Majorleins Sicht
Nach dem ich bereits Mittags mit dem Zug nach Köln gefahren war und im Little Link nach dem rechtem gesehen hatte, traf ich mich mit Chantal in meiner kleinen Wohnung. Ich war froh, dass die Maskenbildnerin mir half mich für den Abend in der Fernsehshow aufzuhübschen. Ab und zu war ich ziemlich eitel und wollte heute Abend gut aussehen, denn nach der Operation wollte ich gesund und frisch vor der Kamera stehen. Nicht alle sollten denken: „Oh die Arme, mit ihrem kaputten Knie!?" Wie konnte man nur soviel darüber nachdenken, ob oder was die anderen darüber dachten wie es mir ging? Ich war nervös um ehrlich zu sein, ich hatte ziemlich viel Lampenfieber. „Wie geht es dir?" Fragte Chantal mich und wir tranken erst zusammen einen Kaffee. „Nun mein Knie macht Probleme, ansonsten genieße ich die Zeit mit Marco." Wenn ich seinen Namen sagte, dann zuckerten meine Wangen automatisch eine leichte Röte. Verliebt sein war irgendwie ziemlich seltsam... Es machte Dinge mit einem, die ich gar nicht wollte und nicht steuern konnte. Verliebt sein war als würde das Gehirn nicht richtig funktionieren, Ich musste ständig an Marco denken. Alles drehte sich um ihn, ich ging mit ihm ins Stadion wenn er spielte und traf mich regelmäßig mit seiner Familie. All das tat ich für ihn. Jetzt wo ständig das Fernsehen bei mir anklingelte war ich automatisch Teil einer Berichterstattung geworden, die ich vielleicht gar nicht so wollte. Marco und ich standen ständig unter Beobachtungen. Ich war so verliebt in ihn, das ich darüber nicht weiter nachdachte. Es war eben so. Ich nahm das in Kauf,, um mit ihm zusammen zu sein und Verliebtsein lenkte von so einer klaren Sicht auf die Dinge ab. Je länger ich über das Verliebtsein nachdachte, desto Röter wurde ich. Doch Chantal und ich lachten schließlich zusammen, sie war wie meine beste Freundin nur das sie einfach viel zu cool für mich war. Chantal kümmerte sich zu erst um mein blondes Haar und färbte es, damit es frisch glänzte. Zwei Stunden verbrachte ich mit sechs duzenden Alufolien im Haar, ehe Chantal mein langes, blondes Haar in sexy Beachwaves legte. Danach schminkte sie mich aufwendig. Alleine mit den künstlichen Wimpern fühlte man sich schon ganz anders und nahm eine andere Körperhaltung ein. Künstliche Wimpern erinnerten mich an meine Tanzausbildung und daran dachte ich gerne zurück. Ich hatte Gott sei Dank genug Zeit denn erst nach Stunden konnte ich mich auf den Weg zum Studio machen. Chantal hatte wirklich ganze Arbeit geleistet und ich war froh, dass ich mich so auf die junge Frau verlassen konnte. Natürlich wollte ich sie für ihre Arbeit bezahlen, doch Chantal wollte mein Geld einfach nicht annehmen. „Ich mach das gerne!" Versicherte sie mir und ich hatte kurz das Gefühl, dass ich sie damit beleidigt hatte. Also gab ich zu: „Nun du verzichtest auf Geld wegen meiner Verletzung! Tut mir leid." Entschuldigte ich mich bei ihr. „Nein, ich schminke jetzt bei einer anderen Sendung..." Lächelte sie mich an und fuhr fort: „Außer bei dir, da mache ich gerne eine Ausnahme!" Zwitscherte sie und nahm mich kurz in den Arm, Chantal und ich waren mittlerweile fast wie Freundinnen geworden und ich fühlte mich sehr wohl, wenn wir Zeit miteinander verbrachten. Sie half mir auch das richtige Outfit für den Abend rauszusuchen. Wir kaschierten mein Knie unter einen langen dunkelblauen Rock, der über und über mit goldenen Sternen bestickt war, dazu kombinierten wir einen cremefarbenen Rollkragenpullover aus Wolle. Im ersten Moment eine komische Mischung, aber zusammen sah es wirklich gut aus. Ich fühlte mich wohl und begutachtete mich im Spiegel. Normalerweise würde ich in ein paar Stunden mit Pepe tanzen, doch stattdessen humpelte ich auf Krücken vor mich hin. Noch ein paar Wochen, dann könnte ich wenigstens wieder ohne die nervigen Dinger laufen. Ich vermisste das Tanzen so sehr. Später fuhr ich schließlich mit dem Taxi auf die andere Rheinseite zum Fernsehstudio. Zu meiner Überraschung wurde ich sogar erwartet. Pepe wartete vor dem Eingang und rauchte heimlich. Er schien angespannt, doch als der hübsche Spanier mich erblickte huschte ihm ein Lächeln über die Lippen. „Oh nein, welchen Faulenzer haben wir denn hier?" Kicherte er und half mir aus dem Auto. Danach schlang er seine Arme um mich und küsste kräftig meine Schläfe. „Oh man, mein Sorgenkind!" Sagte er und streichelte mir dabei freundschaftlich über den Rücken. „Nun ist schon blöd!" Gab ich zu und hob die Krücken hoch. „Geht auch vorbei!" Tröstete er mich. „Die OP war schwierig!" Erklärte ich ihm und fuhr fort: „Es ist immer noch nicht klar, inwieweit ich wieder Tanzen kann." Es war zu früh mit dem frisch operierten Knie die Hoffnung aufzugeben, doch ich wollte auch realistisch sein. Umso weniger würde es am Ende weh tun, egal wie es mit dem Tanzen ausging, „Du musst ja nicht mit Jive anfangen!" Tröstete mich Pepe. „Im Stehwalzer bin ich immer noch besonders gut!" Der Spanier lachte herzlich. „Komm wir gehen rein..." Schlug er mir vor und wir humpelten hinein. Es dauerte nicht lange bis ich ein paar Interviews geben musste. Wie immer, war ich schrecklich aufgeregt und wenn ich aufgeregt war, kam mein Akzent immer wieder raus. Über eine Stunde war ich damit beschäftigt, ehe ich mich wieder mit Pepe traf. Er unterhielt sich mit zwei jungen Tänzern. Sie tanzten mit zwei Promis und waren relativ weit gekommen. Valentin und Evgeny waren mit ihren Promis ziemlich weit gekommen. Ich hatte mich von Anfang an gut mit den beiden Profitänzern verstanden und die beiden begrüßten mich freundlich. „Evgeny hätte die perfekte Größe!" Sagte Pepe sofort und grinste uns an. „Ich habe so was von keine Ahnung wovon du sprichst!" Gab ich kleinlaut zu und sah meinen Tanzpartner barsch an. Der junge Mann mit den hübschen Sommersprossen lächelte mich an. „Ich brauche eine neue Tanzpartnerin!" Sagte er ehrlich zu mir und schaute mir direkt in die Augen. Ich schüttelte sofort den Kopf als ich verstand was er von mir wollte. „Ich weiß nicht wie ihr auf die Idee kommt!!!" Beschwerte ich mich bei den dreien. „Valentins Frau ist Schwanger und Evgeny zieht nächstes Jahr von Frankfurt nach Köln, also ist doch klar, dass man im Umfeld schaut!" Sagte Pepe zu mir. „Mein Knie ist frisch operiert!" Wiederholte ich und deutete auf meine Krücken. „Nun das wird auch wieder ganz!" Lachte der Kleinste der drei Männer. Evgeny legte seine Hand auf meinen Rücken. Ich starte ihm in die Augen und ich wusste das er es ernst meinte. Pepe schmunzelte. „Ihr seit verrückt." Beschwerte ich mich schon wieder. Evgeny positionierte sich in Tanzhaltung neben mir und tatsächlich war der Größenunterschied zwischen uns ideal. Pepe war immer ein Stück zu groß für mich gewesen. Der gebürtige Russe war sehr gut in Form und zwinkerte mir zuversichtlich zu. „Oh Gott seit ihr verrückt!" Sagte ich noch einmal kopfschüttelnd. Wie kamen die Jungens nur auf die Idee, das ich einen neuen Tanzpartner brauchte? Ich konnte mich an das Gespräch mit Pepe erinnern, als er mir gesagt hatte, das ich soweit war Große Turniere zu tanzen. Von Weltmeisterschaft war die Rede gewesen. Der Countdown der Sendung ging los, riss mich aus meinen Gedanken und ich humpelte gedankenverloren zu meinem Platz. Ich hatte Gott sie Dank einen Platz bei dem ich keine Treppenlaufen musste. Ich dachte darüber nach, worüber die Jungens gerade geredet hatten. Jeder von Ihnen glaubte daran, das ich wieder auf solch hohem Niveau tanzen konnte. Doch was wäre denn, wenn ich nie wieder tanzen können würde? Die ganze Show über achtete ich auf Pepe und Evgeny. Doch tatsächlich hatte der junge Russe einen hervorragenden Tanzstil der meinem Tanzstil sehr ähnlich war und Pepe hatte mir immer angedroht, dass ich irgendwann die großen Turniere tanzen würde. Evgeny war viel besser an den Stellen wo ich meine Schwächen hatte und hatte dort Schwächen wo ich meine Stärken hatte. Während er mit der letzten Bachelorette tanzte, stellte ich mir in meinem Tagestraum vor wieder zu tanzen. In diesem stellte ich mir sogar vor wieder die ganz Großen Turniere zu tanzen. Tanzen war mein Leben und als ich Evgeny über das Parkett schreiten sah, war mir klar das ich alles dafür tun würde wieder irgendwann tanzen zu können. Irgendwann würde ich wieder tanzen, ganz bestimmt sogar. Oder um es mit den Schlümpfen zu sagen: "Und wenn es das Letzte ist, was ich tue...."
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Dance // Marco Reus
FanfictionIch bin Bo. Ich bin Tänzerin. Ich arbeite ziemlich viel, denn vom tanzen allein schaffe ich es nicht alle meine Rechnung zu bezahlen. Also arbeite ich noch in dieser Bar, doch als ich das Angebot für diese Fernsehsendung bekam, sagte ich sofort zu...