29. Ich mag dich, okay?

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Marcos Sicht

Ich schaute Bo auf die vollen, sinnlichen Lippen. Ihre Oberlippe war perfekt geschwungen und sie hatte diesen niedlichen Amor-Bogen, der leicht hervor stand. Bo legte ihre Hand gegen meine Brust, während ich immer noch das Eis auf ihre Hüfte presste. Es knisterte zwischen uns und ich wusste das ich den nächsten Schritt machen musste. Doch für unsere geschäftliche Beziehung würde das auf jeden Fall Konsequenzen haben. Das musste mir klar sein! Wenn ich zu weit gehen würde, dann würde es keinen Weg zurück geben. Doch je länger ich drüber nachdachte, desto egaler war es mir. Ich verbrachte unglaublich gerne Zeit mit ihr und ich wollte noch mehr Zeit mit Bo verbringen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich mir das zwischen uns einbildete, dann hätte ich vielleicht nicht einmal drüber nachgedacht ob es der richtige Weg war. Aber Bo flirtete genauso mit mir und das konnte ich mir gar nicht unentwegt einbilden, selbst wenn ich total dämlich wäre, hätte ich das erkannt. Naja mir fiel schon der ein oder andere ein, dem das eventuell nicht aufgefallen wäre. Doch sie war angetrunken und für sie war es aufregender Abend gewesen. Erst ihr Fernsehauftritt in dieser dämlichen Tanzshow, dann das Desaster mit dem Kerl in der Disko. Außerdem hatte sie reichlich getrunken und das wollte ich definitiv nicht ausnutzen. Ich hatte nicht das Recht, diesen Zustand für mich auszunutzen. Denn so ein Kerl war ich mit Anfang dreißig einfach nicht mehr, denn ich hatte großen Respekt für die junge Frau. Je länger ich über sie nachdachte, desto klarer wurde mir das ich sie wirklich gern hatte. Ihre offene Verletzlichkeit und ihr Stolz waren unglaublich anziehend. Mein Mund redete noch bevor ich den Gedanken zu Ende gebracht hatte. "Ich mag dich, okay?" Es rutschte mir einfach so raus. Mein innerer Gott beschwerte sich bei mir, warum hatte ich nicht einen Moment länger drüber nachgedacht? Wie konnte ich ihr denn einfach sagen, wie gern ich sie mochte. Was zum Teufel war nur los mit mir? Zu meiner Überraschung lehnte Bo ihren Kopf gegen meine Brust. Ihre blonden Locken rutschten ihr ins Gesicht und entblösste ihren Nacken. Sie schwieg dabei, doch ihre Geste war Aussage genug, mit der einen Hand griff sie nach meinen Fingern. Liebevoll spielte sie dabei mit meinem Zeigefinger. Ich war so aufgeregt, dass ich kein Wort raus brachte. Oh mein Gott ich schaffte es gerade noch nicht mal, mich zu bewegen. Ich war beeindruckt von ihr. Mein Herz schlug kräftig bis zum Hals. "Du weißt, dass das jetzt nicht richtig wäre!" Sagte ich leise zu ihr und legte meine freie Hand in ihren Nacken. Zärtlich berührte ich ihre Haut, die sich wohlig warm anfühlte und mich fast um den Verstand brachten. "Ich bin aus dem Alter raus, ich will dich nicht auszunutzen okay?" Lächelte ich verlegen und vergrub mein Gesicht kurz an ihren blonden Locken. Gott wie konnte ich das nur sagen? Ich wollte sie doch und jetzt hörte ich mich an wie ein verkappter Spießer und altmodischer Casanova. Sie schaute zu mir auf und einen Moment kam ich mir ziemlich dämlich vor, dass sie einfach nichts sagte. Ich war so verunsichert, dass ich mir auf Unterlippe biss. Eine dämliche Marotte die ich einfach nicht los wurde. "Es ist gut, wenn du die Grenzen im Auge hast!" Lächelte sie mich niedlich an. "Ich will es richtig  machen. Sonst wäre ich nicht besser wie dein Ex, Majorlein!" Sagte ich leise zu ihr. Sie hielt immer noch meine Finger fest. Verlegen schaute sie zu mir auf und ich verlor mich in ihren honigbraunen Augen. Sie hatte ein paar Sommersprossen auf der Nase, die mir vorher noch nie so aufgefallen waren wie in diesem Moment. Sie suchte immer noch meine Nähe und ich wollte sie gar nicht gehen lassen. Ich wollte sie festhalten, ich wollte sie umarmen und ich wollte das es ihr gut ging. Ich wollte ihren Körper erkunden und das Zentimeter für Zentimeter. Ich wollte wissen wie sie schmeckte, wie ihre Haut roch und wie sie sich anfühlte. Ich war verloren in ihr und das wusste ich. Mein Herz schlug bis zum Hals und das Kribbeln in meiner Magengegend verriet mir, dass ich dabei war mich über beide Ohren in sie zu verknallen. Gott so schnell nach meiner Ex, damit hatte ich niemals gerechnet. Vor ein paar Wochen hatte sich die Trennung noch wie das Ende der Welt angefühlt und jetzt war da Bo. Bo die meine Welt auf den Kopf stellte. Und das schlimme daran war, ich wollte das sie meine Welt auf den Kopf stellte. "Jetzt wird es ziemlich kalt!" Sagte sie auf einmal und riss mich aus meinem Gedankenchaos. Erst da verstand ich, was sie mir sagte. Natürlich war ihr kalt, denn ich presste immer noch die Eiswürfel auf ihre Hüfte. "Tut mir leid!" Stammelte ich. "Nein ist schon okay!" Sagte sie und rieb sich mit der linken Handfläche über die kalte Haut. Der magische Moment zwischen uns war vorbei, aber ich wusste das ich das richtige für uns getan hatte. Sie war müde, betrunken und gähnte niedlich. Auf einmal hatte ich einen furchtbar trockenen Mund und holte meinen Drink. Wir redeten miteinander, aber jetzt stand da was zwischen uns und das alles nur - weil ich sie mochte - weil sie wertvoll für mich war und ich ihr nicht weh tun wollte. Ich war unglaublich gerne in ihrer Nähe und ich wollte mehr Zeit mit ihr verbringen. War ich ein Idiot, weil ich das richtige Tun wollte? Nach einer Stunde machte ich mich schließlich mit Taxi auf den Weg nach Dortmund. Das Geld dabei war mir ziemlich egal. Hundert Euro mehr oder weniger, was war das schon? Während der Fahrt dachte ich unentwegt an die junge Frau und ich war glücklich dabei. Ich schwieg und der Taxifahrer war so freundlich und tat es mir gleich. Ich war glücklich da drüber, dass ich mich für die richtige Sache entschieden hatte. Ansonsten wäre ich auch nur einer von diesen miesen Kerlen und auswechselbar wie all diese anderen Kerle...

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt