56. Darf es Champagner sein?

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Majorleins Sicht

Ich wollte nicht gehen, aber ich musste los. Marco brachte mich zum Flughafen von Amsterdam, wo der Privatjet bereits auf mich wartete. Es war wirklich seltsam, denn ich war noch nie mit einem Privatjet geflogen. Ich war ziemlich aufgeregt, denn wer aus dem normalen Leben fliegt denn schon mit einem verdammten Privatjet? Also ich nicht, ein paar Mal hatte ich Glück und konnte Businessclass oder First Class fliegen. Marco spielte meine Aufregung hinunter, aber er würde auch nicht mit mir fliegen um mir meine Hand zu halten. Immerhin musste er zurück. „Der Flieger wartet auf dich in London und bringt dich dann nach Dortmund. Melde dich wenn in London los fliegst. Ich hole dich dann in Dortmund ab!" Er strich mir über die Oberarme, während der Co-Pilot meine Tasche ins Flugzeug trug. „Du weißt dass es nicht nötig war." Sagte ich leise zu ihm. „Nun das weiß ich, aber überlass mir die Entscheidung, okay?" Ich nickte und wir schauten uns direkt in die Augen. Marco schenkte mir ein niedliches Grinsen, ehe er mir sanft einen Kuss auf die Stirn drückte. „Und jetzt Abflug!" Sagte er. Liebevoll nahm ich ihn in den Arm, ehe mir einen Klaps auf den Hintern verpasste ehe ich mich schnellen Schrittes auf den Weg ins Flugzeug machte. Die Stewardess half mir meinen Platz einzunehmen und ein paar Minuten später waren wir bereits in der Luft. Es war ein herrlicher Tag zum Fliegen. Die Sonne schien und man hatte eine herrliche Aussicht über den Ärmelkanal. Nach weniger als einer Stunde landete ich sicher in London. Mit dem Taxi fuhr ich in die Innenstadt. Dort fand das Casting statt. Ich wurde bereits erwartet und hatte nur wenig Zeit um mich aufzuwärmen. Auf der Toilette ging ich mich umziehen und schaffte es gerade noch ein paar Aufwärmungen zu machen. Tanzen war allerdings wie Fahrradfahren und das verlernte man meist nicht. Im Juryzimmer saßen etwa zwei Handvoll Leute die auf mich warteten. Da ich in London die renommierte Tanzacademy besucht hatte, sprach ich hervorragend Englisch. Ich verstand also jedes Wort und stellte mich lockenflockig vor. Man erzählte mir, dass man ein paar Tanzvideos von mir entdeckt hatte und ich deswegen hier wäre. Man suchte für ein neues Talent, um bei der britischen Tanzshow Dancing with the Stars mitzuwirken. Es war die gleiche Sendung wie Lets Dance. Ich sollte mit einem der Promis ums Weiterkommen kämpfen. Man hatte auch schon jemanden für mich im Kopf und zwar Jack Whitehall. Der britische Komödien war auf der Insel ziemlich bekannt. Ich aber war mir leider nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt wollte. Ich war überhaupt nicht bei der Sache. Unentwegt dachte ich an Marco. Er hatte mir klar gesagt, dass er nicht wollte das ich nach London ging und ich war trotzdem gegangen und jetzt frass mich mein schlechtes Gewissen fast auf. Er tat alles für mich und ich, was tat ich eigentlich für Marco? Was tat ich für ihn, damit es ihm gut ging? Gab es schon ein uns? Ich war mal wieder heillos überfordert. 

Beim Casting an sich, also dem Tanzen, stellte ich mich glaube ich ziemlich clever an. Man stellte mir einen Tanzpartner zur Seite und wir tanzten Jive, Walzer und den Quick Step zusammen. Ich konnte alle Standardtänze aus dem Effeff und mir fiel es nicht sonderlich schwer mich von meiner Schokoladenseite zu präsentieren. Nach einer Stunde war alles vorbei und ich machte mich schließlich auf den Weg zurück zum Flughafen. Als ich den Castingort verließ, fiel mir ein kleiner Laden auf. Dort gab es alle möglichen Dinge für den Garten zu kaufen. Mir fiel ein paar der Lampions auf, die auf der Gartenparty von Andre gehangen hatten. Ich ging hinein und kaufte ein paar für Marcos Garten. Es sollte nur ein kleines Dankeschön sein, dafür das er mir das mit dem Privatjet ermöglicht hatte. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht was ich ihm sonst kaufen sollte. Blumen brachte man einem Mann nicht mit, Schokolade würde er eh nicht anrühren und was sollte man einen Mann auch kaufen, der alles hatte? Nach dem ich die Lampions gekauft hatte, fuhr ich zum Flughafen. Der Privatjet wartete bereits auf mich. Ich rief Marco an, allerdings ging er nicht ran. Insgesamt probierte ich es noch zwei weitere Male. Doch er ging immer noch nicht ans Telefon, also flogen wir los. Die Stewardess begrüßte mich freundlich. „Wie war ihr Auftritt?" Fragte sie mich. „Ich glaube ganz gut!" „Ich habe sie bei Lets Dance gesehen. Sie sind eine tolle Tänzerin!" Sagte sie mir. „Vielen Dank!" Lächelte ich sie an. „Darf es ein Glas Champagner sein?" Fragte sie mich. So weit würde es noch kommen, dass ich jetzt auch noch eine Flasche Champagner für über 100 Euro trinken würde. „Nein, Danke! Ein Glas Saft würde mich mehr freuen." Lächelte ich sie an. Sie brachte mir schließlich eine ganze Auswahl an frischem Saft und wir flogen nach Dortmund. Ich nippte an meinem Saft und genoß den ruhigen Rückflug bei strahlendem Sonnenschein über den Ärmelkanal. Als wir eine Stunde später landeten, wartete Marco auf der Landebahn auf mich. Sein teurer Mercedes glänzte in der Sonne und er trug diese sündhaftteure Sonnenbrille. Er lächelte mich an. Er sah umwerfend aus und zauberte mir ein Lächeln über die Lippen. „Na wie war es?" Fragte er mich. „Ich habe dir was mitgebracht!" Lächelte ich und drückte ihm die Tüte mit den Lampions in die Hand. „Für die Schaukel!" Grinste ich und schaute zu ihm hoch. Sein blondes Haar hatte er lässig nach hinten gegelt, auf seinen Lippen huschte dieses niedliche Schmunzeln. „Du bist so süß!" Sagte er und nahm mich liebevoll und en Arm. Er küsste mir die Schläfe und ich spürte wie er an meinem Haar schnüffelte. „Du musst Hunger haben. Lass uns was Essen!" Schlug er mir vor und verstaute meine Tasche und Tüte im Kofferraum. Ich war erledigt, aber die Zeit mit Marco war wertvoll für mich, also biss ich die Zähne zusammen. „Was hast du vorhin so getrieben?" Fragte ich ihn, während er seinen Wagen in Richtung Innenstadt steuerte. „Training, ich habe Samstag ein Spiel!" Ich blickte ihn an. „Meinst du ich kann Samstag mit zum Spiel kommen?" Fragte ich ihn. Er lächelte mich überglücklich an. „Natürlich! Wenn du willst kannst du sicher mit meinem Vater gehen. Ansonsten kann ich dir auch andere Karten organisieren!" Er legte seine Hand auf mein Knie und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an bei ihm zu sein. Ich sollte hier bei ihm sein und nicht in London oder sonst wo. Ich wusste das Marco sich freute, wenn ich ihm bei seinem Beruf anhimmelte. Irgendwann würde er nicht mehr auf dem Platz stehen, also wollte ich auf jeden Fall so oft besuchen wie ich konnte. Wir fuhren etwa zwanzig Minuten bis zu einem edlen Restaurant mitten in Dortmund. „Was machen wir hier?" Fragte ich ihn. Er hatte zwar gesagt das wir Essen gehen, aber nicht wo. Naiver weise hatte ich mir irgendeine Pizzeria vorgestellt.  „Essen?" Grinste er gut gelaunt, als würde er sich über mich lustig machen. „Du bist unmöglich." Sagte ich beim aussteigen. „Ich habe uns einen Tisch reserviert, komm schon!" Lachte er und legte seinen Kopf auf das Autodach. Ich schaute ihn an und ich war verloren. „Meinst du nicht, dass du mich heute genügend verwöhnt hast?" Fragte ich ihn, während mein Herz bis zum Hals schlug. „Nun das kannst du immer noch mir überlassen!" Sagte er ruhig. „Wie ist das Casting gelaufen?" Blickte er mich fragend an. Ich wusste, dass ihm dieses Frage auf der Seele brannte. Was sollte ich ihm sagen? 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt