27. Nicht wahr Schatz?

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Marcos Sicht

Immer noch hielt ich Bo im Arm und spürte ihre Anspannung. Ihr Körper war so gespannt wie ein Flitzebogen. Sie hielt die Nähe zu mir nicht aus und knuffte mir in die Seite. Die Intimität die zwischen uns entstanden war, war augenblicklich verschwunden. Ich lächelte sie an. Doch sie hatte diesen absoluten Fluchtreflex, so das sie hinein ging und ich ihr wortlos in den Club folgte. Bo ging zielstrebig an die Bar und ich ließ ihr einen Moment Freiraum. Ich sah wie sie sich einen Tequila bestellte. Christian blickte mich fragend an. Zu meiner Schande hatte ich noch nicht einmal mitbekommen, wie er neben mir aufgetaucht war. "Alles okay?" Fragte er mich. "Ja klar!" Lächelte ich kurz. "Und mit Bo?" Grinste der junge Amerikaner. "Alles gut!" Trällerte ich erneut. "Du konntest noch nie lügen!" Sagte er amüsiert zu mir, während ich zusah wie Roman zu der jungen Frau hinüber ging. "Was habt ihr draußen gemacht?" Fragte Christian mich scheinheilig. "Nichts!" Sagte ich und beobachtete Roman, wie er sich neben Bo stellte und sie ansprach. "Sie ist wegen dir hier oder nicht?" Fragte mich der junge Amerikaner und strich sich durch sein dunkles Haar. "Du solltest weniger trinken, dann kannst du auch nicht so einen Unsinn erzählen!" Sagte ich zu ihm. Doch damit hatte ich eigentlich schon mehr gesagt, wie ich wollte. Christian grinste vergnügt und leerte seinen Drink. Ich beobachtete in der Zwischenzeit Bo, die sich lachend mit Roman unterhielt. Mir gefiel das allerdings überhaupt nicht. Ich mochte nicht wie Roman die bildhübsche Frau ansah, oder wie er mit ihr umging. Bo dagegen tat was sie immer tat, sie war Everybodys-Darling und wickelte einen nach dem anderen gekonnt um den Finger. Ein junger Mann stand hinter ihr, seine Körpersprache verriet wie angetrunken er war und das er sie scheinbar durchaus attraktiv fand. Er drehte sich zu Bo um und fasste ihr an den Hintern. Mit ihrer Reaktion hatte ich so allerdings nicht gerechnet, sie drehte sich um und schupste ihn von sich. Roman griff sofort ein und stellte sich zwischen die beiden. Ich stupste Christian an und wir eilten uns den beiden zur Hilfe zu kommen. Roman hatte den Kerl zwischen genommen, doch jetzt versuchte Bo die beiden zu trennen. Nun war ich ziemlich in Eile, auch Christian rannte auf die drei zu. Ich war ziemlich schnell bei Bo und bugsierte sie schützend hinter mich. Es war mir egal, ob ich unsanft zu ihr war. Ich wollte auf keinen Fall das ihr etwas passierte. Doch Bo war so gar nicht begeistert, dass ich erneut den Retter spielte und wollte brausend an mir vorbei. Ich drehte mich zu ihr um. Doch bevor ich etwas sagen konnte, legte sie los. "Er hat mir von hinten zwischen die Beine gepackt!" Regte sie sich auf und fuchtelte aufgebracht mit den Händen vor meinem Gesicht herum. Christian versuchte alles, um Roman davon abzuhalten, dem Fremden eins auf die Nase zu hauen. Ich spürte wie das Adrenalin in meinen Kopf stieg. Einen klaren Kopf zu behalten war also gar nicht so einfach, denn drei Freunde des Fremden mischten sich in das Handgemenge. Doch die ganze Aktion mit der halben Mannschaft des BVBs, unmittelbar an der Bar, blieb natürlich nicht unbemerkt. Zwei Türsteher kamen und dividierten uns auseinander. Doch Bo war wirklich sauer. Erneut versuchte sie an den Kerlen vorbei zukommen, ich packte sie am Handgelenk und zog sie zurück. "Das hat doch keinen Sinn!" Sagte ich ihr. "Und du meinst das ich mir das Gefallen lasse, das mich jemand ohne meine Erlaubnis so anfasst?" Fragte sie mich. Ich kannte die Antwort bereits. "Schon gut beruhige dich, du bist besser wie er!" Tröstete ich sie. Wenn sie sich aufregte, dann zitterte sie und ihre Haare schüttelten sich von links nach rechts. "Beruhige dich!" Sagte ich ihr und streichelte ihr sanft über die Oberarme. Die junge Frau war immer noch wütend und Bo ließ sich auch nicht von mir beruhigen. Langsam wusste ich mir nicht wirklich zu helfen. "Wenn du nicht lieb bist, stelle ich dich unter die kalte Dusche!" Sagte ich zu ihr. Jetzt fing sie an zu lachen. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und sah zu mir auf. Ihr Körper entspannte sich langsam, ehe der Türsteher zu uns kam. "Was ist passiert?" Fragte er die junge Frau. "Er hat mir zwischen die Beine gefasst und ich habe ihn nicht dazu eingeladen." Legte sie los und sie war immer noch genauso wütend wie vorher. Ich schmunzelte über ihre Aussage und ihren niedlichen holländischen Akzent den sie nicht mehr unterdrücken konnte. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es aussah wenn sie jemanden dazu einlud. Meine Gedanken schweiften ab und ich gab mich einen Moment meinen angetrunkenen Tagträumen hin. Dabei spielte ganz klar Bo die nackte Hauptrolle. Sie hatte quasi alles und ich meine wirklich alles, was ich bei einer Frau attraktiv fand. Sie war ziemlich klein, war unglaublich schlank und hatte dennoch hübsche Kurven. Sie hatte makellose Haut und diese unglaublich blonde Haar. Die kleine Nase und die vollen Lippen verliehen ihr etwas niedliches, aber ich mochte niedlich. Ihre großen honigbraunen Augen verliehen ihr etwas unglaublich Mystisches. Am liebsten hätte ich ihr die Hand auf die Wange gelegt, sie an mich gezogen und sie geküsst. Doch das tat ich nicht. "Willst du was trinken?" Fragte Julian mich. Ich fragte mich, wo er während des Handgemenges gewesen war. Doch der Lippenstift an seinem Hemdkragen verriet ansatzweise was er getan hatte. Bo lächelte ihn an. "Nein vielen Dank, ich glaube ich fahre zurück nach Köln!" "Nichts da!" Lachte Roman und legte ihr den Arm um die Schultern. "Meinst du so jemand kann uns die Laune verderben?" Fragte er und zeigte über den ganzen Laden. "Ja mir gerade schon!" Brummte Bo. Ich schmunzelte über ihre niedliche Antwort. "Willst du woanders hin?" Fragte ich sie. "Feiert ihr ruhig weiter, ich will euch nicht die Laune verderben!" "Es ist bestimmt nicht so gut, wenn du jetzt raus gehst, die Penner sind bestimmt noch vor der Tür!" Sagte Roman zu ihr. "Ja wahrscheinlich!" Brummte sie und zog diese niedliche Schnutte. "Marco warum bringst du sie nicht nachhause?" Fragte Christian mich. Er hatte amüsiert und vielsagend seine Augenbraue gehoben. Ich wusste, dass er mir den Ball zu gespielt hatte und mir zeitgleich damit die Pistole auf die Brust hielt. "Ja gerne!" Stammelte ich, da mir ja scheinbar keine andere Wahl blieb. Bo lächelte. "Das musst du nicht, für dich ist das doch voll der Umweg!" Sagte sie zu mir, doch die junge Frau lächelte beruhigt und einen Hauch verschämt. Bo verabschiedete sich von den Jungens und auch ich tat es ihr gleich. Christian musste nichts sagen, doch sein unverschämtes Grinsen, sagte eh mehr als tausend Worte. "Viel Spaß!" Sagte er zu mir und knuffte mir in die Seite. Ich verdrehte die Augen und verließ mit der jungen Frau den Club. Es war ziemlich windig und es hatte angefangen zu regnen. Die zierliche Holländerin zog ihre Jacke fester an sich und schmiegte sich in den Stoff. "Du hättest nicht mitkommen müssen!" Sagte sie mir. "Ich denke schon!" Lächelte ich sie an und winkte uns ein Taxi herbei. Wir stiegen ein und kletterten beide auf die Rückbank. Sie saß nur ein paar Zentimeter entfernt und fläzte sich entspannt in die Rückbank. Der Fahrer musterte die junge Frau. "Sind sie nicht diese Tänzerin?" Fragte er sie. Sie lächelte und strich sich durch das blonde Haar. "Vielleicht!" Grinste sie und zwinkerte ihm zu. "Meine Frau liebte diese Serie! Sie will mich immer zu einem Tanzkurs anmelden!" "Tanzen macht Spaß!" Lächelte sie ihn glücklich an. Ihre Hand hatte sie entspannt neben sich gelegt. Ich schaute auf ihre Handfläche und ihre gepflegten Fingernägel. "Ja ihnen macht Tanzen vielleicht Spaß, aber ich habe zwei linke Füße!" Lachte der Taxifahrer gut gelaunt. "Genau wie mein Freund!" Sagte Bo und deutete dabei auf mich. "Nicht wahr Schatz, du hast auch zwei linke Füße?" Erst verstand ich nicht was sie sagte, doch ihr amüsiertes Grinsen verriet sie. "Ich habe zwei total linke Füße!" Brummte ich. Er lachte. "Hat ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie aussehen wie so ein Fußballer?" Fragte der Taxifahrer mich. Bo fing herzlich an zu lachen. "Jede Woche sagt ihm das jemand, aber er hat zwei absolut linke Füße!" Kicherte sie und klopfte mir mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Einen Augenblick musste ich mich konzentrieren, denn ich fühlte mich unglaublich zu ihr hingezogen. Ich war versucht ihre Hand zu nehmen und ihre Finger zu streicheln. "Ihr seid ein hübsches Paar!" Lachte der Taxifahrer uns an. Einen Augenblick schauten Bo und ich uns in die Augen und ich tat alles dafür, damit mein Herzschlag nicht noch schneller schlug. Doch ich wusste längst, dass das vergebliche Liebesmühe war und das ich ihr mehr und mehr mich zu ihr hingezogen fühlte. Irgendwann würde ich nicht mehr dagegen ankommen. 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt