14. Hast du einen Freund?

748 33 1
                                    

Majorleins Sicht 

Trotz der Gruppe die Marco mitgebracht hatte, war an diesem Abend nicht allzu viel zu tun. Ich räumte draußen die Tische ab, als Pepe mir entgegen kam. Mit ihm hatte ich um diese Uhrzeit absolut nicht gerechnet. Er hatte zerrissene Jeans und ein weißes Hemd an, was ihm ausgezeichnet stand. Als er mich erblickte, huschte ein Lächeln über seine Lippen. Mich wunderte es ein wenig, dass er allein unterwegs war. Er kam auf mich zu und umarmte mich liebevoll, ehe er mir einen Kuss auf die Schläfe gab. "Viel zu tun?" Fragte er mich. "Nein es geht schon!" Lächelte ich ihn an und wischte über den Tisch. "Ich bin noch verabredet, kommst du nachher ins Ivory?" Ich war überrascht, denn normalerweise fragte er mich nicht, ob ich mit ihm ausging. Das Ivory war ein Club mitten im Herzen von Köln und ich wusste das Pepe da ab und zu ganz gerne hinging. "Mal schauen, wann ich hier rauskomme." Lächelte ich. "Wenn du dich aufraffen kannst, komm einfach. Ich lass dich auf die Gästeliste setzen. Ich bin mit ein paar Freunden da." Erklärte er mir lässig. "Danke!" Sagte ich leise zu ihm. Er legte seine Hand auf meinen nackten Oberarm. "Bis gleich! Lass dich blicken, ich freu mich auf dich." Grinste er und verschwand. Ich sah ihm einen Augenblick nach, ehe ich meine Arbeit wieder aufnahm. Es war Zeit sich ein wenig gute Laune zu bereiten. Ich verschwand hinter der Theke, drehte die Musik ein wenig auf, machte mir einen Espresso und entspannte mich. Mein Blick wanderte durch den Laden und haftete einen Augenblick an Marco. Er blickte auf und wir schauten uns durch den Laden hinweg an. Wir standen da und blickten uns einfach in die Augen. Verlegen zupfte ich an meinem Zopf herum, doch Marco war es, der mir schließlich ein sanftes Lächeln schenkte. Er schaffte es irgendwie mich nervös zu machen was ich auf mein Misstrauen schob, also nahm ich meine Arbeit wieder auf. Allerdings nicht lange, ich merkte dass die Barjungens den Laden auch ohne mich unter Kontrolle hatten. Also gönnte ich mir einen Drink. Ich unterhielt mich mit ein paar Gästen, als Roman neben mir auftauchte. "Du schon wieder!" Lächelte ich ihn freundlich an. Tatsächlich war er ein verdammt gutaussehnder junger Mann. Seine großen braunen Augen ruhten auf mir und er biss sich sexy auf die volle Unterlippe. "Kannst du mir einen Gefallen tun?" Fragte er mich und schaute mir tief in die Augen. "Ja sicher." Sagte ich ihm und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. "Wir wollen noch in einen Club, kannst du uns die Rechnung bringen?" Fragte er höflich. "Ja klar!" Sagte ich ruhig und stand auf. "Dich zu fragen, ob du Lust hast mal mit mir einen Kaffee zu trinken, ist wahrscheinlich vergeblich?" Fragte er ruhig und lehnte sich mit den Unterarmen auf die Theke. Roman war ein wirklich hübscher Kerl und ich hätte gelogen, dass er mir mit seiner Art nicht schmeichelte. "Ich bin hier auf der Arbeit!" Versuchte ich ihn zu trösten und legte meine Hand einen Moment auf seinen Oberarm. "Nun ja und?" Lächelte er mich an. Ich sammelte mich für einen Burchteil einer Sekunde um seinen Charme nicht zu verfallen. "Bezahlt ihr zusammen?" Versuchte ich abzulenken. "Ja ich bezahle!" Grinste er mich an und zog seine schwarze Kreditkarte hervor. Ich nahm diese, denn die Jungens hatten viel Geld ausgeben und ging hinüber zur Kasse. Roman ging zurück zu den Jungens. Unter der Kreditkarte fand ich einen Zettel mit Romans Telefonnummer. Im Little Link gab es die Tradition Telefonnummern in einem Einmachglas zu archivieren. Ich schrieb seinen Namen drauf und warf sie ins Glas. So hatte ich immer noch die Möglichkeit an die Nummer zu kommen, wenn ich sie denn wollte. Ich rechnete schließlich schnell die Getränke ab und brachte Roman seine Kreditkarte zurück. "Trinkgeld Jungens!" Rief Julian angeschickt in die Runde. Sie ließen ein Glas rumgehen und lauter Scheine landeten dort drin. Als letztes hatte Marco das Glas in der Hand. Er steckte einen grünen Schein hinein. Doch bevor ich mich beschweren konnte, drückte er mir das Glas in die Hand. Beim genaueren hinschauen zählte ich weit über dreihundert Euro. Als ich mich beschweren wollte, blickte Marco mich kopfschüttelnd an. "Schönen Feierabend!" Grinste er mich vergnügt an. "Können wir die Woche noch mal über den Laden sprechen?" Fragte ich ihn. "Ja sicher!" Sagte er ruhig und ich schaute ihm in seine hübschen grünbraunen Augen. Er legte mir zum Abschied noch mal die Hand auf den Oberarm, ehe er mit seinen Jungens verschwand. Ich teilte mir anteilig das Trinkgeld mit den Jungens, ehe ich mich auf den Weg in den Club machte. Es war nicht wirklich weit ins Ivory. Vorher hatte ich meine weiten Tuchhosen gegen Shorts und hohe Schuhe getauscht. Der Türsteher lächelte mich an und holte mich aus der Schlange. Ich spürte die neidischen Blicke der anderen Gäste. "Hi, wir sind zwar ausverkauft, aber so jemand wie du, findet hier immer einen Platz!" Flirtete er gut gelaunt mit mir. "Ich stehe aber auch auf der Gästeliste." Sagte ich ruhig und nannte meinen Namen. "Bo van Dijk!" Er schaute auf sein Tablett. "Komm mit, ich bringe dich rein!" Bot er mir großzügig an und führte mich an der Schlange vorbei. Beim betreten des Clubs war es ziemlich laut. Der Bass dröhnte und es war recht rauchig. Wir hatten bereits nach ein Uhr und die Anwesenden tanzten und feierten ausgelassen. Mir war es egal, ich hatte Durst also ging ich direkt zur Bar. Der Barkeeper kam zu mir hinüber. "Hi!" Strahlte er mich freundlich an. "Kannst du mir einen Whiskey Sour machen?" Fragte ich ihn. "Ja sicher!" Er verschwand für ein paar Augenblicke, ehe er mir den Drink rüber schob. Als ich bezahlen wollte lehnte er ab. "Der ist schon bezahlt!" Sagte er und deutete mit dem Daumen in eine Richtung. Ich schaute mich um. Am Ende der Bar stand Marco. Er nickte mir zu und über sein Gesicht huschte ein kurzes Lächeln. Warum wunderte es mich nicht, das er hier war? Ich schenkte ihm ein Lächeln und schüttelte unmerklich den Kopf. Warum nur schaffte er es das meine Handflächen schwitzten? Immer noch traute ich ihm keinen Meter weit, doch irgendwas verband uns. "Da bist du ja endlich!" Trällerte jemand, während er mir auf die Schultern klopfte. Es war Pepe. Er nahm meine Hand und schleifte mich hinter sich her. Ich folgte ihm, mit dem Whiskey Sour in der Hand. An einem Tisch standen ein paar Jungens, aber mindestens genauso viele Frauen. Frauen hatten oft Probleme mit mir, da ich für Zickenkrieg nicht zu haben war. "Das sind Freunde aus Spanien." Erklärte Pepe mir, während mein Blick auf eine bildhübsche Spanierin fiel. Ihre dunklen Haare und dunklen Augen ließen mich kaum los. "Bo das ist Ella, Ella ist meine alte Tanzpartnerin!" Stellte Pepe uns vor. Ich wusste nicht wirklich warum, aber ich hatte es bereits gewusst. Sie war eine Granate, langes rassiges schwarzes Haar, unglaubliche blaue Augen und ein Wahnsinns-Körper. Ich bereute es augenblicklich gekommen zu sein. Meine innere Göttin hätte sich am liebsten unter einen Bettdecke verzogen und wie in einem Cartoon Bäche geheult. "Wie läuft das Training?" Grinste sie mich an und meine innere Stimme entwickelte eine Art - Kampfmodus. "Ist er immer noch so emotional?" Fragte sie mich direkt hinterher und legte dieses amüsierte Lächeln auf die Lippen. "Ich bin sehr zufrieden mit ihm als Tanzpartner" Versicherte ich und nippte an meinem Drink. Die Musik dröhnte und ich wollte nur eins, flüchten. Ich hatte keine Lust auf so eine Diskussion. "Bin gleich wieder da!" Lächelte ich verlegen in die Runde und verschwand einen Augenblick im Badezimmer. Ich richtete mein Make-Up und machte mich schließlich auf den Weg wieder zu Pepe. Vor dem Bad wartete allerdings Julian auf mich. Er war reichlich angetrunken und lehnte gegen eine Wand. "Ignorierst du mich?" Fragte er mich. "Warum sollte ich?" Fragte ich ihn stirnrunzelnd. Sein Atem roch nach Alkohol. "Keine Ahnung, du redest mehr mit Marco oder Roman, wie mit mir!" "Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mit dir ausgehe!" Lächelte ich ihn freundlich an. "Warum denn nicht?" Fragte er mich fast bettelnd und ich schüttelte unmerklich den Kopf. "Weil ich nicht will!" Sagte ich ihm klipp und klar. "Oh welch Überraschung!" Sagte Roman. Der junge Mann war wirklich bildhübsch. Seine vollen Lippen und großen braunen Augen waren schon besonders anziehend. Ich war wirklich froh, dass er aufgetaucht war. Denn Julian war reichlich angetrunken und ich war mir nicht sicher, ob ich alleine mit ihm klar gekommen wäre. "Könntest du deinem Freund erklären, dass ich nicht mit ihm ausgehe?" Fragte ich ihn hoffnungsvoll. "Mit mir gehst du doch auch nicht aus!" Lächelte er mich attraktiv an und beschwerte sich erbost bei mir. "Hast du einen Freund?" Fragte Julian nun. "Ich weiß nicht was euch das angeht!" Zischte ich etwas angespannt, denn gegen zwei von der Sorte würde ich nicht ankommen. "Nun es muss ja keiner erfahren!" Lächelte Roman mich nun an, als könnte ihn kein Wässerchen trüben. "Alles okay, Majorlein?" Pepe stand auf einmal hinter Roman und schob sich an dem jungen Mann vorbei. "Ich will tanzen!" Sagte ich zu ihm und schob mich an den Jungens vorbei. Pepe blickte die beiden bösartig an. "Mich schüchtert ihr nicht ein!" Bellte er ihnen entgegen und folgte mir. "Ist alles okay?" Fragte Pepe mich. "Sie verstehen nicht, das ich nicht mit ihnen ausgehen will!" Beschwerte ich mich bei ihm. Ich meine es war ein absolutes Luxusproblem, aber man las viele Dinge und ich wusste, dass nicht alle Menschen nett waren auf dieser Welt. "Warum denn nicht? Sie haben Geld, sehen gut aus..." Sagte Pepe mir. Ich war etwas irritiert über seine Aussage. Denn eigentlich erinnerte ich mich an dieses Gespräch zwischen uns, wo wir über Grenzen diskutiert hatten. Doch Pepe hatte, recht, warum denn eigentlich nicht? Weil ich immer noch mit den Gedanken bei Pepe war? Oder hing ich noch an meinem Ex? Nein auf keinen Fall, dass war über ein Jahr her und mein Leben ging mittlerweile weiter. Ich lebte ja noch nicht Mals mehr in London, wo mein Ex her kam. "Keine Ahnung, ich stehe irgendwie nicht auf die beiden." Gab ich zu. "Nein tust du nicht?" Fragte mich Pepe. Auf seinen Lippen tauchte dieses vielsagende Lächeln auf. Erst da verstand ich, das er mit mir flirtete. Nachdem er mir gesagt hatte, das wir keine Grenzen überschreiten sollten, hatte ich nicht mehr daran gedacht Pepe näher zu kommen. Jetzt stand dieser attraktive, spanische Kerl vor mir, sein braunes Haar war verwegen nach hinten gekämmt. Seine braunen Augen ruhten auf mir und jagten mir einen Moment Gänsehaut über den Rücken. "Ich will immer noch tanzen!" Sagte ich zu ihm. Er lachte. "Wenn du jetzt hier tanztst, dann muss ich einen Bodyguard für dich engagieren." Lachte Pepe. Der Song ging zu Ende und Pepe stand nicht weit weg von mir. Ich machte nur eine Kopfbewegung und ließ die Hüfte einmal kreisen. Ich wollte unbedingt tanzen. "Siehst du, das meine ich!" Lächelte er mich vielsagend an. Der nächste Song fing an. Es war mit Abstand einer meiner absoluten Lieblingsnummern. "Du bringst mich in Teufelsküche!" Grinste er freudestrahlend. Er griff nach meinem Handgelenk und drehte mich auf der Stelle. Ich übernahm die Bewegung aus der Rumba und schnellte auf die Anfangsstellung zurück. "Wir sollten dir noch einen weiteren Tanzpartner suchen. Du bist unglaublich gut in Form, du könntest locker eine Weltmeisterschaft tanzen!" Redete er mit mir, auch wenn ich wusste das er mir damit nur schmeichelte. "Du bist verrückt!" Lachte ich, während ich mich locker zum Beat bewegte. "Ein Sponsor könnte dir helfen..." Plapperte Pepe auf mich ein. Ich wollte aber nicht reden, ich wollte nur eins und zwar tanzen. "Willst du tanzen oder reden?" Fragte ich ihn frech. "Du bist so niedlich rotzig!" Sagte er amüsiert. Doch ich hatte keine Lust mehr mich von ihm bevormunden zu lassen, also ging ich ein paar Schritte von ihm weg und tanzte an Ort und Stelle. Erst jetzt bemerkte ich, das man uns beobachtete. Ein junger Mann blickte mich an. "Willst du tanzen?" Fragte er mich mutig. Ich grinste ihn frech an. "Wenn du mithalten kannst!" Grinste ich. Der Clubbesucher mit dem dunklen Haar fing an sich zu bewegen. Tatsächlich schien er einigermaßen Takt und Rhythmus zu haben, daher ließ ich ihn beim tanzen halbwegs gutaussehen. Doch Pepe blieb in meiner Nähe und das war gut so, denn der Fremde wurde recht schnell aufdringlich. Ich wollte nicht, dass er mich unerlaubt anfasste. Pepe kam schließlich entnervt zu mir. "Oh man werde erwachsen!" Zischte er mich an. Er baute sich vor dem Fremden auf und blickte ihm in die Augen. Pepe war mit seinen fast einsneunzig eine imposante Erscheinung. "Meine Freundin will mich ärgern. Ich habe es verstanden, also lass sie jetzt bitte in Ruhe!" Sagte Pepe ihm ins Gesicht. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Dirty Dancing Film. "Schon gut, Sorry man, sie ist heiß!" Entschuldigte sich der Fremde. "Ich weiß!" Lächelte Pepe und kam auf mich zu. "Für dein dummes Verhalten würde ich dich am liebsten übers Knie legen!" Grunzte er mich wütend an. Doch ob ich wütend war, zählte gerade nicht. Meine Wut kochte hoch und ich funkelte ihn an. Er hatte mich doch dazu gebracht und jetzt soll ich Schuld daran sein? Ich zweifelte wirklich einen Moment an meinem Weltbild. War ich denn wirklich Schuld? Pepe war es der sich schließlich gegen meinen Körper presste. Mit seiner linken Hand griff er mir an den Schenkel, so das er mich noch enger an sich zog. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Luft weg blieb. Mein Herz schlug bis zum Hals, während ich versuchte die Balance zu halten. Sein Geruch stieg mir in die Nase. Einen Augenblick war ich versucht mich ihm hinzugeben, aber in meinen Ohren klingelten die Alarmglocken. Auch wenn ich Lust hatte, würde ich die Grenze bei Pepe nicht mehr überschreiten wollen, oder doch?

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt