Marcos Sicht
Ich konnte es kaum ertragen Bo zu sehen, ihre dunklen Augenringe verrieten, dass es ihr nicht sonderlich gut ging und sie nicht sonderlich viel Schlaf bekommen hatte. Ich wusste selbst, das man mit einem kaputten Knie nur schwer Schlafen konnte. Heute Nacht hatte sie sich nur rumgewälzt und jedes Mal ein Zischen von sich gegeben, wenn sie sich bewegt hatte. Ich hätte ihr so unglaublich gerne die Schmerzen genommen. Was aber noch schlimmer war, war das Bo diese noch ein paar Wochen behalten würde. Wenn es wirklich das Kreuzband war, dann würde sie noch Wochenlang Schmerzen haben. Ich hätte ihr so gerne geholfen und fühlte mich furchtbar hilflos. Sie redete fast gar nicht und gab nur komische Brum-Laute von sich. Ich gab es nur ungern zu, aber ich hatte auch noch Zeitnot. Denn ich hatte das nächste Spiel und ich konnte nicht schon wieder etwas ausfallen lassen. Die Fahrt zum Flughafen schwiegen wir drei, ab und zu wechselte ich einen Satz mit Pepe, aber er war nicht mein Freund und ich traute ihm immer noch nicht. Doch hier ging es nicht um mich, es ging um Bo. Wortlos drehte ich den Song lauter und versuchte mich auf das bevorstehende Spiel zu konzentrieren. Es dauerte nicht wirklich lange bis zum Flughafen und der Privatjet wartete bereits auf uns. Ich hatte heute Morgen angerufen und wie immer standen sie eine Stunde später bereits für mich bereit. Wie sonst hätte Bo mit ihrem Knie nach München kommen sollen, ich wollte nicht, das sie noch mehr Strapazen auf sich nahm. Ich litt mit ihr und wollte es mir nicht anmerken lassen, außerdem war Bo unglaublich mit sich selbst beschäftigt. Nach dem ich ihr in den Flieger geholfen hatte und mich von ihr verabschiedete, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. „Ruf mich nachher an, okay?" Sie nickte. „Guck du erst mal das du Fußball spielst!" Brummte sie und ich lächelte sie aufmunternd an. „Ruf mich einfach an, okay?" Sie nickte und ich küsste sie kurz auf die Stirn. „Ich muss los!" „Hau schon ab!" Sagte sie zu mir und ich verließ den Flieger. Danach wechselte ich noch ein paar Worte mit Pepe. Zum hundertsten Mal erklärte ich ihm wo die Klinik war, wie die Ärzte hießen, wie sie dahin kommen würden und zum gefühlt hundersten Mal machte ich mich zum Affen. „Mach dir keine Sorgen, ich passe schon auf Bo auf!" Versicherte er mir. „Ich weiß..." Murmelte ich und machte dann eine längere Pause. "Ich bin spät dran und ich muss wirklich los!" Sagte ich eilig zu ihm. "Viel Glück!" Wünschte der Spanier mir und ich eilte erneut zu meinem Wagen. In weniger als einer Stunde musste ich am Stadion sein und mich bereits umgezogen haben, also düste ich mit wahnsinnigem Tempo durch Dortmund. Das würde alles zeitlich verdammt knapp werden. Ich kam also fast zu spät und das schlimme daran war, es war mir irgendwie egal. Naja ich machte mir selbst etwas vor, wusste es auch noch und das war noch viel schlimmer. Meine Mannschaft war gut unterwegs, führte die Bundesliga an, war auch gut platziert in der Champions League und es war unfair, denn ich war nicht bei der Sache. Nach dem ich fast über Rot fuhr, fast zwei Unfälle baute, kam ich trotz allem rechtzeitig an. Dennoch war ich leider überhaupt nicht bei der Sache und schon beim Aufwärmen merkte ich, dass es nicht so wirklich mein Tag war. Jetzt ging es nur noch darum, dass ich mich nicht verletzte. Fast die gesamte Saison hatte ich spielen können und ich wusste wie es war, wenn der Körper nicht das machen wollte, was der Geist ihm vorgab. Trotz meiner eigenen Schwierigkeiten wartete ich sehnsüchtig auf den Anruf aus München. Doch egal wie häufig ich auch auf mein Handy schaute, ich bekam einfach keine Nachricht von Bo. Am liebsten wäre ich die Wand hoch gegangen, denn Warten war alles andere als eine meiner Stärken. Gedankenverloren biss ich mir auf die Unterlippe, während ich noch einmal aufs Display schaute, doch es passierte einfach nichts. Es waren nur noch ein paar Minuten bis zum Anstoß und litt dabei wie ein Hund, aber was noch viel schlimmer war, ich war unglaublich wütend. Wenn Scarlett mir heute über den Weg laufen würde, dann hätte ich sie wahrscheinlich einen Kopf kürzer gemacht. Auch von Pepe hörte ich nichts, dieser dämliche Spanier warum hatte ich ihn nur mit nach München geschickt? Es war einfach nur grausam und hatte etwas von Folter. Noch bevor wir zum aufwärmen mussten, klingelte endlich mein Telefon. „Hallo?" Fragte ich kurzangebunden. „Ich bin es..." Ich hörte schon an ihrer Stimme wie bedrückt Bo war. „Wie geht es dir?" Platzte es aus mir hinaus. Warum sagte sie denn nichts? Als ich hörte wie Bo anfing zu schniefen, um nicht los zu heulen, wusste ich bereits das ihre Antwort nicht gut sein würde. „Kreuzband vorne und hinten, Außenband angerissen und Innenband ist auch durch!" Ich verzog das Gesicht, denn ich konnte mir die Schmerzen durchaus vorstellen und wusste wieviel Arbeit das war wieder fit zu werden. „Das tut mir so leid." Sagte ich so einfühlsam, wie ich konnte und fuhr fort. „Wann wird operiert?" Fragte ich vorsichtig. „Erst wenn die Schwellung raus ist, ich komme also erst mal nachhause!" Sagte sie frustriert. „Komm bitte zu mir. Willst du fliegen? Ich muss nur anrufen..." Bevor ich ihr noch etwas anderes sagen konnte, unterbrach sie mich: „Musst du nicht auf den Platz?" Fragte sie mich. „Ja muss ich." Gab ich zu. "Dann gehst du jetzt da raus und reißt ein paar anderen den Arsch auf, okay? Weglaufen kann ich gerade auch nicht, also raus mit dir auf den Platz! Wir kriegen das schon hin!" Versicherte sie mir. „Ich rufe dich nach dem Spiel an." Sagte ich sofort. „Pass auf dich auf!" Sagte sie leise zu mir und legte auf. Das etwas mit ihrem Knie nicht in Ordnung gewesen war, war mir schon klar gewesen, das es allerdings so schlimm stand, war mir gestern noch nicht bewusst gewesen. Die ganzen Zeitungen waren voll geschrieben von dem Horrorunfall von Bo und meinem Besuch im Studio. Als ich auf den Platz ging, kam eins von gefühlten acht Kamerateams bereits auf mich zu. Ich überlegte einen kurzen Moment, mich vorbei zu schummeln und als ob er Gedanken lesen könnte, kam Christian und Julian zu mir und lenkten mich ab. „Hast du schon was von Bo gehört?" Fragte Christian mich. Ich nickte. „Sieht schlecht aus!" Sagte ich ihm und wiederholte die Diagnose. „Oh das ist wirklich böse!" Sagte Julian mitleidend. „Da sagst du was..." Brummte ich. „Wie geht es jetzt mit Let's Dance weiter?" Fragte er mich. Achselzuckend sah ich ihn an. „Für Bo auf jeden Fall nicht!" Brummte Christian. Die junge Frau ging mir einfach nicht aus dem Kopf, denn ich litt mit ihr. Gerade ich wusste wie schwer es war verletzt zu sein und sich aus dem Loch zu kämpfen. Ich ging an den Spielfeldrand zum Co-Trainer und bat ihn einen Flug aus München zu organisieren und meine Freundin anzurufen. Er war überrascht, aber ich machte ihm klipp und klar, dass ich ansonsten nicht spielen würde. Ich konnte nicht anders. Ich wollte das es meiner Freundin gut ging. Meine Freundin? Nun sie war meine Freundin, ich sollte aufhören es zu leugnen und es lieber in die Welt hinaus schreien, denn das Loch in das Bo fallen würde, würde noch kommen. Und ich wollte sie auffangen und wollte sie nach allen Kräften beschützen, einen Moment zerriss es mich fast das ich nicht bei ihr war - es war einfach nur schrecklich und ich war so unglaublich wütend und hilflos. Als das Spiel endlich anfing, war ich froh, dass der Gegner nicht allzu schwer war. Bereits nach 25 Minuten lagen wir zwei zu null in Führung. Ich gab es nur ungern zu, aber ich war froh das es nicht ein zu schweres Spiel war und ich am Abend Bo vom Flughafen abholen würde um Sie bei mir zu haben. Ohne die junge Holländerin fühlte ich mich einfach unvollständig.
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Dance // Marco Reus
FanfictionIch bin Bo. Ich bin Tänzerin. Ich arbeite ziemlich viel, denn vom tanzen allein schaffe ich es nicht alle meine Rechnung zu bezahlen. Also arbeite ich noch in dieser Bar, doch als ich das Angebot für diese Fernsehsendung bekam, sagte ich sofort zu...