24. Regeln sind zum Brechen da!

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Majorleins Sicht

Ich hatte Marco nicht so einfach abwürgen wollen, doch ich war spät dran, also hatte ich mich schließlich abrupt von ihm verabschiedet und hatte mich auf den Weg ins Studio gemacht. Ich war trotzallem sehr pünktlich und Chantal wartete auf mich. "Oh Gott du siehst gut gelaunt aus!" Grinste sie mich an. "Ich bin gut gelaunt!" Lächelte ich gut gelaunt. "Ja wie heißt er denn?" Lachte sie. Als ich über ihren Spruch nachdachte, verstummte ich automatisch. War es wirklich Marcos Schuld das ich so gute Laune hatte? Tatsächlich hatte ich den Tag mehr als nur genossen und es hatte gut getan so jemanden um mich zu haben. Warum auch immer vertraute ich ihm und das hatte ich lange keinem Menschen. Auf den Flur kam mir schließlich seine Ex-Freundin entgegen. "Hallo!" Sagte sie freundlich. "Hi!" Lächelte ich. "Pepe meinte ich könnte dich fragen wie du die Body Roll bei der Rumba hinbekommst?" Begann sie das Gespräch. "Tut mir leid, nicht jetzt!" Sagte ich ihr, als ich merkte wie unfreundlich ich war, fügte ich hinzu. "Ich habe Kostümprobe!" Erklärte ich kurzum. Scarlett ging und ich ging zu Chantal in die Maske. "Das war nicht sonderlich freundlich!" Sagte sie zu mir, da die junge Frau gerade den Kopf durch die Tür gesteckt hatte. Ich verzog das Gesicht. "Ich weiß, aber ich will gar nicht freundlich sein!" Lächelte ich, zwinkerte ihr amüsiert zu und dachte an Marco. Chantal lächelte. "Na so wirklich leiden kann ich sie auch nicht!" Lachte sie. "Angeblich hat sie ihren Ex mit ihrem besten Freund betrogen! Kennst du ihn?" Fragte sie mich direkt. "Keine Ahnung!" Murmelte ich. "Marco Reus, er ist Fußballer!" Trällerte Chantal weiter fröhlich vor sich hin. "Wer ist denn das?" Fragte ich amüsiert. "Der ist ziemlich niedlich, ein Holzkopf hat mal ziemliche Dummheiten wegen seinem nicht vorhanden Führerschein gemacht. Ansonsten ist es eher still um ihn." Bevor ich weiter antworten konnte, kam Pepe in die Garderobe. "Oh siehst du Müde aus!" Strahlte er und nahm mich in den Arm. Liebevoll küsste er meine Wange. "Warst du zuhause?" Fragte er mich freundlich und streichelte mir liebevoll über den Rücken. Ich nickte einfach nur. "Das sieht man dir an." Lachte er. "Ja ich hab es krachen lassen!" Log ich und lehnte mich entspannt zurück. "Brauchst du noch lange?" Fragte Pepe mich. "Nein, zehn Minuten dann bin ich bei dir!" Sagte ich zu ihm und blickte in den Spiegel. Nach einem kurzen Make-Over ging ich zur Probe. Pepe wartete bereits auf mich. "Du hättest dich ruhig mal melden können!" Beschwerte er sich bei mir. "Nun ich hatte einen schlechten Tag." Murmelte ich. "Alles okay?" Ich nickte. "Einfach ein Kack-Tag!" Gab ich zu. "Das tut mir leid!" Sagte er und nahm mich einen Augenblick in den Arm. "Du weißt aber dass du mir so was ruhig sagen kannst!" Ich wusste nicht warum, aber ich wollte mit Pepe im Moment nicht über etwas Privates reden. Was sollte ich ihm auch sagen?
Das ich gerne alleine war, weil mir dann keiner Weh tat? Das ich gerne alleine war, damit ich die Kontrolle niemals abgeben musste? Selbst wenn ich es ihm gesagt hätte, dann hätte ich ihm ja wohl kaum von Marco erzählen können. "Dann wollen wir mal tanzen!" Lenkte ich ab und ging mit ihm durch die langen Flure zur Probe. Währenddessen fing ich bereits an, mich aufzuwärmen und rückte meinen Pullover zurecht. Das schon wieder eine Kamera da war, war mir mittlerweile ziemlich egal. Denn egal wo ich auf dem Firmengelände hinging, war irgendein Kamerateam. Selbst bei unseren Proben war nun ständig eine Kamera vor Ort. "Hast du Scarlett geholfen?" Fragte er mich direkt. "Nein!" Murmelte ich schlecht gelaunt. Konnte mir mal jemand sagen, warum mich jeder auf diese Frau ansprach? Ich meine, was hatte ich mit ihr denn am Hut? Ich wollte gar nichts, aber rein gar nichts mit ihr am Hut haben. "Ich hatte ihr gesagt das du ihr hilfst!" Sagte er wenig amüsiert. "Ja mach ich noch!" Brummte ich noch weniger begeistert. "Das ist dein Job, okay? Es hat nichts mit diesem komischen Kerl zu tun!" Ich verdrehte die Augen, war es denn so offensichtlich, das es um Marco ging? "Wollen wir anfangen?" Fragte ich ihn. Pepe fing gleich an zu lachen. "Hast du mir was zu sagen?" "Was soll ich dir denn sagen?" Fragte ich ein wenig gereizt. "Na letztens war er noch dieser Vollidiot!" "Willst du jetzt tanzen oder reden?" Lenkte ich ab. Er blickte mich an. "Du hast Geheimnisse!" Lachte er amüsiert. Ich knuffte ihm in die Seite und nahm meine Position ein. "Nun du hast doch wahrscheinlich eine ganze Kiste voll!" Zischte ich. "Geht da was bei euch?" "Halt die Klappe!" Maulte ich ihn an. So langsam kam ich in Stimmung für Tango. Noch einmal wärmte ich mich ein wenig auf und dehnte meine Muskeln. "Nun das einzige Geheimnis ist, dass ich mich von dir zurück gewiesen fühle!" Schmollte er. Nun fing ich an herzlich zu lachen. "Du bist derjenige der gesagt hat, das wir nicht mehr zurück können, wenn wir die Grenze überschreiten. Ich halte mich an deine Regeln!" Ich merkte wie ich mich in kürzester Zeit in Rage redete und fuhr fort. "Die Regeln die du aufgestellt hast, also beschwere dich nicht wenn mein Leben weiter geht." "Regeln sind zum Brechen da!" Sagte er kurzum. Wir fingen an zu tanzen. Tango war pure Leidenschaft und Pepe hatte mich so geärgert, dass ich genau in der richtigen Stimmung war. Der junge Mann packte mich und riss mich an sich. "Bewege dich!" Ärgerte er mich und fasste mir an die Oberschenkel. Ich schubste ihn von mir, doch er krallte mich an sich und zog mich mit sich. Die Wut kochte in mir hoch. Wenn er wollte das ich tanzte, dann würde ich das tun!
Energisch packte er mich und ich nahm die Pose meiner Hebefigur ein. Pepe zog mich an sich und wirbelte mich einmal durch die Luft. Als ich landete kam ich etwas unsanft auf, doch ich ließ mir nichts anmerken. Tatsächlich hatte ich starke Schmerzen in meiner Hüfte. Pepe merkte wie sich meine Haltung veränderte. "Alles okay?" Fragte er mich jetzt deutlich sanfter. "Ja ich habe ein paar Schmerzen." Sagte ich und deutete auf meine Hüfte. "Du hast sicherlich eine Überanstrengung, durch die Prellung." Tröstete er mich. "Ja bestimmt!" Sagte ich und atmete gegen den Schmerz. "Dann sollten wir aufhören so viel zu trainieren!" Schlug Pepe mir vor. "Nein es geht schon!" Lächelte ich tapfer. "Bist du dir sicher? Ich will wirklich nicht das es schlimmer wird." Doch ich nickte nur und nahm noch einmal die Haltung ein. "Und eins!" Begann ich diesmal. "Das ist mein Spruch!" Lächelte er mich liebevoll an. "Denkst du eigentlich an deinen Workshop mit Robin?" Fragte er mich, während wir die Schritte wiederholten. "Ich kann mich im Moment kaum bewegen." Gab ich zu. "Wenn du willst können wir weniger trainieren!" "Das bringt doch nichts!" Sagte ich ihm. "Du solltest dich ein wenig schonen!" Sagte Pepe energisch zu mir. Ich schüttelte nur den Kopf. "Noch mal von vorne!" Bat ich ihn und riss mich zusammen. Doch bei den weiten Ausfallschritten hatte ich definitiv meine Schwierigkeiten. Ich entdeckte Scarlett bei den Proben und überwand mich nach einem guten Durchlauf und ging zu ihr hinüber. "Tut mir leid wegen vorhin, ich war ein wenig im Stress!" "Ist schon okay. Wenn ich so tanzen könnte wie du, hätte ich vielleicht auch Stress!" Lächelte sie mich freundlich an. "Wo hast du denn Probleme?" Fragte ich sie und Pepe kam zu uns und half Scarlett als Tanzpartner aus. Tatsächlich hatte sie Schwierigkeiten mit dem Bewegungsablauf. Ich zeigte ihr Schritt für Schritt wie es funktionierte, auch wenn es bei bestem Willen nicht so aussah wie bei mir. Dennoch hatte ich meine Pflicht erfüllt und keiner konnte mir etwas nachsagen. Von der Probe aus machte ich mich auf den Weg ins Link und schaute nach dem Rechten. Doch der Laden lief auch ohne mich. Ich erledigte also noch ein wenig Papierkram, ehe ich gegen zehn Todmüde ins Bett fiel. Schon am nächsten Morgen würde die nächste Generalprobe der Fernsehsendung anstehen und ich musste mit meiner Energie ein wenig haushalten. Die Hüfte bereitete mir deutlich mehr Probleme wie mir lieb war.
Am nächsten Tag verlief die Show trotz Schmerzen in der Hüfte ziemlich gut. Mein Tango kam besonders gut an. Doch Pepe war auch ein ausgezeichneter Tanzpartner, gerade bei den leidenschaftlichen und lateinamerikanischen Tänzen. Mittlerweile bekam ich mehr und mehr Aufmerksamkeit während der Produktion. So verfolgte mich ständig ein Kamerateam und ich konnte mich weniger und weniger zwischen den Tanzeinlagen entspannen. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass der Fernsehsender irgendwie einen Narren an mir gefressen hatte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das in ein paar Wochen weitergehen würde. Ständig bekam ich irgendwelche Nachrichten und Anrufe von Unbekannten. Leute wollten Fotos von mir machen und stellten sie dann bei Facebook und Instagram ein. Mir war es fast unangenehm, denn ich bekam mittlerweile jeden Tag hunderte Nachrichten von irgendwelchen Wildfremden. Auch der zweite Tanz der Show, eine Rumba verlief nahezu perfekt. Auch wenn ich bei den Body-Rolls reichlich Schmerzen hatte. Mir tat die Hüfte ziemlich weh, so dass ich mir noch während der Show eine Spritze verpassen ließ. Ich war froh als langsam die Schmerzen nachließen. Pepe überredete mich in einer der Werbepausen mit ihm nach der Show feiern zu gehen. An diesem Abend konnte ich ihn definitiv nicht vertrösten und wir fuhren im Anschluss mit ein paar der "Promis" in einen Düsseldorfer Edelclub. Pepe wollte sich dort mit Robin und Marcel treffen. Wir saßen im Taxi nebeneinander und schwiegen, während einer der Tänzer einen Monolog auf die Darbietung der Promis hielt. Ich war ziemlich gelangweilt, aber das war ich immer ziemlich schnell. Düsseldorf und Köln lagen nicht so weit auseinander, so dass wir keine halbe Stunde unterwegs waren. Mittlerweile war es kurz nach eins. Pepe schleifte mich hinter sich her. Ich dagegen mochte weder die Musik noch den Club. Ich fühlte mich unwohl. Auch die beiden Drinks änderten nichts an der Situation und obwohl Marcel und Robin sehr freundlich waren, hatte ich nicht sonderlich viel mit ihnen zu besprechen. "Du siehst gelangweilt aus?" Lächelte mich einer der beiden Jungens liebevoll an. "Nein ich bin nur ein wenig müde!" Gab ich zu und zog das Handy aus meiner Handtasche. "Müde?" Fragte er nach, als hätte er mich nicht verstanden. Es war ziemlich laut und ein Gespräch machte nur wenig Sinn. "Ja ich habe vorhin eine Schmerzspritze bekommen!" Erklärte ich ihm. "Dann solltest du nicht so viel trinken!" "Tue ich nicht!" Versicherte ich. "Du siehst sehr hübsch aus, heute Abend!" Sagte Robin leise zu mir. Er war ein ähnlich schüchterner Typ wie Marco. Da waren wieder diese Gedanken an ihn. Schon wieder dachte ich an seine introvetierte Kotzbrockenart. Also schrieb ich Marco schließlich eine Nachricht, ob er noch wach war. Seine Antwort kam prompt und ich freute mich von ihm zu hören. "Ich bin gleich wieder da!" Sagte ich zu den Jungens und nahm mein Handy. Außerdem wollte ich gucken wo Pepe war. Er war schon eine ganze Weile verschwunden. Als Marco mir schrieb, dass er mit seinen Jungens unterwegs war, antwortete ich ihm nur mit "Viel Spaß!" Doch er schrieb mir gleich zurück. "Wo bist du?" Fragte er, als ich Pepe entdeckte. Er redete mit einer jungen Frau. Ich kannte sie. Sie war eine der professionellen Tanzpartnerinnen der Profis. Ich ärgerte mich, dass ich mir einfach nicht die dämlichen Namen merken konnte. Warum konnte ich mir überhaupt keine dämlichen Namen merken. Aber sie hatte diesen russischen Namen, der mir beim besten Willen nicht einfiel. Egal wie lange ich da drüber nachdachte, mir fiel dieser verdammte Name einfach nicht ein. Die junge Frau berührte Pepe liebevoll an der Brust. Ich beobachtete die Situation und spürte wie sich mein Magen zusammenzog. Hatte ich was verpasst? Während ich die beiden beobachtete, antwortete ich Marco: "Bin irgendwo in Düsseldorf mit Pepe und den anderen. Langeweile mich!" Pepe blickte zu der Tänzerin hinab und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ich war noch im selben Moment gekränkt und schüttelte mit dem Kopf. Hatte ich etwas nicht mitbekommen? Wie konnte er sich mit der Tänzerin vergnügen, wenn wir doch eigentlich soviel Zeit zusammen verbrachten? Allerdings hatte ich viel gearbeitet und warum zum Teufel traf es mich so? Ich war diejenige die gesagt hatte, das mir Grenzen wichtig waren. Was da gerade passierte, damit hatte ich trotzdem nicht gerechnet. Mein Handy vibrierte und die Nachricht poppte auf meinem Display auf. "Wir sind im Nachtresidenz. Komm vorbei!" Schrieb Marco mir. Das musste ich mir nicht zweimal sagen lassen. Der Name sagte mir zwar nichts, aber Google schon. Der Club war ebenfalls in Düsseldorf und nicht weit entfernt. Mit dem Taxi würde ich keine zehn Minuten brauchen und eine Flucht passte mir gerade ziemlich gut. Dem im Weglaufen war ich definitiv Weltmeister. Ich ging also zu Robin und Marcel und holte meine Handtasche. "Wo willst du denn hin?" Fragte mich der größere der beiden. "Ich fahr nachhause!" Log ich ihn an. "Du bist doch gerade erst gekommen!" Sagte Marcel kopfschüttelnd. "Sorry meine Hüfte!" Lächelte ich die beiden an. "Alles klar, Schade!" Sagte Robin. "Melde dich wegen der Tanzkurses!" Sagte ich zu ihm und verließ eilendes den Club. Ich schaute mich um und entdeckte einen Taxistand. Die paar Meter lief ich und stieg schließlich ins Taxi. "Hallo!" Sagte der Fahrer freundlich. "Ich muss ins Nachtresidenz! Weißt du wo das ist?" Er nickte. "Ja klar, ich fahr Sie." Sagte er freundlich. "Sind sie nicht diese Tänzerin?" Fragte er mich und ich nickte. "Warum denn Düsseldorf?" Drängte er mir ein Gespräch auf. "Köln ist zu klein für mich!" Murmelte ich und schaute aus dem Fenster. Warum war ich wirklich gerade auf den Weg zu Marco?

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt