83. König-im-verpassen-von-Titeln

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Marcos Sicht

Ich war froh, als ich am nächsten Abend endlich wieder zuhause war. Zwar war ich immer noch gerne mit der Mannschaft unterwegs, aber nicht wenn meine Freundin mit den Jungens unterwegs war um Party zu machen und erst nach sechs Uhr Morgens wieder nachhause kam. Denn als ich um fünf aufgestanden war um zum Spiel zu fahren, war Bo immer noch nicht zuhause gewesen. Panisch malte ich mir aus, wie sie mit Marcel, Robin und den beiden Tänzern mehr als nur Unsinn anstellte. Hangover war nichts dazu im Vergleich zudem was ich mir ausgemalt hatte. Ich wusste, dass ich natürlich ohne Grund Eifersüchtig war und das es keinen Grund gab Bo zu misstrauen. Doch nach meiner Ex fiel mir das mit dem Vertrauen eher schwer, auch wenn das nicht Majorleins Schuld war und ich diesen inneren Konflikt wohl mit mir selbst austragen musste. Es war mein Gefühlschaos und das machte die Situation für mich nicht besser. Ich liebte die junge Holländerin und wollte nicht, dass sich irgendwas zwischen uns stellte und veränderte. Mario nahm mich nach dem Spiel mit nachhause, wir wohnten nicht weit auseinander, ehe er mich an meinem Haus absetze. Ich schloss die Haustüre auf, als ich lautes Gelächter hörte. Der eine davon, war Pepe. Den Spanier mit seinen lustigen Akzent erkannte ich sofort. Ich spitzte die Ohren und versuchte zu lauschen über was die Anwesenden so unterhaltsam fanden, ehe ich zu den Stimmen ging. Meine Freundin saß mit sehr kleinen Augen mit den Jungens auf der Terrasse. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie die kleine Gruppe, die Nacht und den gesamten Tag durchgemacht hatten. Doch genauso war es wohl. „Marco!" Lachte Marcel, als er mich zuerst entdeckte. „Guten Abend!" Sagte ich in die Runde, ehe ich mich zu Bo beugte und sie küsste. „Hast du geschlafen?" Fragte ich sie einen Hauch besorgt. „Nein!" Grinste sie mit kleinen Augen. „Du sollst dich ausruhen!" Sagte ich ihr und streichelte ihr über den Kopf, ehe ich mich neben sie setzte. Es war mir egal, ob Evgeny mich dabei dumm anschaute. Zärtlich legte ich den Arm um ihre Schulter und roch den Alkohol an ihr. „Habt ihr gewonnen?" Fragte Robin mich. „Ja Drei zu Null!" Lächelte ich erleichtert, denn im Moment war die Meisterschaft so nah wie nie. Wir hatten einen guten Tag erwischt und klar gewonnen. Wir hatten in dieser Saison eine gute Mannschaft und der Meistertraum war näher als je zuvor. Vor meinem Karriereende würde ich alles dafür tun, endlich noch mal einen Titel zu gewinnen. Ich wollte das unbedingt, aber nur weil ich es wollte hieß es nicht, dass ich es auch bekommen würde. Liebevoll kraulte ich der jungen Frau den Nacken, während die Jungens angetrunken, dummes Zeug miteinander redeten. Sie waren witzig und auch wenn ich Evgeny nicht einschätzen konnte, passte er gut zu den anderen Jungens. Er war ehrgeizig und gradlinig. Sein Akzent war ebenso lustig, genau wie der von Bo. Vielleicht verstanden sie sich deswegen auch so gut. „Mit wem tanzt du eigentlich bei Lets Dance?" Fragte ich den jungen Russen aus Neugier. „Wenn es nach mir geht, dann nur mit Bo!" Grinste er und rollte mit den Augenbrauen. Alleine dafür hätte ich ihn gerne mitten ins Gesicht geschlagen. „Ich tanze mit der Bachlorkanidatin vom letzten Jahr!" Ich hatte keine Ahnung, wen er meinte und ich nickte nur. „Ich hätte gerne mal jemanden, der dass mit dem Tanzen ernst nimmt!" Sagte er zu mir. „Nun je eher du rausfliegst, desto mehr Zeit haben wir!" Lachte Bo und streckte ihm die Zunge raus. „Habt ihr euch schon für ein Turnier angemeldet?" Fragte Pepe uns. „Marco überrede sie, dass sie endlich mal loslegen!" Mischte sich Pepe ein und deutete einen Tango mit den Armen an. „Die beiden sind alt genug." Sagte ich zu ihm und blickte meine Freundin an: „Aber Pepe hat recht, wenn ihr schon zusammen..." Ich machte eine Pause. „Tanzt, dann sollte auch was bei rumspringen. Ich bin immerhin der 'König-im-verpassen-von-Titeln'!" Gab ich ehrlich zu. Wir lachten und ich blickte zuversichtlich Bo an. Immer wenn ich Sie ansah, wusste ich wie verliebt in sie war - immer noch. Sie war in meinen Augen einfach nur wunderschön. Ihre langen blonden Haare kräuselten sich leicht und ihre Schminke war ganz verschmiert. Bo sah müde aus und an ihren Schatten unter den Augen sah man ihr das auch an. Kein Wunder, auf dem Tisch standen Wein und Wodka und hier auf der Terrasse waren nicht die ersten Drinks gewesen. Ich nahm mir ein Glas Wodka und versuchte mich zu entspannen. „Und welche Tänze hat sie dir schon beigebracht?" Fragte Evgeny mich. „Vom linken Beins auf Rechte und zurück!" Grinste ich. „Du willst mir sagen, dass du nicht mit ihr tanzt?" Fragte er entgeistert, während ich nickte. „Sie spielt auch nicht mit Fußball!" Gab ich zu und wir lachten gemeinsam. Pepe zückte sein Handy. „Ich hab hier ein Turnier für euch. Ganz in der Nähe! In drei Wochen..." Evgeny nahm sich das Handy. „In Wuppertal?" „Nun so schlimm ist es da auch nicht!" Lachte Robin. „Es gibt direkt Punkte, also perfekter Zeitpunkt um mit dem Turniertanz zu starten." Mischte sich Pepe ein. „Jungens, Jungens, kann ich das noch selbst bestimmen?" Fragte meine Freundin in die Runde. „Nein!" Lachten die anderen, während ich Bo anblickte. „Na los!" Munterte ich sie auf, doch sie schüttelte den Kopf. „Mein Knie!" Gab sie zu und fuhr fort: „Was ist wenn ich es nicht schaffe?" Fragte sie verunsichert. Die einzige Reaktion die sie bekam, war lautes Gelächter. Doch ich spürte, dass ihr Kopf ihr im Weg stand. Liebevoll legte ich meine Hand auf ihr Knie. Bo zweifelte und auch wenn die anderen, es nicht bemerkten ich bemerkte ihre Zweifel durchaus. Ich kannte diese Gefühle nur zu gut und ich wollte mit ihr in Ruhe darüber reden. „Mir fallen die Augen zu..." Gab Evgeny zu. „Wenn ihr wollt könnt ihr hier blieben." Schlug ich vor. „Ich habe nicht viel getrunken, ich kann fahren!" Versicherte er mir. „Aber Danke fürs Angebot!" Lächelte er mich freundlich an. Die Runde löste sich auf und ich war froh, dass ich meine Freundin alleine für mich hatte. Allerdings musste ich ihr die Angst nehmen vor dem Versagen. Sie wäre viel freier, wenn sie weniger Angst hätte. Ihr Knie würde das schon mitmachen, das einzige was ihr im Weg stand war sie selbst und da war ich der größere Experte. Verlorene Champions League, verpasste Weltmeisterschaft, Vize-Meister und das duzend Fach. Ich wusste also wovon ich redete... 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt