35. Dann kauf dir einen großen Hund!

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Majorleins Sicht

Wir gingen das kurze Stück zurück zum Auto. Dabei liefen wir langsam und beobachteten währenddessen das Feuerwerk für André und seine Verlobte. Irgendwie mochte ich Feuerwerk nicht sonderlich. Es erinnerte mich immer an meine Kindheit. Es erinnert mich an meinen Vater und das tat nun mal immer noch verdammt weh. Alleine dass der Gedanke auftauchte, war zu viel für mich. Ich schüttelte mich, als würde das vermissen da durch verschwinden. Natürlich wusste ich das es nicht so war, aber ich konnte nichts daran ändern. "Ist alles okay, du bist so still?" Fragte Marco mich besorgt. "Ja sicher!" Sagte ich abwehrend und zupfte an meinen blonden Locken herum. "Du hörst mir gar nicht zu!" Beschwerte er sich leise und rollte niedlich mit den Augenbrauen. "Tut mir leid!" Sagte ich ein wenig peinlich berührt. Zärtlich legte er seine Hand auf meinen Rücken und schaute zu mir hinab. "Keine Sorge, dir passiert schon nichts, ich passe schon auf dich auf!" Lächelte er mich liebevoll an. Ich vergrub für einen Augenblick meine Stirn gegen seine Brust um mir ein wenig Trost zu holen. Denn ich wollte ihm glauben und ich wollte ihm vertrauen. "Ich würde dir so gerne glauben." Sagte ich leise und spürte Marcos Atem in meinem Nacken. Man warum war ich heute nur so sentimental? Ich konnte einfach nicht mit dem Tod meines Dads umgehen. Sanft spürte ich Marcos Atem in meinem Nacken und kämpfte gegen meine Gänsehaut. "Erst laufen lernen vor dem fliegen, Tiger!" Sagte er leise in mein Ohr. Einen Moment hatte ich absolut das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich konnte mich nur schwer beruhigen. "Hey Marco!" Rief jemand hinüber und ich zuckte zusammen. Der magische Moment zwischen uns war definitiv vorbei. Marco drehte sich um. Hinter uns tauchte einer von Marcos Spielern auf. "Viel Spaß noch!" Sagte er gutgelaunt und verschwand genauso schnell wie er gekommen war. Marco schmunzelte. "Ich dich auch, Sancho!" Lachte er, zeigte seinen Mittelfinger und schaute zu mir hinab. "Er ist in meiner Mannschaft!" Erklärte er mir. "Das habe ich mir schon gedacht!" Grinste ich ihn irgendwie erleichtert an. Marco hielt mir die Autotür auf und wir fuhren zurück zu ihm nach Hause. Er war ein wirklich guter Fahrer und ich saß entspannt neben ihm, während er die Viertelstunde über fast unentwegt schwieg. Ich fragte mich, ob ich ihm auf die Füße getreten hatte? Ob ich etwas falsch gemacht hatte? Ich machte ständig alles kaputt damit, das ich so lange drüber nachdachte bis die Situation tot war! Und das nur - weil ich Angst hatte - das mir irgend jemand weh tat. Ich dachte darüber nach, das Marco mir weh tat, wenn ich ihn in mein Leben ließ, das er es sich anders überlegte und das es mir dann noch mehr meine Gefühle verletzte. Ich wollte nicht noch mal einen Menschen aus meinem Leben verlieren, der mir wichtig war. Warum konnte meine innere Stimme nicht einfach mal die Klappe halten? Einfach mal nicht darüber nachdenken was hätte, wäre, wenn, könnte. Marco parkte seinen Wagen vor dem Haus und wir gingen erneut durch den Garten. "Willst du noch was trinken?" Fragte er mich, während ich mich auf die Terrasse setzte. "Ein Glas Wein würde ich noch nehmen" Lächelte ich ihn freundlich an. Er ging ins Haus und ich genoss den einen Augenblick Stille, ich hörte ein paar Grillen und einen kleinen Vogel und lauschte seinem Gesang. Der Wind wehte und ich versuchte mich zu entspannen. Nach einem Augenblick kam Marco zu mir zurück. Er hatte zwei Gläser in der Hand und stellte die Falsche Wein ab. Auf dem Arm hatte er eine flauschige Strickjacke. "Hier!" Sagte er, reichte mir die Jacke und legte sie sanft um meine Schultern. Das mir nicht wirklich kalt war, sagte ich ihm nicht. Für mich zählte die Geste und das er sich darum Gedanken gemacht hatte wie es mir ging. Seine Jacke roch nach ihm, männlich und einen Hauch nach frisch gemähtem Gras. Er setzte sich mir gegenüber hin und lächelte mich liebevoll an. "Ich bin froh, wenn du hier bist!" Sagte er ruhig und spielte mit dem Ring an seinem Finger herum. Wir lächelte uns an, ich musste nichts sagen, damit er wusste wie gerne Zeit ich mit ihm verbrachte. Marco schüttete mir ein Glas Wein ein, als ich ihm schließlich das Glas aus der Hand nahm. Ich schaute ihn dabei tief in die Augen, denn ich schaute ihm so gerne in die Augen. Das ich nervös war, verdrängte ich einfach und ließ mich so weit drauf ein, wie ich konnte. "Hattest du ein wenig Spaß?" Fragte er mich. "Ja klar!" Lächelte ich ihn an und nippte an dem edlen Weißwein. Wie sehr ich seine kleinen Grübchen mochte, wenn er mich zurück anlächelte. Er schaffte es mich nervös zu machen, nervöser wie ich irgendwie sein wollte. Einen Augenblick versuchte ich meine Nervosität zu verdrängen und  riskierte einen Blick auf mein Handy. Ich hatte einige Nachrichten, doch am schlimmsten waren die duzenden Nachrichten von Instagram. Genervt legte ich das Handy beiseite und schaute ihn an. "Was ist los?" Fragte er mich, als könne er Gedanken lesen. "Instagram explodiert." Gab ich zu und er fing an zulachen. "Das du das noch selbst machst!" Machte er sich über mich lustig. "Wer soll das denn sonst machen?" Schmollte ich. "Na eine Agentur!" Sagte er lapidar, als wäre es das normalste der Welt. "Ich bin Tänzerin kein Star, ich habe keine Ahnung von so was!" Brummte ich schwerfällig. Marco lachte herzlich. "Du weißt aber schon, dass das Fernsehen und die Zeitungen alles tun, damit du einer wirst?" Grinste er ich amüsiert an. Ich wusste irgendwie, dass er Recht hatte. Doch ich wollte es mir nicht eingestehen. Wie so oft! Man Bo wie naiv bist du denn eigentlich? Redete ich mir selbst ein. Marco strich sich elegant durchs Haar und lächelte mich liebevoll an. "Weglaufen funktioniert nicht immer!" Sagte er ruhig. Ich schnappte mir ein Kissen und warf es ihm mitten ins Gesicht. "Halte mir nicht immer den Spiegel vor!" Grunzte ich frustriert und zog eine Grimasse. Er fing herzlich an zu lachen. "Du bist so niedlich, wenn du so bist." Sagte er und warf mir das Kissen zurück. Doch ich war schneller und fing es gerade so auf. Er lachte amüsiert. "Du hast mehr Glück als Verstand!" Sagte er und richtete sich auf, so das er mir ein Stück näher kam. Da durch dass wir uns gegenüber saßen, waren wir recht weit entfernt voneinander. Mit den Zehen ließ ich die Schuhe von meinen Füßen flutschen, so das ich jetzt barfuß war. Die ganze Zeit in High-Heels hatten ihren Teil dazu beigetragen und mir taten wie jeder anderen Frau die Füße weh. Ich machte mich lang und dehnte meine Muskeln. Ich war einfach nicht der Typ, der lange still sitzen konnte. Also stand ich auf und lief barfuß über das perfekt geschnittene Gras. Marcos Villa hatte einen unverbauten Blick in ein kleines grünes Tal. In der Ferne konnte man mehrere Lichter sehen. Fasziniert beobachtete ich sie. "Es fehlt eine Schaukel!" Rief ich zu ihm hinüber. "Wenn du das nächste Mal kommst, hängt da eine!" Versprach er mir. Er saß immer noch auf Terrasse und ich spürte wie er mich beobachtete. Meine Füße gruben sich in das feuchte Gras und ich fühlte mich relaxter wie sonst. "Ich nehme dich beim Wort!" Rief ich ihm grinsend hinüber. Ich war entspannt, entspannt wie schon lange nicht mehr. Es gab gerade nichts worüber ich mir Sorgen machte. Wenn Marco bei mir war, fühlte ich mich geborgen und es fühlte sich vertraut an. Ein Gefühl das ich fast vergessen hatte. Ich spürte den Alkohol in meiner Blutbahn, denn die drei Gläser Wein gingen auch nicht spurlos an mir vorbei. "Du könntest einen Hund vertragen!" Lachte ich. "Meine Ex hatte ein paar Hunde, aber nur so kleine!" "Dann kauf dir einen großen Hund!" Lachte ich und ging wieder zu ihm. "Ich bin viel unterwegs!" Redete er sich raus. "Du hast hier genug Platz um ein ganzes Rudel Hunde zu halten!" Versicherte ich ihm. "Manchmal bin ich tagelang nicht da." "Dann passen deine Schwestern auf den Hund auf!" Sagte ich einen Hauch euphorisch. Er lächelte mich an. "Wenn das Leben immer so einfach wäre!" Grinste er. "Ist es!" Versicherte ich ihm und legte einen Augenblick meine Hand auf sein Knie. Marco strich über meine schlanken Finger und spielte mit meinem Zeigefinger herum. "Bist du nicht müde?" Fragte er mich und umfasste mein Handgelenk. Er ließ meinen Arm zurück auf sein Knie fallen. "Doch ich bin müde!" Sagte ich leise. "Aber ich genieße die Zeit mit dir!" Gab ich zu. Marco blickte verschüchtert auf und schenkte mir ein hübsches Lächeln. "Du kannst ja ganz süß sein, wenn du willst!" "Auf Aktion bekommt man eine Reaktion!" Sagte ich leise. Zärtlich spielte er weiter mit meinen Fingern herum. Ich hatte das Gefühl ihm nach und nach vollkommen zu verfallen. Langsam wurde es draußen ziemlich kalt und wir gingen hinein. Ich folgte Marco ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Ich zog die Wolldecke von der Lehne, während Marco den Kamin anmachte. Routiniert erledigte er die Handgriffe, ehe er sich zu mir setzte. "Hast du kalt?" Fragte er mich besorgt. "So langsam geht es!" Lächelte ich ihn an. Liebevoll setzte er sich zu mir und legte seine flache Hand auf meine nackte Wade. "Hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie gerne ich Zeit mit dir verbringe?" Sagte er ruhig. Im Moment hatte ich das Gefühl, dass wir uns näher waren wie je zu vor. "Nein, aber das höre ich gerne!" Grinste ich ihn an und machte es mir zwischen den duzenden Kissen gemütlich. Marco lag nicht weit von mir entfernt und je später der Abend wurde, desto müder wurde ich. Ich gähnte müde, doch ich wollte einfach nicht einschlafen. Denn dann war dieser Tag einfach vorbei und wer weiß wann ich Marco wieder sehen würde. 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt