10. Ich will Chris nicht im Wege stehen!


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Marcos Sicht 

Ich konnte es einfach nicht glauben, das Bo bei meinem Angebot nicht direkt zugesagt hatte. Das Angebot war unglaublich gut und das musste sie doch verstehen. Ich meine, ich hatte kein Geld zu verschenken, doch irgendwie tat ich das bei diesem Businesscase ja quasi. Bo vertraute mir aber überhaupt nicht und so langsam glaubte ich, dass sich daran nichts ändern würde. Chris setzte sich zu mir. "Sie ist sehr leidenschaftlich, gib ihr ein wenig Zeit. Sie kommt schon zu sich!" Entschuldigte er sie wie selbstverständlich bei mir. Tatsächlich kam sie nach einer Weile hinaus. Stellte mir ein Ingwerwasser hin und blickte mich an. "Warum ich?" Fragte sie mich direkt. Ich war überrascht von ihrer Frage. "Wie warum ich?" Fragte ich sie und schaute sie mir genau an. Sie sah wirklich niedlich aus, hatte ihre Arme in die Seite gestützt und blickte mich mit ihren riesigen honigbraunen Augen an. Sie hatte ihre Haare offen, die ihr perfektes Gesicht umrahmten. Sie war unglaublich hübsch, auch wenn ich es vor ihr niemals zugeben würde. "Ich meine woher weißt du das ich Ingwerwasser trinke?" Stellte ich ihr die Gegenfrage. "Keine Ahnung du wirkst sportlich, achtest auf deine Gesundheit. Außerdem bist du ein Mann. Die mögen es vom Geschmack meist ein wenig scharf. Daher meine Wahl!" Sagte sie ohne lange da drüber nachzudenken. "Siehst du und deswegen will ich das du dich um den Laden kümmerst!" Sagte ich zu ihr. "Du bist verrückt!" Sagte sie erneut und ja vielleicht hatte sie recht. "Ich bin oft in Köln, meine Sportleragentur ist hier um die Ecke. Also hast du immer Hilfe. Wenn du sagst, dass du einen Geschäftsführer brauchst, dann organisieren wir dir einen!" Erklärte ich ihr. Sie blickte mich kopfschüttelnd an. "Ich vertraue dir nicht!" Sagte sie mir eiskalt ins Gesicht. "Okay!" Lächelte ich sie einen Hauch amüsiert an. Ich mochte Frauen, die klar zum Ausdruck brachten, was sie fühlten. Sie war energisch und vertrat ihre Meinung. Einen Moment überlegte ich bis ich ihr antwortete. "Dennoch vertraue ich dir und Chris vertraut dir auch. Also denk drüber nach!" Sie sah mich wutentbrannt an. "Ich will Chris nicht im Wege stehen." Sagte sie und blickte den großen Mann neben mir an. "Das weiß ich und ich glaube an dich!" Sagte Chris zu ihr. "Du erpresst mich quasi!" Fauchte sie niedlich und stützte ihren Kopf in die Hände. Das sie nicht noch mit dem Fuß aufstampfte war alles. Bo war hin und hergerissen und ich war deutlich beruhigter, denn ich konnte es ihr an der Nasenspitze ablesen. "Also vielleicht mache ich es, wenn Chris noch eine Übergangszeit bleibt!" Sagte sie schließlich. Ich war erleichtert, denn ja ich wollte den Laden. Es passte gut zu meinen anderen Geschäften und meine Mutter lag mir seit Wochen in den Ohren, mehr Geld zu investieren. Der Steuerberater hatte uns angeraten noch mehr Geld auszugeben. Als eh schon. Mittlerweile investierte ich sogar in Immobilien und das nur damit mein Geld nicht einfach nur auf der Bank rumlag. "Du musst mehr Geld ausgeben!" Hörte ich meine Mutter ständig sagen. Allerdings fragte ich mich, wieviel ich noch ausgeben musste, damit es in ihren Augen "Mehr Geld" war. Mit dem Laden würde ich erst in zwei oder drei Jahren Gewinn machen, doch das Geld landete so nicht beim Finanzamt. Also tat ich meiner Mutter auch noch einen Gefallen mit dem Little Link. Früher hatte ich mich nie um solche Sachen gekümmert, doch mittlerweile blieb mir gar nichts mehr anderes übrig. Vielleicht noch fünf Jahre, dann würde ich meine Fußballkarriere an den Nagel hängen. Mein Körper machte so oder so nicht immer das was er sollte und meine Sportlerkarriere könnte schon in der nächsten Woche vorbei sein. Chris holte mich aus den Gedanken. "Wie wäre es jetzt mit Champagner?" Fragte Chris in die Runde. "Ich brauche eher eine Schmerztablette!" Jammerte Bo und hielt sich die Hüfte. "Was ist passiert?" Fragte ich sie. "Okay du bist mein Chef, aber das heißt nicht, das ich dir..." Platzte es aus ihr raus. Doch sie merkte das sie unfreundlich war und hielt inne. "Ich bin beim Tanzen gestürzt!" Sagte sie und lüftete ihr Shirt ein Stück. Auf ihrer Hüfte prangte ein großer blauer Fleck. "Das sieht nach Aua aus!" Sagte ich knapp angebunden. "Egal!" Sagte sie beiläufig, doch ihr Gesicht verriet das sie doch reichlich Schmerzen hatte. "Wie oft trainierst du?" Fragte ich sie. "Sechs Mal die Woche. In drei Wochen beginnt die Show, also vielleicht auch sieben Mal die Woche!" Sagte sie, ohne sich dabei sonderlich aufzuspielen. "Welche Show?" Fragte ich sie. "Mein Tanzpartner ist Juror in dieser deutschen Tanzshow!" Da drüber war ich nicht wirklich glücklich, denn meine Ex tanzte in dieser Promishow mit. "Tanzt du dann mit einem Promi?" Fragte ich sie und stellte mir vor, wie ich mir wünschte, dass Bo gewinnen würde, nur damit Scarlett das nicht tat. "Nein ich tanze mit dem Juror und präsentiere die dargebotenen Tänze!" Ich verstand nicht wirklich wovon sie redete, denn Tanzen war nicht mein Ding. Marcel hatte ich mit einer Finanzspritze seine Tanzschule ermöglicht, aber das Geld hatte ich mittlerweile zurück bekommen, also hatte ich nichts mehr damit zu tun. Nur auf Scarlett hatte ich keine Lust. Absolut nicht. Naja aber sie würde mir wahrscheinlich irgendwann über den Weg laufen, also war ich wenigstens drauf gefasst. "Und du bist gut?" Fragte ich sie direkt. "Was ist das denn für eine Frage, bist du gut obwohl du keinen Titel gewonnen hast?" Zischte sie mich an. Ich war überrascht, also wusste sie mittlerweile doch wer ich bin. Über meine Lippen huschte ein kleines Lächeln. Denn ich hatte mir ernsthaft die Frage gestellt, ob sie überhaupt wusste wer ich war. Wenn sie es an dem ersten Abend nicht gewusst hatte, hatte sie sich über mich informiert und das bedeutete mir etwas. Denn das hieß, dass sie an mich gedacht hatte und es bestätigte nur, was ich in ihr sah. Auch wenn sie manchmal eine dumme eingebildete Ziege war. Bo hatte etwas an sich, was mich in den Bann zog. Überhaupt eine Basis mit ihr zu finden, war fast unmöglich, denn private Gespräche ließ die junge Frau nicht zu. Ich wusste nicht viel über Bo, nur das sie tanzte und das sie scheinbar aus Amsterdam kam, aber mehr wusste ich über die junge Frau einfach nicht. Gedankenverloren nippte ich an meinem Ingwerwasser, ehe mein Handy klingelte. Die Bar füllte sich langsam und Bo stand auf und folgte ihrer Arbeit. Ich führte schließlich das kurze Telefonat. "Ich muss nach Dortmund!" Sagte ich schließlich zu Chris. "Ja sicher, wir sprechen wegen den Einzelheiten?" Fragte er mich. "Ich habe Donnerstag einen Termin beim Anwalt, er wird das sich dann bei dir melden!" Sagte ich zu ihm. "Sehr gut!" Lächelte Chris mich an, während ich aufstand. Heimlich blickte ich zu Bo in den Laden. Sie war unglaublich gut gekleidet. Sie trug hellgraue Jeans, die sich fast in ihre Einzelteile auflösten, ihre Füße steckten in groben Timbalands und dazu hatte sie ein Seidentop kombiniert. Ihr Hals zierte eine schmale goldene Kette, doch am meisten faszinierte mich ihre perfekte, makellose braune Haut. Ich setzte mir wieder meine Sonnenbrille auf, strich mir durchs blonde Haar, ehe ich mich auf den Weg machte. "Wir sehen uns, Bo!" Rief ich ihr so lässig wie ich konnte zu und wartete auf ihre Reaktion, doch sie nickte mir nur zu und tat weiterhin ihre Arbeit.


Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt