ich ihn mittlerweile mochte. Alleine das ich mir schon wieder Gedanken über ihn machte, ärgerte mich. "Hier steht mein Auto!" Rief Pepe mir zu und riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging das Stück zu ihm hinüber und stieg in seinen Wangen. Der junge Spanier blickte mich an und schmunzelte: "Wo bist du mit deinen Gedanken?" Fragte er mich. "Ich bin erleichtert!" Gab ich zu, als er losfuhr. Es war nicht weit bis ins Link und er parkte nicht weit weg. "Bist du dir sicher, dass du noch arbeiten willst?" Fragte er mich und ich wusste, dass er durchaus was anders im Sinn hatte. "Ja ich will mich noch ein wenig abreagieren!" Lachte ich. Wir schauten uns tief in die Augen. "Gönn dir ein wenig Schlaf. Morgen geht es weiter!" "Ich weiß!" Lächelte ich ihn an und schaute gedankenverloren aus dem Autofenster. "Ich habe für Morgen Massagen organisiert!" Sagte er mir und legte kurz die Hand auf meinen Oberschenkel. Er dachte sich nichts dabei, doch mir war die Nähe zu viel. "Gute Nacht!" Sagte ich knapp zu ihm und nahm meine Handtasche. Pepe beugte sich zu mir uns küsste mich erst auf die linke Wange. Er hielt inne und schaute auf meine Lippen. Es war Nähe die mich überforderte, es war ein so intimer Augenblick der nichts mehr mit dem Tanzen zu tun hatte. Ich konnte nicht weglaufen, ich stand da und innerlich zitterte ich, als ich zu ihm aufblickte. "Gute Nacht!" Sagte ich leise und stieg schließlich so schnell ich konnte aus dem Wagen. Ich war ganz schön verwirrt, als ich hinüber ins Link ging. Meine Gedanken drehten sich um den Spanier und die Grenzen zwischen uns, die immer mehr verschwammen. Was dachte Pepe sich nur dabei? Ich meine, es war nicht so das ich mich nicht zu ihm hingezogen fühlte. Tatsächlich hatte ich einige Wochen auf nichts anders gehofft, wie genau das was gerade zwischen uns passierte. Ja ich hatte mir gewünscht morgens nackt neben ihm aufzuwachen, mit meinem Kopf auf seiner Brust zu liegen und mich in seinen niedlichen Grübchen zu verlieren. Mit meinen Fingern durch sein gelocktes braunes Haar zu streichen und unanständige Dinge mit ihm zu tun. Doch zwischen - ich hatte es mir gewünscht - und - ich würde es tun,- lag ein himmelweiter Unterschied. Ich mochte Pepe sehr und ich war gerne in seiner Nähe, aber heute würde ich von meiner Seite aus, keine Grenze überschreiten.

Ich betrat das Link und wurde unmittelbar abgelenkt. Im Laden warteten meine Kollegen auf mich. "Überraschung!" Begrüßten sie mich. In einer Ecke hatten sie Luftballons aufgegangen und bewarfen mich mit Konfetti. Ich war ganz gerührt von ihrer Geste. Sie gratulierten mir zu meinem Auftritt und ich freute mich, dass ich mich dazu entschieden hatte, hier zu sein und nicht mit Pepe zu gehen. Chris nahm mich liebevoll in den Arm. "Du hast unglaublich gut getanzt!" Lächelte er mich an und streichelte mir über den Rücken. "Vielen Dank, es bedeutet mir wirklich sehr viel!" Sagte ich zu ihm, während ich einen Drink bekam. "Für dich ist ein Geschenk gekommen, ich hab es ins Büro gestellt!" Sagte Chris zu mir. "Ein Geschenk?" Fragte ich irritiert, denn normalerweise bekam ich nicht einfach etwas geschenkt. Neugierig ging ich hinüber ins Büro. Auf einem Schrank stand eine Runde edle weiße Hutschachtel. Neugierig öffnete ich die Schachtel mit der Satin-Kordel. Während ich sie öffnete kam mir ein unglaublicher Duft entgegen. In der Schachtel lag ein großer Strauß Blumen, bestehend aus rosafarbenen Pfingstrosen, pinken Anemonen, kleinen gelben Butterblumen und einzelnen Lavendelsträngen. Der Duft war unglaublich und ich hatte noch nie so einen zierlichen Blumenstrauß gesehen. Er war unglaublich toll, denn es waren so viel Blüten, dass nur ganz wenig grün zu sehen war. Mit den Fingern strich ich über die feinen Blüten und entdeckte eine kleine Karte. Vorsichtig zog ich sie hinaus. Handgeschrieben stand dort: "Hals und Beinbruch." Doch was mich zum Schmunzeln brachte, war die Unterschrift, dort stand einfach nur Boss. Ich merkte wie mein Herz schneller anfing zu schlagen. Meine Hände schwitzten noch im selben Augenblick. Ich verharrte einen Moment und schnupperte an den hübschen Blumen. Über meine Lippen huschte ein kleines verlegenes Lächeln. Marco hatte mir Blumen geschickt und ich war überrascht, wie sehr ich mich darüber freute. Ich stellte die Blumen wider auf den Schrank und nahm mir mein Handy, suchte seine Nummer hinaus und schrieb ihm schließlich ein kurzes Danke. Es war nicht sonderlich intelligent oder vielsagend. Ich hoffte, dass er sich melden würde und steckte mein Telefon in meine Hosentasche. Ehe ich zu Chris und den anderen ging.

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt