40. Dicke Luft?

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Majorleins Sicht

Ich kam in die Garderobe, dort wartete Chantal bereits auf mich. "Ich habe gehört es gab Stress?" Fragte sie mich, mit diesem fiesen Grinsen auf den Wangen, während ich mich an den Schminktisch setzte. "Was für Stress?" Fragte ich etwas irritiert und wusste erst einmal nicht, was sie meinte. "Scarlett?" Grinste Chantal vielsagend. "Von mir erfährst du nichts!" Sagte ich ruhig, als sie anfing meine Haare auf Lockenwickler zu drehen. "Also ist da was dran?" Löcherte sie mich, wie ein kleines neugieriges Schulmädchen. "Chantal, ich sag dir nichts!" Trällerte ich und versuchte nicht über den Vorfall mit Scarlett nachzudenken. Was mir natürlich nicht gelang, aber das würde ich ihr bestimmt nicht auf die Nase bin. „Nun ein paar Gerüchte habe ich im Internet schon gelesen. Man sieht euch ja ziemlich oft zusammen!" Begann meine Schminktante mir zwitschernd zu erzählen. „Wer ist denn euch?" Fragte ich meine Maskenbildnerin vielsagend und dabei wusste ich genau auf wen sie anspielte. „Na Reus und dich!" Sagte sie, als wäre es das normalste auf der Welt. „Da ist nichts!" Sagte ich zu ihr und betonte es stark mit den Augenbrauen. Sie lachte, denn ich wusste das sie mir nicht glaubte. Chantal steckte den ersten Wickler fest. „Ja du hast gesagt, du sagst nichts - also zwingst du mich zum spekulieren!" Grinste sie vielsagend. Ich seufzte. „Hat SIE denn was gesagt?" Fragte ich und meinte damit Marcos Ex. „Nichts was sonderlich freundlich war." Gab Chantal zu. „Gestern war sie schon unglaublich freundlich!" Sagte ich zu ihr und verzog gequält das Gesicht. „Ja das kann ich mir vorstellen!" Lächelte sie und drehte dabei weiter meine Haare auf die Wickler. Es klopfte und mein Kopf drehte sich automatisch zur Tür. Ein junger Mann stand im Türrahmen. „Frau van Dijk?" Fragte er. „Ja das bin ich!" Sagte ich ruhig. Er reichte mir einen riesigen Blumenstrauß aus rosafarbenden Wildrosen und weißen Pfingstrosen. Der Duft erschlug mich fast. Chantal strahlte über den Anblick der Traumblumen. „Oh mein Gott die sind wunderschön!" Trällerte sie und schnüffelte an den Blüten. Der Fremde stellte den Blumenstrauß auf meinem Schminktisch ab und verabschiedete sich. Ich entdeckte die kleine Karte. „Hals und Beinbruch. Boss!" Ich musste sofort lächeln, denn angerufen hatte er mich in den letzten anderthalb Tagen mal wieder nicht. Das hier war deutlich romantischer, zumindest empfand ich es so und ich hätte ihn gerne in meiner Nähe gehabt. Ich steckte die Karte weg und Chantal wickelte weiter meine Locken auf die Wickler. „Also lass mich raten von wem die sind..." Trällerte sie vielsagend. „Nein raten ist doof!" Lächelte ich und versuchte mich zu entspannen. Dabei lag die ganze Zeit ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. „Kannst du mir mein Handy geben?" Fragte ich sie. Chantal reichte es mir und ich machte ein Foto der Blumen. Das schickte ich dann Marco. „Du bist unmöglich, erst rufst du nicht an und dann das!" Schrieb ich ihm. Seine Antwort kam gleich. „Bin in Berlin bei einem Spiel. Komm morgenfrüh zurück." „Bin Sonntag in Dortmund. Sehen wir uns abends?" Fragte ich ihn. Denn tatsächlich hatte ich den Workshop mit Robin. Mein Handy klingelte. Marco hatte mir geantwortet. „Melde dich, ich hole dich ab. Viel Glück nachher!" „Dir auch!" Schrieb ich und ließ mich nun von Chantal schminken. Marco hatte mir gar nicht erzählt, dass er in Berlin war. Nicht das er mir es erzählen musste, aber es zeigte wie wenig ich irgendjemand vertraute. Außerdem war ich ein wenig Eifersüchtig, zumindest fühlte es sich so an. Er war in Berlin und was würde er da den ganzen Tag anstellen? Ich wollte gar nicht länger darüber nachdenken. „Also von wem sind die Blumen?" Lachte Chantal. „Hab ich dir erzählt das Dancing with the Stars mich haben will?" Fragte ich sie und lenkte gekonnt vom Thema ab. „Oh mein Gott wirklich, das ist toll!" Zwitscherte sie. „Findest du?" Fragte ich die junge Frau nach ihrem Meinung.„"Ja du hast doch da studiert. Das muss dich doch echt stolz machen?" Ich nahm mein Handy und öffnete meine Emails. „Ja schon ein wenig!" Brummte ich und öffnete eine ältere Mail von einem Choreografen aus LA. Ich war mindestens noch zehn Wochen in Deutschland. Doch drei Wochen LA würden mich in meinem Job deutlich weiter bringen. Also schrieb ich ihm, ob im Sommer noch ein Platz für mich war um mich auf den neusten Stand zu bringen. Die drei Wochen in den Staaten würde ich schon irgendwie hinbekommen. Pepe tauchte in der Maske auf. Er sah umwerfend gut aus. Er trug diesen taubengrauen Anzug mit Weste und weißem Hemd, der quasi auf Maß geschnitten war. "Olá Pepe!" Lächelte Chantal. "Wie weit bist du?" Fragte er mich. "Ich brauche noch ein paar Minuten!" Sagte Chantal und tupfte meinen Rücken mit Bronzepullover ab. „Du siehst toll aus!" Sagte Pepe zu mir und schaute auf die Blumen. „Hab ich was verpasst?" Fragte er mich und rollte vielsagend mit den Augenbrauen. „Du weißt von wem die sind..." Murmelte ich fast wortlos. „Kannst du uns kurz alleine lassen, Chantal?" Fragte ich die junge Frau. „Ja sicher!" Sagte sie und verschwand. Pepe sah mich an. "Du weißt, dass das hier nichts zu suchen hat. Scarlett hat sich bei den Produzenten beschwert, wegen dir. Das du ihr nicht helfen würdest und unfreundlich wärest!" Ich lächelte amüsiert. „Und du glaubst ihr?" Fragte ich ihn gereizt. „Nein glaube ich nicht, aber du bist abgelenkt und da drüber müssen wir sprechen!" Zischte er mich unsanft an. „Ja sind wir jetzt ehrlich zueinander Pepe?" Fragte ich ihn. „Dann sag mir was mit dieser Tänzerin geht, die kleine Blonde mit dem russischen Akzent?" Er schien überrascht, das ich davon wusste. „Ich habe euch in Düsseldorf zusammen gesehen. Ihr wirktet sehr vertraut! Vertrauter wie wir es je waren und ich bin deine Tanzpartnerin." Pepe schmunzelte. „Das ist es was du mir übel nimmst?" Fragte er mich einen Hauch erleichtert. „Ja hatte ich. Du hast mir gesagt, dass wir Grenzen einhalten sollen und das ist auch mein gutes Recht, also halte ich Grenzen ein und dann tust du was du willst mit..." Pepe unterbracht mich: „Genau deswegen will ich Grenzen einhalten!" Lächelte er mich liebevoll an. "Wenn wir die Grenzen nicht eingehalten hätten, dann würde es so Enden wie das Gespräch mit Scarlett und dir gestern!" Erklärte er mir mit diesem reisen Grinsen auf den Lippen. Ich schlug ihm gegen die Oberarm, aber am liebsten hätte ich ihm mitten eins auf die Nase verpasst. „Lass mich jetzt fertig machen!" Sagte ich zu ihm und Pepe ließ mich wieder allein. Ich brauchte einen Moment zum Sammeln, ehe Chantal zurück kam. „Dicke Luft?" Fragte sie mich. „Nein, alles gut!" Versicherte ich ihr. Sie puderte weiter, während ich mir die Kopfhörer aufsetzte um Musik zu hören. Ich musste mich einstimmen, denn gerade war meine Laune im Keller und das alles wegen Marcos Ex. Der Bass dröhnte und ich konnte mich nur langsam entspannen. Es dauerte eine ganze Weile bis ich an nichts anderes mehr denken konnte, wie an den bevorstehenden Auftritt und genau da musste es drum gehen, um nichts anderes. 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt