28. Er hat mir eine Herde Ziegen und ein Kamel für dich geboten!

635 33 4
                                    

Majorleins Sicht

Der Taxifahrer ließ uns unmittelbar am Rheinufer raus. Während Marco das Taxi bezahlte, zog ich meine Pumps aus. Ich war müde und mir taten die Füße unglaublich weh. Er kam schließlich zu mir und grinste über das ganze Gesicht. "Er hat mir eine Herde Ziegen und ein Kamel für dich geboten!" Lachte er und sah an mir hinab. "Barfuß?" Fragte er mich erbost. "Ja sicher!" Lächelte ich vergnügt und wackelte mit den Zehen hin und her. "Wir hätten noch das Stück fahren können!" Sagte er und streichelte mir kurz über den Oberarm. "Mir geht es gut!" Versicherte ich ihm und schaute zu ihm auf. Er sah toll aus, wie er da vor mir stand. Marco wirkte zwar etwas müde, doch sein Haar lag nicht mehr ganz so perfekt wie sonst, doch die aufgehende Sonne tauchten ihn in dieses besondere Licht. "Du kannst doch dem Taxifahrer nicht sagen, dass wir ein Paar sind!" Sagte er ruhig und einen Hauch amüsiert. "Warum denn nicht?" Lächelte ich ihn vergnügt an. Damit hatte Marco nicht gerechnet, er schüttelte mit diesem schelmischen, schiefen Grinsen seinen Kopf. "Du bist mir eine!" Sagte er amüsiert und blickte vielsagend an mir hinab. Wir schauten uns an und ich war kurz davor mich in diesem einen Moment zwischen uns zu verlieren. Verlegen blickte Marco schließlich in eine andere Richtung. Ich fand es niedlich, dass er meine Grenzen nicht überschreiten wollte und sich dabei selbst im Wege stand. Vielleicht lag es am Alkohol, aber ich fühlte mich mehr und mehr zu ihm hingezogen. Eigentlich fühlte ich mich schon die ganze Zeit ziemlich zu ihm hingezogen und je mehr Zeit wir miteinander verbrachte, desto mehr wollte ich ihm Nahe sein. Ich meine Hey ich bin halt auch nur ein Kerl, öh Frau meine ich. Ich konnte weiter so tun, als wäre  Marco mir egal, aber damit würde ich mich selbst nur noch weiter anlügen. Marco sagte für einen fremden Menschen in meinem Leben tolle Dinge, dich ich ihm glauben wollte. Doch ich hatte ein Problem, das nichts mit ihm zu tun hatte, sondern nur mit mir selbst. Ich vertraute ihm einfach nicht. Ich hatte Angst, dass er mich verletzte und ich wollte nicht (schon wieder) verletzt werden. Ich war gerade nicht bereit dazu und egal wie sehr ich dagegen ankämpfte, ich schaffte es nicht meine Dämonen nur annähernd zu bekämpfen. Was sollte ich tun, wenn ich ihm Nahe kommen würde? Dann würden wir uns zwangsläufig gegenseitig verletzten und da drin war ich ziemlich gut.

Marco und ich liefen ein Stück, allerdings war ich barfuß ziemlich langsam unterwegs. "Also warum sind wir nicht einfach noch ein Stück gefahren?" Beschwerte sich Marco bei mir. Ich lächelte ihn an. "Warum sollten wir?" Grinste ich ihn an und bog in eine Seitenstraße. Es war der kürzeste Weg ins Link. Langsam musste ich pinkeln und ich hatte Durst, also zog ich meine Schuhe wieder an, egal wie sehr mir auch die Füße weh taten und biss die Zähne zusammen. Marco und ich waren fast ungestört, nur ein paar Leute waren auf Kölns Straßen unterwegs. Ich war ziemlich angetrunken und bekam nicht mit, wie die Leute uns dennoch beobachteten. Am Little Link war Nadja gerade dabei abzuschließen. Gut gelaunt ließ sie uns hinein. Ich verschwand gleich im Bad. Das war auch ganz gut, denn ich brauchte einen Moment um mich ein wenig herzurichten. Meine Haare lockten sich wie wild und mein Make Up war ein wenig verwischt, erst nach dem ich es gerichtet hatte, ging ich zurück zu Marco. Er unterhielt sich mit Nadja, die Marco einen Drink machte. Sie lächelte mich an, als ich zu ihnen kam. "Was willst du trinken?" Fragte sie mich. "Ich mache mir selbst was, wenn du willst geh ruhig!" Schlug ich ihr vor. Denn tatsächlich waren Marco und ich die letzten Gäste. Ich wollte nicht, dass sie länger bleib wegen uns. Nadja war im Laden für mich unentbehrlich und ich revanchierte mich gerne bei ihr. "Wirklich, schließt du ab?" Strahlte sie. "Klar doch!" Sagte ich ruhig und Nadja verschwand augenblicklich. Ich schloss hinter der jungen Frau ab und zog die Vorhänge des Ladens zu. Marco und ich waren nun allein im Laden. Geübt ging ich hinter den Tresen. "Willst du noch was trinken?" Fragte ich ihn. "Ich habe noch!" Lächelte er mich an. Ich machte die Musik wieder an und machte mir einen meiner Lieblingsdrinks. Es waren nur ein paar Handgriffe, die ich routiniert erledigte. "Nadja macht das ganz gut oder?" Fragte Marco mich. "Ja sie rutscht mehr in meine Rolle, da ich so viel von Chris übernommen habe. Und ich bin froh, denn mit dem Tanzen habe ich im Moment genug zu tun!" Sagte ich ruhig, lehnte mich auf die Theke und blickte zu Marco hinüber. "Ich brauche trotzdem einen Geschäftsführer, ich bin im Moment ziemlich viel nicht da und ich will nicht, dass der Laden drunter leidet wenn ich nicht hier bin!" Gab ich zu und schaute Marco in seine großen Augen. Bei mir drehte sich alles und ich wankte leicht von rechts nach links. "Geht es dir gut?" Fragte Marco mich amüsiert. Ich lächelte ihn an. "Ich bin betrunken!" Gab ich zu und strich mir verlegen durch die blonden Locken. Er lachte. "Das ist mir aufgefallen!" Grinste er niedlich und spielte mit dem Schirmchen seines Drinks. Ich mochte es, wenn er lachte, und wenn er entspannt war. Seine grünbraunen Augen fixierten mich an und er schaffte es mich reichlich nervös zu machen. "Guck mich nicht so an!" Bat ich ihn und drückte ihm kurz meine Hand ins Gesicht. Doch Marco war schneller. Er packte mein Handgelenk, so das er mich gegen die Theke zog. Meine blaue Hüfte wurde gegen das Holz gedrückt. Schmerzen durchfuhren meinen Körper und ich zuckte zusammen. Marco ließ mich sofort los. "Ist alles okay?" Fragte er mich besorgt und stand auf. Ich dagegen hüpfte hin und her und versuchte den Schmerz weg zu atmen. Marco kam zu mir hinter die Theke und sah besorgt zu mir hinab. "Was ist los?" Fragte er mich. Ich hob mein Oberteil ein Stück hoch und zeigte ihm meine blaue Hüfte. "Autsch!" Sagte er und verzog niedlich das Gesicht. Jetzt stand er nur ein paar Zentimeter von mir entfernt und ich roch sein Parfüme. Ich schloss einen Augenblick die Augen. "Hast du es abwechselnd mal mit Eis und heißen Wickeln probiert?" Fragte er mich und schaute sich hinter der Bar nach Eis um. Als er welches entdeckte, bückte er sich und ich schaute ich ihm ungeniert auf den Hintern. Er packte Eis in ein frisches Handtuch und kam wieder zu mir. "Halt still!" Sagte er leise und presste mir das Handtuch auf die Hüfte. Er stand nur ein paar Zentimeter von mir entfernt und ich kämpfte dagegen an ihm nicht einfach um den Hals zu fallen. Der Alkohol war auf jeden Fall nicht hilfreich, denn er roch vertraut und ich fühlte mich wohl in seiner Nähe. Doch meine innere Göttin beschwerte sich bei mir, das Grenzen zum einhalten da waren. Jetzt gerade in diesem Moment wollte ich keine Grenzen. Ich wollte unanständige Dinge mit ihm hinterm Tresen tun. "Alles okay?" Fragte er mich und schob mir eine blonde Locke aus dem Gesicht. Er holte mich aus meinen Tagträumen zurück und ich schämte mich fast. Gott wie schaffte er es nur, mich so aus der Bahn zu werfen? Wie lange wollte ich vor meinen Gefühlen denn noch weglaufen? Wie lange wollte ich Grenzen aufrecht erhalten, die ich doch gar nicht mehr wollte? Teufelchen und Engelchen auf meiner Schulter stritten mit meiner inneren Göttin über meine Bedürfnisse. Was ging die dass denn eigentlich alle an? Konnte ich nicht selbst entscheiden, was ich in meinem Leben wollte? Gehörte Marco dazu oder nicht? 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt