52. Ich kann dir nicht das selbe zurück geben.

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Marcos Sicht

Man für manche war es vollkommen normal, für mich war es mit ziemlich Aufwand verbunden, ich hatte etwas zum Mittagessen organisiert. Zu erst war ich eine riesige Runde durch Amsterdam gejoggt. Ich hatte die Kopfhörer aufgesetzt und war mitten durch die Stadt gelaufen. Morgens um kurz nach sechs, war es noch angenehm still in der Niederländischen Metropole. Niemand kannte oder erkannte mich, ich konnte mich frei bewegen und mir fiel auf wie sehr ich das vermisst hatte. Amsterdam hatte wunderschöne Ecken und ich fühlte mich hier ziemlich wohl. Die Leute waren freundlich, grüßten nett und trotz das eine Millionen Stadt war, bewegte sich jeder im eigenen Tempo durch die Wasserstadt. Ich war verliebt in eine Stadt, die nichts mit Dortmund meiner Heimat zu tun hatte. Das war noch nie in meinem Leben passiert, vielleicht hatte es aber auch etwas damit zu tun, dass ich mich heute ziemlich gut fühlte. Die Nacht mit Bo war wundervoll gewesen und auch wenn sie trotzdem zum Casting nach London wollte, schockte es mich nicht. Es passte zu ihrer Art, denn sie tat immer alles was ich nicht erwartete. Bo war wundervoll und meine Gefühle zu ihr hatten sich nicht verändert. Ich wollte sie in meiner Nähe haben, aber sie war ein eigenständiger Mensch und eigenständige Menschen machten eben Dinge, mit denen man nicht rechnen konnte. Wem machte ich denn was vor, natürlich ärgerte es mich dass Bo nicht auf mich hörte. Doch noch war sie nicht meine Freundin und ich konnte ihr nichts verbieten. Nach dem ich meine Sporteinheit absolviert hatte, ging ich zurück zu Bo, sie stand im Flur und versuchte den restlichen Dreck aus dem Flur zu schaffen. Sie kniete auf dem Boden und kratzte die Rückstände des Dreckwassers vom Boden. Ihre Hüften wippten beim schrubben von links nach rechts und irgendwie gefiel mir der Anblick. Es war total klischeehaft, aber ich mochte es irgendwie das Bo Dinge selbst in die Hand nahm. „Guten Morgen!" Sagte ich noch einmal zu ihr. Sie schaute zu mir auf. „Was meinst du kostet eine neue Treppe?" Fragte sie mich. „Es wird wahrscheinlich eine spezial Anfertigung sein, das wird nicht ganz billig. Vielleicht 15.000 Euro. Ich habe keine Ahnung!" Sagte ich ihr aber und reichte ihr die Hand. Bo griff nach meiner Hand und ich zog sie nach oben. „15.000?" Fragte sie mich frustriert. „Ich weiß es nicht, ich bin kein Schreiner!" Lächelte ich die hübsche Blondine an. „Ich weiß!" Sie schaute zu mir auf. „Wegen vorhin, das tut mir leid Marco!" Ich schaute ihr in die großen honigbraunen Augen. „Es ist alles okay!" Versicherte ich ihr. „Du bist unglaublich, selbst jetzt bist du immer noch unglaublich verständnisvoll!" Beschwerte sie sich niedlich bei mir. „Wir brauchen keinen unnötigen Streß!" Versicherte ich ihr und legte ihr kurz meine Hand auf die Oberarm. „Ich bin erwachsen, Bo. Nur weil ich nicht will, dass du nach London gehst, heißt das nicht das ich das nicht akzeptiere." Versicherte ich ihr. Sie umarmte mich und schmiegte ihr Gesicht gegen meine Brust. Sie drückte mich so fest, das mir gar nichts anderes überblieb als meine Arme um sie zu schließen und ihre Umarmung zu erwidern. Ich klebte vom joggen vor Schweiß, doch ihr war das total egal. Liebevoll streichelte ich ihr über den Rücken und küsste sanft ihre Schläfe. Bo hielt inne und ihr Körper spannte sich an. „Wie kommst du morgen nach London?" Fragte ich sie und stellte mir voller Angst vor, wie sie zwölf Stunden alleine im Zug saß. „Ich wollte den ersten Zug nehmen!" Erklärte sie mir als hätte ich es geahnt. „Wie lange brauchst du mit dem Zug?" Fragte ich sie und stellte mir vor, wie jemand ihre Handtasche klaute und sie ohne Kohle irgendwo in Frankreich gestrandet war. „Fünf Stunden, glaube ich!" „Wenn du willst organisiere ich dir einen Privatjet, du fliegst rüber, du gehst tanzen, der Flieger wartet auf dich und du kommst zurück nach Dortmund. Ich hole dich dann am Flughafen ab!" Schlug ich ihr vor. Ich wollte einfach nicht, dass sie so lange alleine in der Weltgeschichte unterwegs war. „Das kann ich nicht annehmen." Sagte sie zu mir. „Doch ich will es." Lächelte ich sie an und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich will Zeit mit dir verbringen, okay?" Hauchte ich leise und fand das es die perfekte Universalausrede für meine Angst war. Ihre Lippen berührten meine und sie küsste mich sanft. Ich schloß die Augen und genoß den intimen Augenblick zwischen uns. Jetzt gerade gehörte sie einfach nur zu mir. Automatisch hatte ich bereits wieder Lust auf sie, doch ich ließ mir nichts anmerken. Es war der falsche Zeitpunkt sich ihr hinzugeben und das wusste ich. „Ich will eben duschen!" Sagte ich zu ihr. „Fühl dich wie zuhause!" Sagte sie mir. Bo setzte sich wieder in den Dreck und schrubbte weiter den Boden, während ich nach oben verschwand um zu duschen und ließ die junge Frau einen Augenblick allein. Als ich frisch geduscht und zurecht gemacht nach unten ging, war ein junger Mann bei der jungen Holländerin. Er nahm Maß von der Treppe und schaute sich den Wasserschaden an. Unsicher saß Bo auf der Treppe und beobachtete was der Kerl so tat. „Hey!" Sagte sie zu mir. „Das ist Piet, er schaut nach der Treppe." Erklärte sie mir, als könnte ich mir nicht denken was der Fremde da so anstellte. „Und?" Sie redete mit dem Handwerker auf holländisch, ehe sie mich anblickte. „Sieht schlecht aus!" Sagte Bo mir Gedankenverloren. „Was kostet die neue Treppe?" Fragte ich ihn direkt. „Mindestens 9000 für den unteren Teil." Sagte er auf Deutsch. „Was wenn wir es Gesamt machen lassen?" „17.000" „Wenn die Türrahmen vom Haus dazu kommen?" „Wieviele haben wir?" Ich sah Bo an. „18!" Der Handwerker schaute nach oben und überlegte. „30." „Fangen Sie an!" Sagte ich zu ihm. Bo sah mich entgeistert an. „Marco das ist zu viel." Sagte sie mir und versuchte mich von meiner Zusage abzubringen. „Du kannst es mir zurück zahlen!" Sagte ich ihr, ohne darüber nachzudenken was es für sie bedeuten könnte. „Für dich ist das kein Geld, aber für mich ist das ziemlich viel Geld!" Sagte sie mir und raufte sich die Haare. „Wann verstehst du endlich das mir Geld ziemlich egal ist!" Gab ich zu und schaute zu ihr hinab. „Das kannst aber auch nur du sagen, weil du soviel Geld hast!" Maulte sie mich bockig an. „Wenn du willst dann gebe ich dir alles, was du willst." Ich machte einen Pause und schaute mir die junge Holländerin vor mir noch mal genau an. Ihr langes blondes Haar, ihre großen neugierigen Auge und ihre niedliche Stupsnase. "Verstehe doch, das es mir um dich geht. Ich will das es dir gut geht..." Sagte ich zu ihr. „Ich kann dir aber nicht das selbe zurück geben." Sagte sie mir und ich lächelte sie einfach nur an. Gott sie war niedlich, ohne das sie es wirklich wusste. Denn sie wusste nicht, das sie mir bereits soviel zurück gab, ohne etwas wirkliches dafür zu tun. Majorlein wusste nicht einmal das sie es tat. „Ich fühle mich hier sehr zuhause, dass ist es mir schon wert!" Grinste ich sie an. „Was ist wenn wir uns irgendwann nicht mehr verstehen. Hab ich dann kein Zuhause mehr?" Erschrocken blickte ich sie an. War das ihr ernst? Wie konnte sie nur so was sagen? Ich war geschockt, war sie je in ihrem Leben so enttäuscht worden, dass sie mir so was zutraute. Ich war wusste nicht was ich sagen sollte und ließ sie wortlos stehen. Ich ging nach oben und wollte meine Ruhe. Wie konnte sie nur sagen, das ich ihr das zuhause wegnehmen würde? Dachte sie wirklich schlecht von mir?

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt