3. Forderst du mich hinaus?


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Majorleins Sicht


Ich war müde, doch der rege Trubel im Laden lenkte mich mal wieder von meinen eigenen Bedürfnissen ab. Notiz an mich selbst: Bedürfnisse wahrnehmen und nicht verdrängen!
Es war bereits nach Mitternacht und die kleine Bar platzte aus allen Nähten. Überall wurde mein Name gerufen und ich kam kaum hinterher. Ich holte schließlich Chris aus seinem Büro. Überrascht blickte er mich an. "Ich brauche deine Hilfe! Der Laden platzt aus allen Nähten, ich komme nicht mehr hinterher!" Sagte ich etwas peinlich berührt, denn bisher hatte ich fast immer alleine eine Lösung gefunden. "Ja natürlich!" Lächelte der deutsche Hüne mich an und stand auf. Als wir gemeinsam nach vorne gingen war er überrascht wie gut besucht der Laden war. "Hier ist es ganz schön voll!" Sagte er erfreut und legte kurz seine Hand auf meine Schulter. "Du machst einen tollen Job!" Sagte er mir und wechselte ohne ein weiteres Wort hinter die Theke. Ich wirbelte durch den Laden, ehe mir in einer Ecke Pepe auffiel. Er sah unglaublich sexy aus. Pepe trug enge schwarze Jeans, die ihm gerade mal über den Knöchel reichten. Dazu trug er ein simples weißes Shirt und eine graue Lederjacke. Sein Haar war nach hinten gegelt und er trug diese Kastenbrille. Er lächelte augenblicklich, als er mich entdeckte. "Hey!" Sagte er leise. Ich umarmte ihn, während er mich sanft auf die Wange küsste. Er hatte seine Hand auf meine Hüfte gelegt und ich spürte wie er leicht an meinem Hals schnüffelte. Es war ein wenig intim, als er mir einen Kuss auf die Schläfe drückte. "Darf ich dir meine Freunde vorstellen?" Fragte er. "Ja sicherlich!" Sagte ich und nahm ganz automatisch die leeren Gläser vom Tisch. "Das ist Bo, sie ist meine Tanzpartnerin!" Mit ihm am Tisch saßen drei hübsche Männer. Sie waren etwa in Pepes Alter. "Robin, Marcel und Armin!" "Hi Jongens." Lächelte ich. "Oh Gott, hast du einen niedlichen Akzent!" Sagte der erste zu mir. Er reichte mir die Hand. "Ich bin Marcel!" Stellte er sich vor. Marvel war nicht sonderlich groß, aber sein Lächeln war ehrlich. "Wollt ihr was trinken?" Fragte ich in die Runde. "Was kannst du mir empfehlen?" Fragte Robin. "Wir haben tolle Cocktails!" Begann ich. "Auf welche Sorten Alkohol steht ihr?" Fragte ich in die Runde. "Ich liebe Wodka!" - "Ich mag Bier!" - "Ich steh auf Whiskey!" Sprudelte es gleichzeitig aus ihnen heraus. Ich blickte Pepe an, der bisher nichts gesagt hatte. "Und du, Rum?" Er nickte nur und hatte dieses niedliche Grinsen auf dem Gesicht. Ich verschwand und bat Chris die vier Cocktails für mich zu mixen, ehe ich in der Zwischenzeit die nächsten Bestellungen aufnahm. "Pepe ist hier!" Erzählte ich Chris so beiläufig ich konnte. "Echt, wer denn?" Fragte er mich. "Der mit der Brille und dem weißen Shirt!" Murmelte ich und versuchte dabei nicht in seine Richtung zu schauen. "Oh er war schon zwei, drei Mal hier!" Sagte mein Chef mir. "Wirklich?" Fragte ich überrascht. "Ja er hält sich meist direkt am Ausgang auf!" Lächelte Chris mich an. Ich wusste das er mich nicht anlügen würde, aber warum war Pepe schon ein paar Mal hier gewesen? Chris schob mir die Cocktails hinüber. "Entspann dich, er ist doch nur dein Tanzpartner!" Sagte er zu mir, während ich die Musik lauter machte. Ich war hin und her gerissen, denn ich wusste das Chris recht hatte. Er war nur mein Tanzpartner, mehr nicht, nur mein Tanzpartner. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch gelang es mir kaum. In einer Ecke entdeckte ich Julian. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Denn ich hatte keine Lust ihm schon wieder einen Korb zu geben. Julian war mit einem hübschen dunkelhaarigen jungen Mann gekommen. Als sie bemerkten das ich zu ihnen schaute, grinsten beide mich vielsagend an. Das fehlte mir heute wirklich noch in der Sammlung. Hatte ich ihm nicht klar gemacht, das ich kein Date mit ihm wollte? Ich schnappte mir die Cocktails und ging hinüber zu Pepe und den Jungens. Ich hatte die Cocktails nach den Geschmäckern ausgewählt. Zuletzt Pepe stellte ich einen Rummy Tummy hin. "Danke!" Lächelte er mich an. "Du hast ziemlich viel zu tun!" Bemitleidete er mich. "Mein Problem, entspann dich, du hast frei, lass dich verwöhnen!" Grinste ich ihn an. "Während du arbeitest?" Fragte er und rollte niedlich mit den Augenbrauen. "Alles gut!" Versicherte ich ihm und ging hinüber zu Julian, der mich zu sich winkte. Sein hübscher Freund starrte mich an. Sein Drei-Tage-Bart samt vollen Lippen und sein dunklen Knopfaugen fixierten mich. "Hey!" Begrüßte ich die beiden. "Hey Bo!" Sagte Julian gut gelaunt. "Hallo Julian!" Sagte ich und blickte zu seinem Freund auf. "Was kann ich euch bringen?" Fragte ich sie. "Ich nehme einen King Louie!" Lächelte der Fremde mich an. "Okay und du?" Fragte ich Julian. "Ich nehme das, was ich immer nehme!" Lächelte er mich an. "Was nimmst du denn immer?" Fragte ich ihn, obwohl ich es genau wusste. Der Fremde fing an zu kichern, während ich wieder an die Bar ging. Die Musik dröhnte und langsam entspannte ich mich. Ich verteilte die Drinks und nach und nach hatten alle ihre Getränke. Die Lage im Laden entspannte sich merklich. Chris kam zu mir und reichte mir meinen Lieblingsdrink. "Wie wäre es mit einer Pause?" Fragte er mich. Mein Blick ging verstohlen rüber zu Pepe. "Ja warum nicht?" Lächelte ich, schnappte mir meinen Drink und ging hinüber zu dem jungen Spanier. "Sag bloß du hast Pause?" Fragte er mich amüsiert. "Ja schon!" Ich nippte an meinem Drink. "Du bist also Pepes Tanzpartnerin?" Fragte mich einer der Jungens. "Ja ich glaube schon!" Sagte ich schulterzuckend. "Und was kannst du mir beibringen?" Pepe lachte über Marcels freche Frage. "Darauf hast du doch schon die ganze Zeit gewartet." Kicherte er und ich spürte Pepes Hand auf meinem Rücken. Ich seufzte. "Zwingst du mich zum Tanzen?" Fragte ich den jungen Mann herausfordernd. "Ja sicher!" Sagte Marcel und zwinkerte mir zu. "Marcel hat eine Tanzschule in Dortmund!" Erklärte Robin mir. "Ach wirklich?" Lächelte ich. Mein Kampfgeist war geweckt, auch wenn Marcel eine Tanzschule hatte, gab es nur wenige die besser waren oder die überhaupt das Level erreichten, das ich erreicht hatte. "Forderst du mich heraus?" Fragte ich Marcel noch einmal. "Naja Pepe gibt immer an wie gut ihr seid und ihn habe ich tanzen sehen. Dich nicht." "Du kennst mich ja überhaupt nicht." Zischte ich ein wenig angespannt. Wer war er überhaupt, das er dachte das ich nicht tanzen könnte? Man das machte mich wirklich sauer. Allerdings nur für einen Bruchteil einer Sekunde, denn ich wusste wie gut ich war. "Ich will dich nur ärgern!" Sagte er zu mir, doch von ihm ließ ich mich bestimmt nicht ärgern. In einem einzigen Zug leerte ich meinen Drink und ging hinüber zu Chris. Ich ließ die Jungens zurück, aber mein Kampfgeist war geweckt. "Alles okay?" Fragte mein Chef mich amüsiert. "Ich muss ein wenig angeben!" Sagte ich einen Hauch Nervös. "Angeben?" "Naja sagen wir mal so, ich versuche gerade mein Liebesleben in Gang zu bringen!" Sagte ich offen, denn Chris verstand einfach nicht warum ich nicht in festen Händen war. "Welches Liebesleben?" Zog er mich auf und fuhr fort. "Willst du den Champagner?" Fragte Chris mich. "Nein, ich will Musik anmachen und das du mir vertraust." Sagte ich und grinste von einer Wange zur anderen. "Okay, tob dich aus, wenn ich die Feuerwehr rufen muss, gibt's Ärger." Lächelte er und ich ging an die Anlage. Dann suchte ich mir meinen Song aus. Gleich herrschte andere Stimmung im Laden. Das Gerede wurde lauter und es klang wie lautes Geschnatter einer Horde Gänse. Daraufhin schaltete ich das Licht dunkler und zog mir meine Schuhe aus. Ich regulierte meinen Atem, kämpfte einen Moment gegen meine Aufregung. Als ich mich gesammelt hatte, rollte ich mich mit einem Handstand auf die Theke. Pepe hatte es sofort bemerkt und pfiff mir zu. Ich stand nun auf der Theke und hatte fast alle Augenpaare somit auf mich gerichtet. Ich bückte mich und fing an die Arme zum Beat zu bewegen. Erst da entschied ich mich für die Stilrichtung. Langsam drehte ich meinen Fuß und teste wie lang die Theke war. Doch durch die Arbeit hinterm Tresen, wusste ich durchaus wie viele Schritte ich mich hin und her wegen konnte. Nach dem ich wusste wie lang die Theke wirklich war, kam Pepe zu mir. Mit einem eleganten Aufschwung pendelte er sich nach oben. Auch er hatte die Schuhe ausgezogen. Mit einem Sprung kam ich ihm entgegen. Er packte mich und zog mich eng an sich. Ich spürte wie sich die Stimmung veränderte und der Laden tobte. Doch das einzige was ich spürte, war die Energie zwischen Pepe und mir. Ich kontrollierte meinen Atem und mein Körper war bis zum letzten Millimeter gespannt. Pepe drehte meinen Oberschenkel und zog meinen Hintern enger an sich. Dann fasste er an meine Hüfte und hob mich an. Ich vertraute Pepe blind, ich spürte wie er sein Becken an mich drückte. Er drehte mich, so dass ich rittlings auf seiner Hüfte saß. Jetzt drehte er sich mit mir, ehe er meinen Rücken gegen die Wand presste. Ich rutschte an seinem Körper hinab, doch bevor mein Gesicht seinen Schritt berührte tauchte ich mit einer katzenhaften Bewegung unter seinen Beinen hindurch. Mittlerweile applaudierten die Gäste der kleinen Bar. Pepe ließ sich auf mich fallen und machte eine  Rollbewegung mit seinem gesamten Körper. Es war einen Hauch sexistisch, aber ich drehte mich unter ihm weg und kletterte selbstbewusst auf ihn. Nun hatte ich die Oberhand und nahm mir eine Flasche Wodka. Ich träufelte Pepe einen Drink in den Mund und drehte mich. Vor mir stand Julian und sein hübsche Freund. Ohne drüber nachzudenken stellte ich dem Fremden mein linkes Bein auf die Schulter. Mit meinem Fuß bugsierte ich ihn enger an mich, so dass ich in die Knie ging und ihn noch enger an mich zog. Ich blickte ihm in die hübschen braunen Augen und träufelte ihm Wodka in die Kehle. Er blickte mich gierig an, denn meine Wirkung auf Männer war mir durchaus bewusst. Ich war nicht wirklich groß, sehr schlank, braungebrannt und hatte goldblondes langes Haar. Eigentlich war ich ganz hübsch, zumindest sagte man mir das. Über sich selbst so etwas zu behaupten war irgendwie seltsam und ich fühlte mich wirklich gut in meiner Haut. Also blickte ich der hübschen Versuchung vor mir in die Augen, stellte die Flasche ab, setzte mein Bein von seine Schulter um, und schlang es um seinen Brustkorb. "Hör mir zu!" Sagte ich ihm. Er blickte mir genau in die Augen und nickte, so dass ich wusste, dass er mich verstanden hatte. "Du musst mich an der Hüfte festhalten und nicht loslassen." Ich nickte ihm zu, bis ich das Gefühl hatte, dass er mich verstanden hatte. "Egal was passiert, du lässt nicht los!" Sagte ich ihm ins Ohr. Er nickte und fasste mir wie angeordnet an die Hüfte. Ich stieß mich vom Tresen ab, so dass er mich hinunter heben musste. Ich dagegen bewegte meine Beine und machte eine Rolle, so das mein Körper sich elegant an ihm abrollte. Nun verließ auch Pepe die Theke. Lauter Applaus war die Folge. Ich verbeugte mich und blickte den Fremden vor mir an. "Danke!" Lächelte ich ihn dankbar an und stellte mich auf die Zehenspitze, um ihn auf die Wange zu küssen. "Wie heißt du eigentlich?" Fragte ich ihn. "Roman!" Hauchte er. "Das war sehr gut, Roman!" Grinste ich und mir war der zeitgleich-irritierte Blick von Julian gerade ziemlich egal. Sofort ging ich barfuß hinter die Theke um meine Schuhe zu holen. Dabei stieß ich Ausversehen gegen einen jungen Mann. Alles ging furchtbar schnell, aber ich verstieß seinen Drink und breitete sich auf seinem weißen Pullover aus. "Oh mein Gott!" Platzte es schuldbewusst aus mir heraus. "Kannst du nicht aufpassen?" Fauchte er mich wutentbrannt an. "Tut mir leid!" Platzte es fast geschockt aus mir hinaus. "Verdammt!" Fluchte er und versuchte sich vergeblich die orangene Flüssigkeit vom Pullover zu wischen. Sein blondes Haar wippte bei jeder Bewegung seiner Hände, mir war es einfach nur furchtbar peinlich, denn eigentlich passierte mir so was nie.

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt