54. Du bist in Amsterdam und ich verstecke mich hier mit dir...

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Marcos Sicht

Die Sonne spiegelte sich in der Gracht vor Bos Haus. Ich schaute dem Wasser zu, wie es sich langsam hin und her bewegte. Es war hypnotisierend und beruhigte mich ungemein. Amsterdam war wunderschön, hier war es einfach wunderschön und ich fühlte mich hier unheimlich frei. Ich ließ Bo einen Moment um sich zu sammeln. Sie hatte mich verletzt, aber ich glaubte ihr, dass es ihr leid tat. Extralaut ging ich die Treppe hinunter und hörte wie Bo an der Kaffeemaschine herum klimperte. Sie war so unglaublich niedlich. Unschuldig stand sie einfach nur da, mit ihren schmalen, grazilen Beinen und ihrer Tänzerinnen-Attitüde. Ich schlang meinen Arm um sie und streichelte ihr sanft über den Rücken. Liebevoll schmiegte ich meine Wange an ihren Kopf und umarmte sie einfach nur. Erst jetzt fiel mir auf, wie klein sie eigentlich im Vergleich zu mir war. Sie schaute zu mir auf und das einzige war ich hörte war mein eigner Herzschlag. Die junge Frau hatte diese verlockende perfekt geschwungenen Lippen. Liebevoll beugte ich mich zu ihr und küsste sie zärtlich. Ich schwieg, aber das war okay, denn die junge Frau machte nicht den Anschein das es sie störte. Sie lehnte sich gegen die Küchenzeile und nippte an ihrem Kaffee. „Ich muss gleich noch ein wenig üben!" Gab sie zu. „Lass dich nicht stören!" Versicherte ich ihr und schaute mich um. „Ich fühle mich hier unglaublich wohl!" Sagte ich leise zu ihr. Sie lächelte mich niedlich an und legte den Kopf kurz in den Nacken. „Das mit vorhin, das tut mir wirklich leid!" Sagte sie und biss sich angespannt auf die Unterlippe. „Ich weiß." Sagte ich zu ihr, während sie eine Grimasse zog und streckte ihre Zunge raus. Ich grinste einfach nur. „Was hältst du davon wenn ich uns was zum Essen organisiere?" Fragte ich sie, ein wenig frische Luft würde auch mir gut tun. „Nun wir können auch einfach was bestellen!" Sagte sie zu mir. „Nein ich will raus, ich nehme mir das Fahrrad und kriege das hin..." Lächelte ich Bo selbstbewusst an. „Okay!" Sagte sie und nippte erneut an ihrem Kaffee. Sie grinste amüsiert. „Du musst nur die Gracht runter und nach links, dann bist du auf der Einkaufsstraße, von da aus kannst du dich eigentlich nicht verlaufen!" Versicherte sie mir und strich sich verspielt durch ihr langes blondes Haar. „Ich bin erwachsen, ich kriege das schon hin!" Sagte ich zu ihr und machte mich schließlich auf den Weg. Ich ließ mir Zeit und radelte Mittags alleine durch Amsterdam. Die Menschen erkannten mich nicht, was ich als äußersten Luxus empfand. Normalerweise erkannte man mich in Dortmund an jeder Ecke, was dazu führte dass ich mich eher zurück zog. Außerdem war ich überrascht, welch tollen Läden es in der holländischen Stadt gab: Chanel, Gucci, Versace und all die anderen reihten sich hier aneinander, neben den üblichen Verdächtigen. Ich nahm mir ein wenig Zeit und schlenderte an den einladenden Schaufenstern vorbei. Ehe mir eine Jacke auffiel, die mir sehr gut gefiel, also ging ich hinein. Ich wurde freundlich begrüßt und als die Verkäuferin bemerkte das ich kein Niederländisch sprach, redete sie auf Deutsch mit mir. „Wie kann ich helfen?" Fragte sie mich. „Ich würde gerne die Jacke anprobieren!" Sagte ich zu ihr. „Aber klar doch!" Strahlte die Fremde und half mir in die Jacke, die mir allerdings ein wenig zu weit war. Sie holte die gleiche Jacke noch mal in etwas kleiner. Währenddessen schaute ich mich in dem Laden um und entdeckte ein paar Ringe. Mein Augenmerk fiel auf einen kleinen zierlichen Ring aus Gold. Zwei Stränge waren miteinander verzwirbelt und wie ein Band geflochten. Er war sehr filigran und musste sofort an Bo denken. Ich nahm den Ring in die Hand, das Rosegold würde perfekt zu ihrem blonden Haar passen und ich schaute auf den Preis. Scheinbar war es echtes Gold und für den zierlichen Ring fand ich die 400 Euro okay. Die Verkäuferin kam mit der Jacke. Diesmal passte sie wie angegossen. „Gefällt ihnen der Ring?" Fragte sie mich und ich lächelte die junge Frau einfach nur vielsagend an. „Meiner Freundin gefällt er bestimmt!" Sagte ich zu ihr und erwischte wie mich meine Aussage nicht störte. „Ich kann ihnen einen Rabatt geben, wenn sie beides nehmen!" Lächelte sie mich aufmunternd an. „Ja packen sie es ein." Sagte ich ihr und zückte meine schwarze Kreditkarte. „Wissen sie wo ich hier ein paar Delikatessen bekomme?" Fragte ich die die Verkäuferin, die sofort nickte. „Hier runter, auf der rechten Seite." Ich bezahlte die Jacke und den Ring ohne zu schauen, was es mich am Ende denn kostete und holte schließlich noch etwas zu Essen ehe ich mit dem Fahrrad zurück zu Bo fuhr. Als ich wieder an ihrem Haus angekommen war, klingelte ich und die junge Frau kam zur Haustür. Allerdings hatte ich damit gerechnet sie so zu sehen. Bo trug ein kurzes rotes Kleid mit einem tiefen V-Ausschnitt und hauchdünnen Spagettiträgern. Sie trug passende rote Stilettos und es verschlug mir fast den Atem. Ihr blondes Haar hatte sie zu einer lockeren Steckfrisur gebunden und sie sah einfach nur wundervoll aus. Zuerst wusste ich nicht was los war, doch sie sah umwerfend aus. „Geh dich umziehen!" Schlug sie mir vor. „Was hast du vor?" Lächelte ich sie an. „Du bist in Amsterdam und ich verstecke mich hier mit dir..." „Ich habe Essen mitgebracht." Sagte ich ihr enttäuscht. Ich musste nicht mit ihr aus dem Haus gehen, solange sie nur bei mir war. Allerdings konnte ich mich in Amsterdam frei bewegen und es war verlockend. Denn bisher hatte mich nur ein einzelner Deutscher erkannt und damit konnte ich wirklich gut leben. „Komm schon!" Drängelte sie. „Du siehst toll aus!" Lächelte ich sie liebevoll an und legte kurz meine flache Hand auf ihren Rücken. „Geh dich schon umziehen!" Sagte sie und schob mich die Treppe nach oben. Ich ging ins Schlafzimmer um mich umzuziehen. Zum Glück hatte ich einen Anzug mitgenommen. Der eng-geschnittene Anzug aus schwarzem Stoff würde gut zu ihrem roten Kleid passen. Man worüber machte ich mir nur Gedanken, als ich mir die Krawatte festzog.  Ich brauchte nicht lange um mir etwas anderes anzuziehen. Noch ein paar Handgriffe und meine Frisur saß wieder perfekt. Bo wartete bereits ungeduldig auf mich. „Was hast du denn vor?" Fragte ich sie. „Ist doch egal!" Grinste sie und zuckte niedlich mit den Schultern. „Du siehst umwerfend aus!" Gab ich zu, lächelte sie liebevoll an und nahm ihre Hand. „Ich mag den Anzug!" Sagte sie, zupfte an dem Kragen meines weißen Hemdes herum und auf ihren Wangen lag dieses hübsche Lächeln, dass mir vollkommen die Sinne vernebelte.  Wir gingen die Straße hinunter bis zum Ende der Gracht. Dort war ein Bootssteg und mehrere offene Boote. Zielstrebig ging sie dort hin. „Was machen wir?" Fragte ich sie. „Wassertaxi!" Lachte sie und deutete auf eins der Boote. „Hey Bo!" Sagte der Kapitän zu ihr. „Hey Frank, je kunt ons naar de skybar brengen?" Fragte sie auf Holländisch. Er nickte und half der jungen Frau ins Boot. Ich wartete geduldig bis sie sicher eingestiegen war und kletterte dann selbst hinein. „Hallo!" Sagte der Kapitän freundlich. Ich war überrascht wie gemütlich es im Boot war. Eine an die formangepasste Sitzbank auf beiden Seiten bot den Gästen genügend Platz. Diese war mit duzenden weißen Kissen ausgefüllt und in der Mitte stand ein Tisch. Bo setzte sich in die Kissen und entspannte sich. Sie sah unglaublich aus und mein Herz schlug bis zum Hals. Ich setzte mich zu ihr und legte meinen Arm um ihre Schulter. „Was machen wir denn heute?" Fragte ich sie. „Du bist viel zu neugierig." Lachte sie und warf den Kopf niedlich in den Nacken. Sie legte ihre Hand auf mein Knie und ich fühlte mich unglaublich wohl in ihrer Nähe. Langsam setzte sich das Boot in Bewegung und suchte sich seinen Weg durch die Wasserstraßen von Amsterdam. Es war entspannend und ich fühlte mich wie im Urlaub. Ich war glücklich in diesem Augenblick, Gott ich konnte es gar nicht fassen, aber ja ich war glücklich. Bo schaffte es das ich ausgeglichen und in meiner Mitte war. Sie schaffte es, dass ich auf sie aufpassen wollte und sich alles um Bo drehte. Sie schaffte es, dass mir nichts, aber auch gar nichts mehr leid tat. Selbst wenn wir uns stritten, wollte ich immer noch bei ihr sein. Ich legte meine Hand auf ihr Knie und lächelte Sie liebevoll an. Wir fuhren etwa eine halbe Stunde durch die Grachten von Amsterdam. Es wehte ein angenehmer Wind und ich konnte mich unglaublich gut entspannen. Die Tage in Amsterdam fühlten sich wie ein Kurz-Urlaub an und ich wollte, dass es niemals endete. 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt