88. Ich bin der Kapitän!

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Marcos Sicht

Die Trauung war unglaublich emotional. Ich hatte meinen Teamkollegen noch nie so gesehen, er heulte wie ein Schlosshund. Seine Frau weinte ebenso und es war fast rührselig, die beiden so zu sehen. Es war ergreifend und normalerweise war ich für solche Dinge eher unempfänglich. Ich blickte zu Bo hinüber und studierte ihr Antlitz. Sie sah traumhaft aus in ihrer rosafarbenen Robe. Ihr blondes Haar war zu einer aufwendigen Steckfrisur zusammengebunden. Dazu trug sie einen schmalen, dezenten Blumenkranz mit Schleierkraut und Orangenblüten, der ihre Gesichtkonturen nur noch mehr unterstrich. Nach dem Thomas und seine Freundin endlich Mann und Frau waren, startete die Party. Doch ich hatte eine Flasche Champagner organisiert und wollte unbedingt alleine mit Bo an den Strand. Kaum fühlten wir uns unbeobachtet, schnappte ich sie mir und wir schlichen uns den langen, steilen Feldweg nach unten zum Strand. So romantisch wie ich es mir erhofft hatte, war das allerdings nicht, denn in ihren High-Heels konnte man nicht so einfach die steinigen Stufen nach unten klettern. Bo war es egal, sie zog einfach die Schuhe aus und wir liefen Hand in Hand die Treppe hinunter. Die Bucht war ein Traum. Ein paar Meter weißer Sandstrand und türkises Meer zeigten Mallorca von seiner schönsten und touristenfreien Seite. Die Sonne fing an am Horizont unter zu gehen und was noch am besten war, wir waren ganz allein. „Oh Gott was hast du getan, damit wir alleine hier sind?" Lachte sie, legte niedlich den Kopf schräg und schaute mich mit ihren riesigen braunen Kulleraugen an. „Ich bin der Kapitän." Grinste ich neckisch. „Ich mag Männer mit Macht!" Kicherte sie und legte den Kopf in den Nacken. Sie entblösste mir ihren Hals. Liebevoll beugte ich mich zu ihr und küsste ihre Halslinie entlang, hinab zu ihrem Schlüsselbein. Ihre Haut schmeckte nach Sonne und Salz. Bo war braun gebrannt wie noch nie. Auf ihrem Nasenrücken zuckerten Sommersprossen ihre makellose Haut. In den letzten Wochen hatte sie viel trainiert und war schlank wie eh und je. Sie war unglaublich sexy und auch nach über einem Jahr, bekam ich immer noch nicht genug von ihr. Sie war eine Göttin und das schlimme daran war, dass wusste nicht nur ich. Sie war die einzige Frau, seit meiner aller ersten Freundin, dass ich überhaupt Eifersüchtig war. Ich hasste Eifersucht, aber bei ihr konnte ich nicht anders. „Worüber denkst du nach?" Fragte sie mich und spielte sich an einer Haarsträhne herum. „Nun ob ich meinen Kopf zuerst zwischen deine Brüste lege oder direkt zwischen deine Beine!" Lächelte ich sie schelmisch an und kratzte mir verlegen am Kopf. „Du bist unmöglich!" Rüffelte sie mich, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Lippen. Ihr Kuss schmeckte nach Erdbeeren und Champagner. Ich schloss die Augen und genoß den Augenblick zwischen uns. Bo legte ihre Hand auf meine Brust, während mir der Geruch ihres Blumenkranzes in die Nase stieg. Meine Hand strich ihr über den Rücken, hinab zu ihrem Hintern. Liebevoll knabberte ich an ihrer Unterlippe, während die hübsche Holländerin leicht aufstöhnte und ich bekam nur noch mehr Lust auf sie. Mit einem Finger harkte sie sich unter meine Fliege und zog mich eng an sich. „Weißt du eigentlich wie wichtig du mir bist?" Fragte sie mich. „Ich hoffe!" Lächelte ich sie liebevoll an und legte mir ihre Hand auf die Wange. Sie grinste niedlich und nahm einen großen Schluck aus der Champagnerflasche. In meiner Jackentasche hatte ich den Ring, den ich damals in Amsterdam gekauft hatte. Ich hatte mir festvorgenommen Bo in diesem Urlaub zu fragen, ob sie Majorlein Reus werden wollte und ich war noch nie so aufgeregt vor etwas gewesen, wie vor dieser Frage. Ich wollte sie heiraten, mein Leben mit ihr verbringen und irgendwann mit ihr Kinder machen. Oh Gott am liebsten würde ich gerne sofort Kinder mit ihr machen... Ich liebte sie und meine Familie liebte die junge Frau ebenso. Wenn ich mir vorstellte, dass Mia Bo nicht mehr zu Gesicht bekam, dann würde meine Schwester mir wahrscheinlich eigenhändig die Rübe abreissen. Aber wir waren auf Thomas Hochzeit, hier konnte ich sie nicht fragen. Das gehörte sich einfach nicht, ich wollte nichts falsch machen bei ihr. Alle anderen waren mir egal, aber eben nicht bei ihr. Bo kicherte niedlich und holte mich aus meinen panischen Gedanken etwas falsch zu machen, ehe sie ihr Kleid raffte und mit den Beinen ins Türkise Wasser ging. „Es ist so warm!" Lachte sie, während ich mir mein Handy schnappte und ein paar Fotos von meiner Freundin machte, während ich dabei war einen großen Schluck aus der Champagnerflasche nahm. Es war schrecklich aber ich war gefangen in ihrer Schönheit. Wie ein kleines Kind hüpfte sie auf der Stelle und drehte Pirouetten wie eine Ballerina in der wunderschönen Bucht. In ihrem langen Kleid sah sie umwerfend aus und ich konnte meine Augen immer noch nicht von ihr abwenden. „Oh mein Gott, wann tanzt du eigentlich mal für mich?" Fragte ich sie. „Du hast mich noch nie gefragt!" Lächelte sie mich zuckersüß an. „Hier seit ihr!" Ich drehte mich um und Mario und Julian waren mit ihren Frauen hinunter zum Strand gekommen. Ich konnte schon wieder nicht alleine mit Bo sein. Morgen allerdings war ich auf Ibiza endlich alleine mit ihr. „Ihr versteckt euch!" Lachte Mario. „Ja ich habe keine Lust auf dumme Gespräche!" Gab ich zu und klopfte Mario auf die Schulter. „Oh Gott deine Freundin sieht aus, wie ein Supermodell!" Trällerte Marios Frau und kletterte zu Bo ins Wasser. Ich reichte Julian meine Flasche Champagner und er nahm einen großen Schluck. Bo redete mit den beiden Mädels, ehe wir zusammen wieder zurück zur Hochzeit gingen. Ich hatte Bos Hand genommen und wollte sie niemals loslassen. Dafür musste ich sie aber Fragen und ich hatte Angst vor dieser Frage. Was wenn Sie Nein sagen würde? Würde Sie nein sagen? Bo war jünger als ich, was wenn Sie noch nicht so weit war? Ich liebte sie, aber ich hatte einfach Angst, dass sie mich ablehnte. Würde die das? Ich hoffte inständig, dass Bo 'Ja' sagen würde. Keinen Moment wollte ich darüber nachdenken, wenn Sie 'Nein' sagen würde. Axel kam auf mich zu. „Ich muss deine Freundin entführen!" Lachte er und ging auf Bo zu. Der Wuschelkopf ging zu ihr und tuschelte mit ihr. Sie kicherte ausgelassen und verschwand schließlich mit meinem Mittelfeldspieler hinter den Kulissen. „Was ist eigentlich los mit dir?" Fragte mich Mario, der sich zu mir gesellt hatte. „Was meinst du?" „Du wirkst so nervös?" „Ich will Bo fragen?" Lächelte ich angespannt. Mario überlegte. „Oh mein Gott, Glückwunsch!!!" Lächelte er. „Noch hat Sie nicht Ja-Gesagt!" Gab ich zu. „Und du meinst, Sie sagt Nein?" „Ich hoffe nicht..." Grinste ich und sah mich nach meiner Freundin um. Sie war mit Axel verschwunden und kam schließlich mit einem jungen Mann zurück. Erst da realisierte ich, das es irgendein Sänger war. Axel hatte Thomas dänische Lieblingsband organisiert und Bo begleitete sie. Alle vertrauten ihr und ich bekam nur noch mehr Panik, dass Bo 'Nein' sagen würde...   Oh mein Gott ich war so nervös und konnte an nichts anderes denken. 

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt