5. Keinen Weg zurück

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Majorleins Sicht

Schwärmend blickte ich zu Pepe auf. "Hat er dir weh getan?" Fragte er mich und blickte besorgt zu mir hinab. "Nein, ich habe ihm ausversehen seinen Drink über seinen Pullover verschüttet." Sagte ich, versuchte meine Gefühle hinunter zu schlucken und blickte ihn an. Ich wollte, im Hier und Jetzt sein und mich nicht weiter über den Kerl in seinem weißen Designerpullover Gedanken machen. "Da oben warst du verdammt gut!" Lächelte Pepe mich überzeugt an. Er stand nur ein paar Meter entfernt und blickte mich vielsagend an. Ich spürte seinen Blick auf meiner Haut und versuchte alles, um dieses Gefühl zu unterdrücken. "Danke dass du mir zu Hilfe gekommen bist." Sagte ich leise und strich mir nervös durch die Haare. "Du musst mir nicht danken, Robin hat uns eingeladen einen Workshop bei ihm zu halten. Was meinst du?" Fragte er mich und lenkte mich ab. "Wann willst du das denn noch machen?" Ätzte ich wenig begeistert und dachte an meinen eh schon viel zu vollen und noch engeren Zeitplan. "Dafür trainieren wir ein wenig anders!" Lächelte er mich aufmunternd an und lehnte sich entspannt gegen die Wand hinter sich. Ich war verloren in seinen bildhübschen Augen. Auch er blickte mich an, wie er mich zuvor niemals angeblickt hatte. Ich fragte mich, einen Augenblick lang, ob das was hier passierte, richtig für uns war. "Weißt du, das hier, dass darf nicht passieren!" Hauchte er fast. Pepe sagte es so leise, dass nur ich es hören konnte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich bei mir alles drehte und das obwohl ich nicht wirklich viel getrunken hatte. Was sagte er, denn da zu mir? Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Als ich spürte das er etwas sagen wollte, sah ich zu ihm auf. "Wenn wir das tun, was du willst und ja..." Er machte eine Pause und vor lauter Aufregung musste ich unmerklich den Klos in meinem Hals hintunerschlucken. Pepe fuhr fort. "Ich will das auch, aber dann gibt es keinen Weg zurück mehr!" Gedankenverloren strich ich mir durchs blonde Haar. "Grenzen muss man einhalten, denn aus einmal kann man kein keinmal machen!" Was sagte er nur da? Pepe war älter wie ich, erfahrener als ich und ich hätte auf ihn hören sollen. Doch in diesem Augenblick verstand ich nicht, was er mir damit sagen wollte. Ich fühlte mich komischerweise zurückgewiesen und brach für ein paar Sekunden in mir zusammen. Das Adrenalin von der Tanzeinlage war aufgebraucht und ich fühlte mich als wäre ich wieder in der harten Realität gelandet. Auch wenn ich versuchte cool zu bleiben, gelang es mir überhaupt nicht. "Ich muss weiter arbeiten!" Sagte ich etwas gehetzt zu ihm und ließ ihn schließlich stehen. Da ich immer noch keine Schuhe anhatte, zog ich diese hinter dem Tresen wieder an. Chris grinste mich amüsiert an. "Das treibst du also so in deiner Freizeit?" Fragte er mich. "Sorry so groß wollte ich es eigentlich nicht machen!" Sagte ich, kratzte mich verlegen am Kopf und blickte den Tresen hinunter zu dem Kerl mit den blonden Haar, dessen Pullover ich versaut hatte. Er war ziemlich hager, doch er wirkte recht sportlich. Sein weißer Pullover spannte sich um seine Brust. Dadurch wirkte er ziemlich athletisch. Im Vergleich zu Pepe wirkte er eher schmal. Was mir auffiel, war seine teure goldene Uhr an seinem Handgelenk, die samt weißem Hemd unter seinem makellos sitzendem Pullover hervorblicken. Er hatte dunkelblondes Haar und sein Drei-Tage-Bart war einen Hauch rotstichig. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht auch ein Fünf-Tage-Bart war. Der Fremde hatte diese leicht krumme Nase und diese schmalen Lippen. Ich wollte nicht hinschauen, aber ich beobachtete ihn. War er attraktiv, oder war ich immer noch sauer auf ihn? Ich meine, er hatte mich echt blöd von der Seite angepflaumt. Hätte ich ihm anbieten sollen, ihm einen Neuen zu kaufen? Bei der Uhr wollte ich es gar nicht wissen, doch ich fragte mich wie teuer dieser popelige weiße Pullover war. Außerdem lenkte es mich ab, damit ich nicht weiter über Pepes Vortrag über Grenzen nachdachte. Hatte Pepe wirklich zu mir gesagt, was er gesagt hatte? Ich versuchte mich genau zu erinnern. Denn für mich hatte es sich angehört, als hätte er es zwischen uns auch gewollt. Was hätte er den gewollt? Wollte ich ihn? Ich meine er war attraktiv und durchaus eine Augenweide, aber ich wusste doch, das man normalerweise mit seinem Tanzpartner nichts anfing. Denn am Anfang findet man sich anziehend, kann die Hände nicht von einander lassen, dann vergeht ein wenig Zeit, es läuft dann nicht so wie man es sich vorgestellt hat und das kann man quasi unmöglich ausschließen - egal wie man es auch versucht. Außerdem war Anziehung gut und wichtig. Ich horchte einen Moment in mich rein. War ich wirklich so naiv zu glauben, dass ich ihn nicht anziehend fand? Das ich das zwischen uns nicht wollte? Wollte ich die Grenzen mit Pepe überschreiten? Wollte ich ihm Nahe sein? Oder war es nur der Reiz? Mir wurde relativ schnell klar, das Pepe unerreichbar für mich war. Denn ich war nur Tänzerin, die nebenbei in einer Bar jobbte. "Kannst du den zu Tisch acht bringen?" Fragte Chris mich und holte mich aus meinem Tagtraum hinaus. "Ja klar!" Murmelte ich gedankenverloren. "Du warst unglaublich!" Grinste mein Chef mich gutgelaunt an und ich ging schließlich wieder meiner Arbeit nach. 
Es war spät und der Abend wollte einfach kein Ende nehmen. Um kurz nach drei kam Pepe zu mir hinüber. "Musst du noch lange?" Fragte er mich und lehnte sich lässig über den Tresen. "Naja zwei Stunden bestimmt noch!" Sagte ich etwas verlegen, während er hin- und her-gerissen war. "Du musst nicht auf mich warten!" Versicherte ich ihm, falls das seine Sorge war. "Okay, wir sehen uns morgen!" Lächelte er mich an, beugte sich das letzte Stück über den Tresen und gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange. Als er den Laden mit den Jungens verließ, sah ich ihm nach und ich würde es niemals zugeben aber ich war unglaublich frustriert. Langsam wurde es leerer im Laden und ich beobachtete immer noch die drei Jungens rund um Julian. Der hübsche Roman und der schlecht gelaunte Pullover-Kerl. Ich ging zu ihnen hinüber und lehnte mich auf die Theke. "Und kann ich euch noch was bringen?" "Einen neuen Pullover!" Sagte der Blonde und blickte mich scharf über seine Schulter hinweg an. "Ist ja schon gut!" Sagte ich unsanft. "Ach Marco, halt die Klappe!" Sagte Roman gutgelaunt und schenkte mir dieses niedliche Grinsen. "Wie lange musst du denn noch?" Fragte er mich, legte den Kopf schräg und leckte sich leicht über seine Lippen. "Ist das eine Einladung?" Fragte ich ihn und schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. "Alles was du willst!" Grinste Roman mich flirtend an. "Das hättest du, doch gerne!" Lachte ich und blickte ihn amüsiert an. Danach streifte mein Blick den von Marco. Wir blickten uns an, er hatte seine Stirn schlechtgelaunt in Falten gelegt und dennoch war ich kaum in der Lage wegzuschauen. Wer war dieser eingebildete Kerl nur? Doch er schaute mich ebenfalls nur an und ich war fasziniert, dass er konsequent so eine Arschgeige war. "Wo ist dein Chef?" Fragte er mich. "Was willst du denn?" Zischte ich, doch er blieb ziemlich ruhig. "Deinen Chef!" "Ich habe mich bereits eine Millionen mal bei dir entschuldigt." Sagte ich, denn eigentlich wollte ich nicht das er sich bei Chris über mich beschwerte. "Ich will mit ihm reden!" Sagte Marco noch einmal, ich schüttelte frustriert den Kopf, denn ich wusste das ich mit diskutieren nicht weiter kommen würde also ging ich hinüber zu Chris. "Alles okay?" Fragte er mich. "Der da vorne will mit dir reden. Ich habe ihm vorhin aus versehen einen Drink über die Klamotten geschüttet! Seit dem ist er ziemlich frech zu mir." Sagte ich kleinlaut. Chris ging hinüber und blickte ihn an. "Was kann ich tun?" Fragte Chris ihn. "Weißt du wer ich bin?" Fragte Marco ruhig. "Ja ich weiß das du Marco Reus bist!" Sagte Chris.  Ich runzelte die Stirn, denn woher wusste er, wer Marco war? Denn ich wusste bei bestem Willen nicht wer er war. "Richtig und du bist?" Fragte er kühl. "Ich bin Chris!" Sagte mein Chef ruhig, also räumte ich weiter den Tresen ab und lauschte dem Gespräch. "Ich mag deinen Laden. Wie wäre es wenn ich dir Geld gebe und du mich beteiligst?" Fragte Marco. "Ist das dein Ernst?" "Naja ich mag den Laden wirklich. Du hast eine ausgezeichnete Auswahl an Getränken und ihr habt einen guten Service. Vielleicht wollen wir uns mal bei einem richtigen Essen dadrüber unterhalten?" Marco legte sein Handgelenk mit der teuren Uhr auf den Tresen. "Willst du mich verarschen?" Rief ich ihm hinüber. "Ich habe dir einen Drink über deinen Pullover geschüttet, das ist noch kein lange kein Grund den Laden zu kaufen." Bellte ich dem Kotzbrocken zu. Wir starrten uns in die Augen. "Nein, ist es nicht. Aber es ich mag den Laden!" Sagte er und Chris blickte ihn an. "Lass gut sein für heute, Bo. Mach Feierabend!" "Oh mein Gott!" Platzte es aus mir heraus. War Geld also doch so viel mehr Wert. Ich versaute ihm seinen Pullover und der reiche Bengel kauft darfaufhin den ganzen Laden. Ich hatte das Gefühl, das mein Leben gerade in großen Schritten immer mehr zu einer Seifenoper verkam. Als Chris mich erneut einen Hauch mitleidig anblickte, wusste ich das es Zeit war zu gehen. Und so ging ich meine Jacke holen. Was war das nur für ein beschissener Abend gewesen? Jetzt war ich auch noch meinen Job los, denn ich konnte ja nicht glauben, dass der Kerl dem ich diesen dämlichen Pullover versaut hatte - also mein neuer Boss - mich wohl behalten würde. Das schlimme war, dass das alles nur passiert ist, weil ich Pepe verdammt noch mal beeindrucken wollte. Ich kramte meine Jacke und Handtasche von hinten aus dem Schließfach und verabschiedete mich von Chris, der immer noch mit Marco sprach. Julian folgte dem Gespräch, nur Roman verabschiedete sich von mir. Mir war es egal, ich wollte nur noch ins Bett. Allerdings war ich wütend und ich war ungern wütend. Ich lief also schließlich nachhause anstatt mir ein Taxi zu nehmen. Frische Luft half schon mal und zuhause ging ich direkt duschen. Es war mir egal, das es mitten in der Nacht war. Ich versuchte den Kopf frei zu bekommen und ging schließlich frustriert ins Bett. Wer trägt denn auch verdammt noch mal beschissene weiße Pullover?

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt