82. Schimpansen

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Bos Sicht

Ich starrte immer noch etwas ungläubig in den Fernsehen. Evgeny hatte heute bei Lets Dance unglaublich gut getanzt. Er war wirklich gut quasi hervorragend in Form. Mittlerweile tanzten wir recht häufig zusammen und ich mochte das Wort nicht, aber er war mein Tanzpartner. „Und kommst du noch raus?" Rief Marco mir zu, der draußen auf der Terrasse saß und die Nacht genoß. Ich nahm mir mein Ingwer-Wasser, ging zu ihm und blickte ihn an. Marco saß in einem einfachen, schwarzen Shirt und Bermuda-Shorts in unserer Sitzecke und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. „Endlich zu Ende?" Fragte er mich amüsiert. „Das wichtigste habe ich gesehen!" Grinste ich und beugte mich zu ihm,  während er seine Hand auf meine Hüfte legte. „Du bist immer noch wunderhübsch!" Lächelte er mich liebevoll an und streichelte mir mit einer Hand über den Schenkel. „Du sollst aufhören!" Versuchte ich es zu unterbinden, lächelte ihn dabei liebevoll an und stupste ihm frech auf die Nase. Zärtlich beugte ich mich zu ihm und küsste ihn auf seine wundervollen Lippen. Er packte mich, zog mich auf seinen Schoß und wir küssten uns lange. Als wir voneinander abließen, schnurrte Marco niedlich, als er seinen Kopf zwischen meine Brüste legte. „Ich höre deinen Herzschlag!" Lächelte er und schob seine Hände unter mein Kleid. „Wie hat er getanzt?" Fragte er mich. "Das fragst du mich jetzt?" Lächelte ich ihn an, denn Marco mochte Evgeny einfach nicht. Er mochte es nicht, das ich Zeit mit ihm verbrachte und das ich ihm beim tanzen so Nahe kam. Ich hatte Verständnis dafür, aufhören zu tanzen würde ich aber dennoch nicht. „Er war verdammt gut!" Lächelte ich zufrieden. „Nun kein Wunder, er trainiert ja mit meiner talentierten Freundin!" Ich lächelte Marco an und streichelte ihm neckisch über seinen kurzen Drei-Tage-Bart, während mein Handy anfing zu klingeln. „Lass es klingeln!" Schnurrte Marco und legte seinen Kopf zwischen meine Brüste. „Es könnte wichtig sein!" Sagte ich. „Wichtig ist hier..." Hauchte Marco und streichelte mir sanft über den Rücken. „Schatz!" Sagte ich und strich ihm durch sein hübsches blondes Haar. Ich fischte nach meinem Handy. Evgenys Nummer stand auf dem Display. „Geh schon ran!" Zog Marco mich auf. „Hey!" Sagte ich zur Begrüßung und nahm das Gespräch an. „Schläfst du schon?" Zog Evgeny mich auf. „Nein, sonst würde ich wohl nicht mit dir sprechen." Lachte ich und spielte Marco immer noch am Haar herum. „Willst du nächste Woche tanzen?" Fragte er mich aufgeregt und fuhr fort. „Also wir könnten auftreten bei Lets Dance. Ich dachte es wäre ein schöner Startschuss für den Turnierauftakt!" Sagte er mir. Evgeny war vollkommen Euphorisch. „Ich treffe mich nachher mit den Jungen im iRoom in Dortmund. Willst du mit?" Fragte er mich, während ich Marco dabei ansah. „Ich hänge mit Marco ab." „Komm schon, Bo. Lass uns tanzen!" Schlug er mir aufgedreht vor. Ich verstand es, ich hatte Lust zu tanzen und war immer gerne in Clubs gegangen. „Die Jungens gehen in den iRoom!" Sagte ich zu Marco. „Geh doch. Ich muss morgen um fünf raus, damit wir nach Bremen fahren können. Also hau ab, du bist oft genug zuhause..."  Sagte er und ich wusste, dass er es tat um mir einen Gefallen zu tun. Es widerstrebte ihm und dennoch ließ er mich gehen. „Wir treffen uns um eins!" Sagte ich zu Evgeny. „Ich melde mich, wenn wir losfahren! Wir holen dich zuhause ab, du fährst auf keinen Fall allein." Trällerte der junge Tänzer und legte auf. „Sie holen mich ab!" „Dann mach dich fertig und wehe, wenn dich jemand anbaggert." Lächelte Marco mich an. Es war Freitag Abend und ich hatte Lust zu tanzen, denn wie jede junge Frau hatte ich ab und zu Lust dazu. Ich ging mich fertig machen, duschte und glättete mein langes blondes Haar. Geduldig zog ich Strähne für Strähne über mein Glätteisen, ehe ich mich schminkte und mir etwas zum anziehen raussuchte. Marco kam zu mir und lehnte sich gegen den Türrahmen, um mich zu beobachten. „Wenn er nicht auf dich aufpasst, kriegt er Streit mit mir!" „Komm mit..." Sagte ich leise und fuhr fort: „Robin und Marcel sind auch da..." „Ich habe ein Spiel morgen, Schatz!" Marco machte eine Pause. „Nimm die Shorts und den Body mit Spitze." Lachte er und zeigte mit dem Finger auf ein paar Klamotten. „Ich wollte die Tuchhose anziehen, da kann ich Turnschuhe zu anziehen!" Erklärte ich ihm und wirbelte durch den begehbaren Kleiderschrank. Nach ein paar Minuten war ich fertig umgezogen, erst dann verabschiedete sich Marco. „Ich geh jetzt ins Bett. Mach keinen Unsinn!" Bat er mich, unaufgefordert nahm ich ihn in den Arm. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich gehe tanzen. Mehr nicht!" „Melde dich, falls wir uns morgenfrüh nicht mehr sehen..." „Mach ich!" Flüsterte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste Marco leidenschaftlich. „Jetzt höre auf dir Gedanken zu machen!" Bat ich ihn. „Ja alles gut!" Sagte der hübsche blonde Mann einen Hauch zu schnell, ich wusste erneut, dass er mich anlog. Doch soviel Vertrauen musste in einer Beziehung sein. Freiraum war das A und O. Es klingelte an der Tür und ich ging nach draußen. Im Wagen warteten Evgeny, Robin, Marcel und Pepe auf mich. „Da kommt sie - die holländische Tanzmarie!" „Haltet die Klappe, Marco schläft!" Zischte ich und stieg zu ihnen ins Auto. „Oh der Langweiler!" Machten sie sich über ihn lustig und wir stiegen in den Wagen. Ich saß zwischen Robin und Evgeny und wir fuhren hinüber in den Club. „Er hat gleich ein Spiel!" Versuchte ich die Lage zu beruhigen, während Pepe mich anblickte. „Du trinkst gleich erst mal etwas!" Lachte der hübsche Spanier. Nach ein paar Minuten und dem dummen Geschwätz der Jungs, parkten wir und gingen die paar Schritte zum Club hinüber. Pepe legte liebevoll den Arm um meine Schultern. „Schön das du mitkommst!" Sagte er mir. „Ja ich bin jetzt langweilig! Tut mir leid." Lachte ich und wir gingen in den Club. Es war dunkel, rauchig und laut. Der Bass dröhnte und ich hatte gleich Lust zu tanzen. Wir gingen an die Bar und die Jungens bestellten Wodka Red Bull. Pepe machte sich über Evgenys Wahl lustig. „Weißt du, wir wissen dass die Russen Wodka wie Wasser trinken, aber einen kreativeren Drink hätte ich mir schon gewünscht!" Lachte er. Pepe war immer noch ein unglaublich hübscher Mann. Jede Frau im Umkreis von fünfzig Metern schaute sich nach ihm um. Er war groß und gut gebaut. Sein markanten Gesichtszüge, die großen Augen, sinnlichen Lippen und dieses charmante Lächeln verzauberten uns nahezu. So versammelten sich bereits nach weniger als 10 Minuten mehrere Mädels in günstiger Position zu uns, um meine Begleitungen anzuhimmeln. Ich nippte an meinem Drink, beobachtete die Anwesenden und unterhielt mich mit Marcel. Evgeny stand mir gegenüber und schaute mich mit seinen großen Augen an. Er begutachtete mich und ich versuchte es irgendwie und bestmöglich zu ignorieren. Nach dem ersten schnellen Wodka, machte ich mir allerdings weniger Gedanken darüber und zupfte etwas nervös an meinem Spitzenbody herum. Allerdings konnte ich meine Füße schon jetzt nicht stillhalten und als die ersten Klänge des Sommerhits liefen, wollte ich nur noch eins tanzen. Natürlich tanzte ich Standard und Latein, aber ich tanzte auch gerne Hip-Hop oder Jazz. Tanzen machte einfach Spaß. In meinen Turnschuhen, konnte ich mich deutlich freier bewegen. Doch zum tanzen kam ich erst mal nicht, denn tatsächlich musste ich ein paar Autogramme geben. Es war mir fast unangenehm, als er man mich ansprach, doch nach einem weiteren Drink, war auch das mir irgendwann egal. Ich verschwand allein auf der Tanzfläche, mir war es egal ob die anderen mitkommen wollten oder nicht - ich wollte nur noch eins tanzen. Dafür war ich hier hin gekommen. Die Musik dröhnte und im Club herrschte rege Partystimmung, ehe Evgeny bei mir auf der Tanzfläche auftauchte. „Du kannst doch nicht einfach verschwinden!" Beschwerte er sich bei mir und brüllte mir ins Ohr. „Nun ihr seit Tanzmuffel!" Lachte ich ihn freundlich an. „Das können wir sehr schnell ändern." Sagte er und griff nach meiner Hand. „Dann gucken wir mal wie weit wir sind..." Lachte er gutgelaunt. „Ich will einfach nur tanzen!" Beschwerte ich mich, Evgeny legte los und ich wusste automatisch welche Schritte er als nächstes Tanzen würde. Ich passte mich ihm an und so tanzten wir einfach. Wir improvisierten, aber es war gut für die Beziehung zwischen uns. Der junge Mann schaffte es, das ich mich aus meiner Comfort-Zone begab. Evgeny wusste ganz automatisch wenn ich mich nach links drehte, wo er mir Hilfe anbieten musste, damit ich mein Knie nicht vollkommen belastete. Ich hätte die ganze Nacht so mit meinem Tanzpartner tanzen können. Doch wenn man relativ gut tanzen konnte, war dies in einer Disko immer eher hinderlich. Hinzu kam das man Evgeny, Pepe und mich nun mal aus dem Fernsehen kannte. Nach ein paar Songs gingen wir zurück zu den anderen. „Schon wieder zurück?" Fragte Pepe uns. „Zu viel Aufmerksamkeit!" Gab Evgeny zu. „Das ist eine Frage des Umgangs!" Lachte Pepe und reichte mir die Hand. Seine Körperhaltung ließen gar nicht anderes zu und ich wirbelte um meine eigene Achse, genau in seine Arme. Pepe griff nach meiner anderen Hand und wirbelte mich erneut um mich selbst. Eine Schrittkombination aus der Rumba. Ich drehte die Hüfte nach außen und bog meinen Körper wie eine Violinenbogen. „Du musst Sie einfach mehr schieben!" Lachte Pepe. Auch wenn ich mich dagegen wehrte, wir beide hatten immer noch diese Connection, dieses unsichtbare Band das uns verband. Evgeny schaute ihm zu, doch es war klar das Pepe und ich immer noch hervorragend zusammen tanzen konnten. Wir waren immer noch ein eingespieltes Team. „Sie mag es, wenn du sie härter durch die Gegend schiebst!" Lachte Pepe in die Runde und er warf mir diesen einen Blick zu - der mich irgendwie verunsicherte. „Du erzählst einen Unsinn!" Lachte ich, um die Situation zu überspielen. „Du könntest selbst mit einem Schimpansen tanzen. Sorry Evgeny!" Lachte der junge Spanier. „Und du würdest gewinnen, wenn du endlich an dich glaubst!" Fuhr er fort. Ich knuffte ihm beleidigt in die Seite. „Du redest Unsinn!" Beschwerte ich mich.  „Ich gebe dir eine Nummer von einem Tanzlehrer! Er wird euch weiterbringen." Sagte Pepe und deutete auf Evgeny. „Ihr redet Unsinn, also würde ich mich drücken zu tanzen!" Beschwerte ich mich und vier Mann schauten mich nickend an. „Tust du!" Lachte Pepe. Ich nahm mir meinen Drink und leerte ihn in einem Zug. Hatten die Jungens etwa Recht und ich Angst? Angst wovor? Versagen, war einfach nicht meine Art...

Dance // Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt