Majorleins Sicht
Ich war bereits früh beim Training. Erst joggte ich eine Runde unmittelbar am Rhein entlang und von da aus, ging es ab ins Fitnessstudio. Ich arbeitete an meiner Rückenmuskulatur und meiner Leistenmuskulatur, denn ich hatte ab und an Schwierigkeiten mit ein paar Bewegungen. Daher trainierte ich so oft es ging die passenden Gegenmuskeln. Zudem tat es mir ganz gut mich auszupowern, der Abend gestern hatte mir ganz schön zugesetzt. Erst gegen Mittag kam ich zum Training mit Pepe. Er wartete bereits auf mich, saß auf dem Boden und dehnte seine Muskeln. Es war ein beeindruckender Anblick. Als ich hinein kam, lächelte er mich gut gelaunt an. "Guten Morgen Majorlein!" Sagte er niedlich. "Guten Morgen!" Sagte ich leise, aber fest in der Stimme und legte meine Sachen ab. "Du siehst frisch aus!" Sagte er mir. Auch wenn ich mich inzwischen nach dem ganzen Training nicht mehr ganz so frisch fühlte. "Ich bin etwas müde!" Gab ich zu. "Warum so schlechte Laune?" Fragte er mich, als könne er Gedankenlesen. "Stell dir vor, dieser Typ vor dem du mich gerettet hast. Hat gestern Nacht quasi den Laden gekauft. Weil er scheinbar ein reicher, eingebildter Kerl ist oder sonst wer weiß, wer er ist. Who the Fuck ist Marco Reus?" Fragte ich Pepe. "Ein Fußballer!" Sagte Pepe knapp und fuhr fort. "Er hat eine etwas tragische Rolle im Fußballzirkus." Erklärte er mir. "Tragisch?" Fragte ich und woher verdammt wusste Pepe so viel über ihn. "Ja er gilt als sehr großes Talent, aber er war immer bei den großen Titeln verletzt. Normalerweise wäre er Fußballweltmeister und Champions League Gewinner. Ist er aber alles leider bisher nicht!" Lächelte Pepe einen Hauch amüsiert. "Das du ihn natürlich so verärgerst hast, dass er den Laden kauft ist echt Übel!" Er versuchte mich zu trösten, aber irgendwie hatte ich das Gefühl das er meine Situation nicht ganz verstand. "Du bist richtig aufmunternd!" Sagte ich zu ihm und hätte ihm gerne gegen die Brust geschlagen. Pepe stand auf. "Dann lass es raus!" Sagte er zu mir. Ich blickte ihn kopfschüttelnd an. "Tanz für mich!" "Du bist verrückt." Sagte ich etwas verlegen. "Nein entspann dich und Tanz für mich!" Ich dehnte mich etwas und ging hinüber zum MP3-Player. Ich stellte mein iPhone drauf und wählte den Song. Zur Zeit hörte ich das neue Album von Justin Timberlake und machte einen recht schnellen Song von ihm an. Dieser hatte allerdings drei unterschiedliche Tempos. Das war gut, denn ich fühlte mich hin und hergerissen. Ich rückte meinen weißen Flatterrock zurecht, den ich über den schwarzen Body gezogen hatte und zog ein letztes Mal meine grauen Stulpen über die Knie. Ich fühlte mich wohl in den hohen Stulpen, doch wenn ich gewusst hätte, was Pepe von mir gewollt hätte, dann hätte ich mich wahrscheinlich für ein anderes Trainingsoutfit entschieden. Die Musik fing an und ich bewegte mich wie von selbst. Bei Contemporary ging es um Verletzlichkeit und Offenlegung seiner eigenen Gefühle. Wenn Pepe mich verletzlich sehen wollte, dann würde er mich eben verletzlich zu sehen bekommen. Ich bewegte mich zum Beat. Sprang von links nach rechts und rollte mich geschmeidig über den Boden, ehe ich aufsprang. Irgendwann griff Pepe nach mir und er begleitete mich beim Tanzen. Es berührte mich wie eingespielt wir aufeinander waren und ich hätte weinen können, aber ich tat es nicht. Tanzen war da um Emotionen zu lösen. Deswegen war ich hier, deswegen hatte ich mich für Pepe entschieden, ich war hier damit er eine bessere Tänzerin aus mir machte und das machte er. Gefühle hatten da keinen Sinn. Egal wie sehr ich mich im Moment zu ihm hingezogen fühlte. Doch diesmal war Pepe es, der mich herausforderte. Er kam mir sehr nahe. Aber nur so nahe wie ich es zu ließ, als seine Hände mich an ihn zogen. Wir tanzten immer noch und meine Lunge brannte, er hob mich hoch und trug mich. Der junge Mann setzte mich schließlich auf das Fensterbrett und tanzte für sich allein weiter. Ich sah mir seine Sprünge an und war beeindruckt, das er so ein begnadeter Tänzer war. Er war leider breits zu alt um noch am Turnieralltag teilzunehmen, was aber nichts daran änderte wie gut er war. Auch wenn ich ihn da drum gebeten hätte, mit mir an Turnieren teilzunehmen. Er tanzte mit solch einer Leidenschaft, das ich durchaus wusste, wie viel Arbeit er da rein gesteckt hatte - so tanzen zu können.
Das erste Mal wusste ich, das wir während dieser dämlichen Fernsehshow gut sein würden. Sehr gut sogar. Es würde mir einen anderen Weg eröffnen. Es würde mir eine Alternative bieten und meine Laune verbesserte sich schlagartig. "Du bist ein guter Lehrer!" Sagte ich zu ihm und zog meine Knie an mich. "Findest du?" "Du machst, das ich mich auf die wesentlichen Dinge konzentriere!" Sagte ich ihm und legte meinen Kopf auf die Knie. "Deswegen sind wir hier!" Lächelte er liebevoll und strich sich durch die braunen Locken. "Ich würde gerne drei Tage nach Hause!" Sagte ich leise und Pepe war etwas überrascht über meine Bitte. "Wir haben noch drei Wochen, wir sind gut oder nicht?" Versuchte ich ihn zu überreden, diesmal länger als eine Nacht in meiner Heimatstadt zu bleiben. "Natürlich kannst du nachhause!" Sagte Pepe zu mir. "Vielleicht kannst du Sonntag zurück sein?" "Warum?" Fragte ich ihn, denn ich wäre gerne noch ein paar Tage länger geblieben. "Naja Sonntag ist dieser Workshop bei Marcel in Dortmund!" "Was hältst du davon wenn ich direkt nach Dortmund komme?" Fragte ich ihn. "Cool!" Lächelte er breit. Nach seinem Grenzen-Monolog wollte ich einfach mal ein wenig Ruhe für mich haben, denn mein Fluchtinstinkt war geweckt. "Meinst du das reicht für heute?" "Aber sicher!" Lächelte er mich an. "Danke!" "Du arbeitest hart, das muss belohnt werden!" Sagte er milde.
Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. "Du bist ein guter Chef!" Sagte ich gönnerhaft und schnappte mir meine Sachen. Ich wollte noch kurz in die Bar gehen und Chris bescheid geben. Pepe kam zu mir und nahm mich zum Abschied liebevoll in den Arm. "Gute Reise, Majorlein!" "Weißt du, das du der einziger in dieser Stadt bist, der meinen richtigen Namen kennt?" Fragte ich ihn. "So funktioniert Vertrauen!" Lächelte er mich an und streichelte mir sanft über den Rücken. Jetzt war ich es, die ihn noch mal in den Arm nahm. "Wir sehen uns Sonntag!" Lächelte ich und machte mich auf den Weg in die Bar.
Chris saß in der Sonne, er war allein und trank vor dem Little Link einen Kaffee. Ich sah ihn sofort und setzte mich zu ihm. "Und?" Fragte ich ihn. "Da bist du ja!" Lächelte er gut gelaunt. Manchmal hatte ich das Gefühl, das er mir nicht glaubte, dass ich wiederkommen würde. "Ich wollte fragen, ob ich die nächsten drei Tage frei kriegen kann. Ich muss nach Amsterdam!" Übertrieb ich ein wenig. "Ja sicher." Lächelte er. "Worüber denkst du nach?" Fragte ich ihn. "Über das Angebot von Marco!" Sagte er ehrlich zu mir. "Warum denkst du nach? Es ist dein Traum, ich meine die Bar ist doch das was du willst, oder nicht?" Fragte ich ihn. "Er bietet mir gutes Geld und ich könnte mir dafür andere Träume erfüllen. Ich wollte immer schon nach Mexiko, denn die Bar ist nicht mein einziger Traum." Erklärte der deutsche Hüne mir. "Mexiko?" Fragte ich ihn und rollte mit den Augenbrauen. "Ja und mit dem Geld könnte ich das tun!" Ich blickte ihn hin und hergerissen an. "Er macht das, weil er sich über mich geärgert hat!" Ich konnte einfach nicht glauben, dass Chris mir nicht glaubte. Marco machte es um mir einen reinzuwürgen mehr nicht. "Ich werde mich mit ihm treffen und dann sprechen wir da drüber." Sagte er ruhig zu mir. "Du machst einen verdammten Fehler, Chris!" Sagte ich zu ihm und strich mir durch die langen blonden Haare. Ich meinte es ernst, Marco war ein Fremder, er war unberechenbar und ich traute ihm keinen Meter über den Weg. "Wolltest du nicht frei haben?" Fragte er mich und rollte jetzt selbst mit den Augenbrauen. "Ja, wollte ich!" Brummte ich und stand wieder auf. Ich machte mich schließlich auf den Weg in meiner Kölner Wohnung, holte ein paar Sachen, buchte mit meinem Handy den nächsten Zug nach Amsterdam und saß keine zwei Stunden später auf den Weg in die Heimat. Wenigstens ein paar Stunden wollte ich nicht an das Chaos in Köln denken.
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Dance // Marco Reus
FanficIch bin Bo. Ich bin Tänzerin. Ich arbeite ziemlich viel, denn vom tanzen allein schaffe ich es nicht alle meine Rechnung zu bezahlen. Also arbeite ich noch in dieser Bar, doch als ich das Angebot für diese Fernsehsendung bekam, sagte ich sofort zu...