Majorleins Sicht
Der Unfall warf mich ehrlich gesagt ziemlich aus der Bahn, nicht nur das ich ständig Schmerzen hatte, mir fehlte auch fast augenblicklich das Tanzen. Es war, als würde etwas Elementares in meinem Leben fehlen. Ich hatte nicht umsonst mit dem Tanzen begonnen und Tanzen war für mich ein Kanal mit meinen Emotionen umzugehen. Bis zur OP hing ich vollkommen in den Seilen und hatte kurzzeitig das Gefühl, dass ich den Boden unter den Füßen verlieren würden. Außerdem hatte ich starke Schmerzen und das nicht zu knapp. Was mich aber noch viel mehr nervte war es mich ständig auf Krücken fortzubewegen, dies nervte mich bereist nach drei Tagen. Außerdem egal wo ich hinging beziehungsweise fuhr, war die Presse vor Ort. Es war so schrecklich, selbst Marco ließen sie im Moment nicht in Ruhe. Egal wo er oder ich auftauchten, irgendwo war immer ein Fotograf oder Journalist. Das lag aber natürlich auch daran, dass seine Mannschaft im Moment in der Bundesliga und auch den anderen Wettbewerben ganz vorne dabei war. Wir waren beide ziemlich gestresst, auch wenn Marco sich wirkliche Mühe gab das vor mir zu verstecken. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, denn es klingelte an der Haustür. Seit dem Unfall wohnte ich quasi bei Marco, er hatte genug Platz und ich musste mit dem Knie keine Treppen laufen. „Moment!" Rief ich, schnappte mir meine Krücken und humpelte wenn auch im Schneckentempo zur Tür. Als ich endlich aufmachte, stand Pepe etwas genervt vor der Tür und war schon wieder im Inbegriff zu gehen. „Du weißt doch wie langsam ich bin!" Entschuldigte ich mich. „Zwischen langsam und Schneckentempo besteht aber noch ein Unterschied!" Lachte er mich freundlich an. Pepe hatte zwei große Reisetaschen dabei. „Ich dachte du brauchst ein paar neue Sachen!" Grinste er. „Du bist zu gut!" Lächelte ich ihn an und bot ihm an hinein zu kommen. „Wo ist Marco?" Fragte er mich gleich. „Der ist in..." Ich überlegte einen Moment. „Leipzig. Er ist in Leipzig mit der Mannschaft!" Sagte ich ihm. „Wie geht es dir?" Fragte er mich und stellte meine Taschen ins Schlafzimmer. „Gut!" Log ich ihn an, denn ich hatte keine Lust auf einen Monolog über Moral und Seelenzustand. „Und in Echt?" Der junge Spanier kannte mich einfach viel zu gut, immerhin hatten wir in den letzten Monaten fast jeden Tag miteinander verbracht. Ich verdrehte die Augen und nahm mir fest für die Zukunft vor, eine bessere Lügnerin zu werden. „Ich habe unglaubliche Schmerzen bei jeder Bewegung!" Sagte ich ehrlich zu ihm. „Nach der OP wird es besser gehen." Versicherte er mir tröstend und legte den Arm auf meinen Oberarm. „Willst du einen Kaffee?" Fragte ich Pepe. „Ich mach mir schon selbst einen, ansonsten warte ich ja zwei Wochen!" Lachte er und ich setzte mich an den Küchentisch. Ich beobachtete den hübschen Spanier beim Kaffee kochen und stützte meinen Kopf auf meine Hände ab. „Kommst du am Freitag?" Fragte Pepe mich und drückte mit den Augen in Richtung nach draußen. „Was soll ich denn da?" Schmollte ich und schüttelte mich ein wenig bei dem Gedanken Scarlett über den Weg zu laufen. „Zeitung hast du in den letzten Tagen nicht gelesen, oder?" Fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. „Nein, warum sollte ich? Die rennen mir doch so oder so nur hinterher." Schmollte ich. „Gott reiß dich zusammen. Für dich bieten sich neue Möglichkeiten, Majorlein. Wenn du nicht tanzen kannst, gibst du halt Interviews oder wirst Modell, wie die anderen komischen Spielerfrauen. Die Leute lieben dich, mehr zählt doch nicht!" Lachte mein Tanzpartner und setzte sich zu mir. „Verkrieche dich nicht, okay?" Sagte er zu mir und legte seine Hand auf meine. „Außerdem fehlst du mir..." Pepe starrte mich mit seinen großen braunen Augen an und fuhr fort: "Wir sind trotzdem ein gutes Team..." Lachte er aufmunternd. Tatsächlich fehlte er mir auch. Vor noch ein paar Wochen hatten wir jede Minute beim Tanzen verbracht und jetzt sahen wir uns viel zu selten. „Wie läuft es mit Marco?" Fragte er mich als nächstes. „Er läuft ganz gut, ich humpele hinterher!" Schmollte ich und Pepe lachte. „Ist die Welt der Fußkranken-Witze eröffnet?" Fragte er mich. „So ist das, wenn man mit beiden Beinen..." Pepe fing schon an zu lachen, noch bevor ich zu Ende gesprochen hatte. Ich lachte gleich und es war schön das er es mit seiner charmanten Art schaffte mich irgendwie abzulenken. „Wann musst du nach München?" „Noch ein paar Tage!" Gab ich zu. „Mein Knie ist immer noch ziemlich geschwollen." Sagte ich zu ihm und strich mir durch mein langes blondes Haar. „Was muss ich tun, damit du Freitagabend mein Gast in der Show bist?" Ich blickte in Pepes großen hübschen Augen. „Du musst nichts tun, ich komme schon!" Brummte ich mit schlechtem Gewissen, blickte ihn an und fuhr fort: "Ich komme für dich, okay? Aber nur für dich!" Dabei machte ich mir kurz Gedanken über mein Outfit am Freitag. „Ich lasse dich abholen, putz dich raus. Bring deinen Freund mit..." Ich verzog das Gesicht. Was bedeutete schon das Wort Freund? War Marco mein Freund? Immerhin hatten wir miteinander geschlafen und wohnten irgendwie zusammen. Marco tat alles für mich und außerdem glaubte ich, dass ich mittlerweile mehr für ihn empfand - als für irgendeinen anderen Mann, den ich je kennengelernt hatte. „Er hat Samstag ein Spiel. Außerdem ist er nicht mein Freund..." Grunzte ich Pepe an. „Du wohnst bei ihm!" Zog Pepe mich auf und ich verdrehte die Augen, denn ich wusste das er recht hatte. „Außerdem seit ihr beide total verknallt ineinander und jetzt sag mir nicht, dass ist nicht so!" Pepe stellte mir die Tasse Kaffee dahin und lächelte mich an: „Und ich freue mich für dich. Er mag dich wirklich und wenn dieses blonde Frettchen nun mal deinen Geschmack trifft und dich glücklich macht, bin ich es auch..." Ich streckte ihm die Zunge raus und zog eine amüsierte Fratze. „Wie geht es der blonden Russin?" Fragte ich ihn provokant. „Wir tanzen Freitag!" Lächelte er mich etwas verlegen an. „Freut mich!" Sagte ich zu ihm, auch wenn ich wusste, dass ich viel lieber mit ihm getanzt hätte, denn das Tanzen fehlte mir unglaublich. Das ich monatelang nicht tanzen konnte, oder vielleicht sogar nie mehr, machte mir mehr zu schaffen als ich vor irgendjemand zu geben wollte. Ich hatte Panik, Panik nie wieder Tanzen zu können. Wie oft hatte ich mich gequält? Wie oft hatte ich Schmerzen gehabt? Ich war aber danach immer wieder aufgestanden und hatte weiter getanzt. Das war aber mit dem kaputten Knie in weite Ferne gerückt und es war einfach kein Ende in Sicht. Das Pepe Freitag tanzen würde ohne mich, traf mich sehr - doch ich wusste auch, dass er gar keine andere Wahl hatte. „Tut mir leid, ich war unsensibel!" Sagte Pepe. „Nein gar nicht, es ist die Wahrheit und die tut im Moment einfach nur Weh. Was mache ich denn, wenn ich nie mehr tanzen kann?" Fragte ich ihn und kämpfte mit den Tränen. „Aber Majorlein, natürlich wirst du wieder tanzen können. Vielleicht nicht mehr so wie früher, aber das macht dich doch als Menschen gar nicht aus!" Tröstete er mich. Pepe war ein guter Freund und ich mochte ihn sehr. Er stand noch einmal auf, drückte mir einen Schmatzer auf die Schläfe und holte sich eine weitere Tasse Kaffee. „Ich freue mich wenn du kommst, Kopf hoch - ist das Motto!" Grinste er mich liebevoll an. „Hab ich dir eigentlich schon Danke gesagt?" Fragte ich ihn. „Wofür?" Lächelte er mich über beide Wangen an. „Dafür dass du immer zu mir hältst!" Lächelte ich ihn an. „Verkrieche dich einfach nur nicht, ich brauche dich und Marco braucht dich..." Er nippte an seinem Kaffee. „Und hast du was zum Anziehen oder soll ich dir etwas organisieren?" „Das hättest du wohl gerne!" „Oh ja ich habe da was im Kopf..." Grinste er vielsagend und rollte belustigtet mit den Augen. Pepe lenkte mich ab und dafür war ich unglaublich dankbar einfach mal den Kopf auszuschalten...
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Dance // Marco Reus
Fiksi PenggemarIch bin Bo. Ich bin Tänzerin. Ich arbeite ziemlich viel, denn vom tanzen allein schaffe ich es nicht alle meine Rechnung zu bezahlen. Also arbeite ich noch in dieser Bar, doch als ich das Angebot für diese Fernsehsendung bekam, sagte ich sofort zu...