87. Sechser-im-Lotto

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Bos Sicht

Leise hörte ich das Rauschen des Meeres und die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel. Der Wind rauschte und machte die Hitze einigermaßen erträglich. Mallorca war wunderschön, um diese Jahreszeit. Marco hatte mich überredet, ihn zu begleiten. Die letzten Wochen waren ziemlich turbulent gewesen, denn nach meinem Lets Dance Auftritt war mal wieder die Presse los gewesen. Ständig hatte ich Anfragen und Angebote, so dass ich nicht einmal alles annehmen konnte. Marco hatte daraufhin seine Agentur beauftragt mich bei der Arbeit zu unterstützen. Sports Total hatte zusätzlich eine Spielerfrauen-Agentur. Das Wort 'Spielerfrau' war immer noch nicht nach meinem Geschmack, aber ich hatte einfach keine Zeit mehr, alles selbst zu tun. Alleine mein Instagram-Account musste betreut werden und verursachte mehr Arbeit als ich wollte. Nicht das ich einen gesteigerten Wert darauf legte, aber es gehörte einfach dazu und Marco hatte keine Lust, dass ich weiter meine Zeit für so etwas verschwendete - anstatt sie mit ihm zu verbringen. Zudem gab es die Bar, das Tanzen und so weiter und Marco hatte noch viel mehr Verpflichtungen als ich. Also begleitete ich Marco zu der Hochzeit von Thomas Delany, der hübsche Däne aus seiner Mannschaft heiratete seine langjährige Freundin. Der gesamte BVB war eingeladen und als Kapitän musste Marco einfach dabei sein. Überhaupt spielten die Jungens verdammt guten Fußball in der letzten Zeit und es war eine Freude Ihnen beim Spielen zu zusehen. Sie waren erfolgreich wie schon seit Jahren nicht mehr und ich hoffte für meinen Freund, dass Sie endlich ein paar Titel gewannen. Jetzt war erst einmal ein paar Tage Fußballfrei und Zeit für unser Privatleben. In ein paar Tagen würde es schon wieder weiter gehen mit dem Fußball-Zirkus, an den ich mich niemals gewöhnen würde. Marco ins Stadion zu begleiten, machte mir einfach keinen Spaß. Ich litt mit ihm und konnte ihm nie zur Seite stehen, stattdessen war ich auf der Tribüne gefangen und musste mit ansehen wie Marco ständig zusammengetreten wurde. Ich würde mich nie daran gewöhnen. Ich war vorher noch nie auf Mallorca gewesen und war überrascht, wie hübsch die Insel war. Noch nie hatte ich so viele Orangen- und Zitronenbäume in voller Pracht gesehen. Die Gerüche der Zitrusfrüchte hingen schwer in der Luft und man hatte ständig Hunger auf Obstsalat oder Marmelade. Thomas Hochzeit fand auf einer wunderschönen Finca statt, nicht weit von uns glitzerte das türkise Mittelmeer in einer kleinen romantischen Bucht und bot einen herrlichen Anblick, wie bei einem Postkartenmotiv. Unmittelbar an der Steilküste war ein kleiner Pavillon aufgebaut, der über und über mit Blumen behangen war und einen herrlichen Rahmen für die Hochzeitszeremonie bot. Es waren meine ersten freien Tagen seit einer Ewigkeit und ich merkte wie erschöpft ich von der ganzen Tanzerei war. Doch die Sonne schien und es war angenehm heiß, doch eine leichte Brise kühlte angenehm. Es war das perfekte Wetter um zu heiraten und sich vom Alltag abzulenken. Nach der Hochzeit schoben Marco und ich noch eine Woche Urlaub ein. Das beste daran war, dass nur er und ich morgen bereits nach Ibiza fliegen würden. Kein Pepe, kein Robin, kein Marcel, kein Evgeny, kein Niemand. Nur er und ich und das konnte ich nicht abwarten. Marco liebte Ibiza und er wollte mir ein paar seiner Lieblingsorte zeigen. Ich schaute mich nach ihm um und Marco stand an einem der Cocktail-Tische und unterhielt sich mit Mario und seiner Frau. Er hatte diese schicken Anzug mit Weste und ein enges weißes Hemd an, dazu trug er eine enge kompakte Fliege. Sein Haar war voll wie eh und je und auf der Nase trug er eine teure Sonnenbrille. Er war eitel, keine Frage, aber das mochte ich an ihm. Wenn man an ihm schnupperte, roch er immer frisch und männlich. Außerdem für mich sah Marco eh aus wie James Bond. Ich liebte ihn immer noch, er langweilte mich nie, ich wollte immer noch einfach mit ihm zusammen sein. In den letzten Wochen hatte ich die meiste Zeit mit Evgeny verbracht und es war schön einfach mal Zeit zusammen mit meinem Freund zu verbringen. Roman kam zu mir hinüber. „Ich habe es dir nie gesagt, aber Marco hat einen Sechser-im-Lotto gezogen!" Grinste er und rollte charmant mit den Augenbrauen. Roman war immer noch unglaublich attraktiv. Seit kurzem hatte er eine wunderhübsche Schwedin als Freundin. Das ließ ihn aber nicht davon abhalten, dass er mit mir flirtete. Genauso wie sonst auch. Etwas anderes hätte ich dem Schweizer-Frauenschwarm auch nicht zu getraut. Roman lehnte sich auf die Stuhllehne und schaute mich mit seinen riesigen, braunen Kulleraugen an. „Tanzen wir nachher zusammen?" Fragte er mich. Ich lachte und fuhr fort: „Das willst du doch gar nicht!" Zwinkerte ich ihm zu. „Deine Freundin wartet auf dich!" Räusperte sich Marco hinter ihm. Roman zwinkerte mir mit den linken Augen zu, ehe er eine lustige Grimasse zog und verschwand. „Du versteckst dich hier..." Sagte Marco ruhig zu mir. „Ich sitze in der Sonne und genieße die Ruhe!" Lächelte ich ihn an und hielt mir kurz eine Hand vor die Augen, da die Sonne mich blendete. Marco setzte sich neben mich und nahm meine Hand. „Das Kleid steht dir hervorragend!" Lächelte er mich verliebt an. Alle Frauen trugen Altrosa oder Rosafarbende Kleider. Auch ich hatte ein rosafarbenes Kleid mit einem langen Maxirock an. Das Bustier war über und über mit Perlen und Steinen bestickt, das kleine Blumen ergab. An der Taille wurde das Kleid mit einem schmalen Gürtel gehalten. Es war schwer und kratzig, stand mir aber ausgezeichnet und der Wunsch der Braut war eben rosa gewesen. „Vielen Dank!" Lächelte ich Marco an und legte meine zweite Hand auf sein Knie. Liebevoll küsste er meine Schläfe und schlang seinen Arm um meine Schultern. „Ich liebe dich!" Hauchte er mir ins Ohr und spielte weiter mit meinen Zeigefinger herum. Ich drehte meinen Kopf und suchte seine Lippen. Wie zwei Magnete zogen wir uns gegenseitig an, ehe wir uns küssten. Ich küsste ihn immer noch so gern... „Schleichen wir uns weg?" Fragte Marco mich. „Sollten wir nicht wenigstens noch die Trauung abwarten?" Fragte ich ihn. „Nun aber danach, hauen wir ab, schnappen uns eine Flasche Champagner und gehen hinunter zum Strand." Sagte er und seine Hand ließ die meine los. Dabei wanderten seine Finger unbeobachtete unter meinen Rock. Er strich mir über den Oberschenkel und zwinkerte mir vielsagend zu. Wir waren über ein Jahr zusammen und ich bereute keinen einzigen Tag mit ihm . Marco lächelte mich erneut an. „Ich liebe dich auch!" Sagte ich ihm nun leise ins Ohr. Er schlang seinen Arm um meine Schulter und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. „Willst du etwas trinken?" „Nun bevor wir uns wegschleichen, nehme ich noch einen Champagner mit Erdbeeren!" Grinste ich und Marco stand auf, um mir etwas zu trinken zu holen. „Dein Wunsch ist mir ein Befehl!" Sagte er und zwinkerte mir niedlich zu. Marco sah zufrieden aus, so zufrieden wie schon lange nicht mehr. Liebevoll strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und stupste mir mit dem Finger niedlich auf die Nase, ehe er an eine der Bars ging. Ich blickte ihm nach und atmete erneut tief durch. Das hier - einfach alles - war immer noch wie in einem Traum. So ein Leben hätte ich mir ohne Marco nie erträumen lassen und dafür war ich jetzt gerade einfach nur Dankbar...

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt