Ich schwebte noch den restlichen Tag irgendwo zwischen schlafen und Ann Kathrins Pflege hin und her. Meine Temperatur begann auch zu sinken und am Abend war ich mir sicher, dass Ann sich geirrt haben musste. Es war wirklich nur eine Erkältung gewesen und keine sich anbahnende Hitze. Es erleichterte mich ungemein, als Ann das auch zugab.
Eine Hitze trotz Suppressiva wäre mein Untergang gewesen. Allerdings verhinderte das nicht, dass wir am nächsten Tag eine Diskussion hatten, ob ich zum Training gehen würde oder nicht. Ich war natürlich der Meinung, dass ich gehen konnte.
"Du willst wieder zu früh zu viel. Dein Körper kann sich nicht von einem Tag im Bett erholen. Was willst du machen, wenn es dir beim Training schlecht geht? Oder wenn wegen der Erkältung doch was mit den Suppressiva nicht stimmt? Wie kannst du dich überhaupt so auf sie verlassen?", versuchte sie mich umzustimmen, während ich meine Trainingstasche packte.
"Es ist nicht gerade so, dass ich Studien zu den Suppressiva zur Verfügung habe oder auf anderes medizinisches Wissen zugreifen könnte", antwortete ich ihr zynisch.
Immerhin waren die Suppressiva illegal und eigentlich wollte ich auch gar nicht wissen, wie unser Arzt an sie ran kam.
"Außerdem wird nichts passieren. Es ist in all den Jahren nie was mit ihnen gewesen wenn ich krank war, also wird auch jetzt nichts sein und ich weiß sehr wohl, wann mein Körper fürs Training bereit ist und wann nicht. Ich bin keine fünf mehr und du nicht meine Mutter ", schob ich hinterher.
"Sie sind aber nicht ohne Grund illegal. Das Zeug ist gefährlich Mario und ich will doch nur nicht, dass dir was passiert!", rechtfertigte sie sich und ich seufzte.
"Ich weiß, aber ich werde zum Training gehen. Wenn es dich beruhigt gehe ich danach noch beim Arzt vorbei", bot ich versöhnlich an.
"Das würde mich wirklich beruhigen. Ich bitte dich nur um eines während dem Training. Mach die Übungen bitte nicht mit Marco. Nimm meinetwegen Jadon als Partner oder Mo, aber nicht Marco und halte dich von ihm fern", meinte sie und schaute mich flehend an.
"Marco ist mein bester Freund", protestierte ich.
"Und ein verdammter Alpha!", regte sich Ann auf, "Mario, wenn die Suppressiva schwächeln sollten und du direkt mit einem Alpha zusammen bist, kann das in einer Katastrophe enden! Ein Beta wird die feinen Nuancen nicht wahrnehmen, aber jeder Alpha schon. Marco ist zumindest heute extrem gefährlich für dich. Genau wie jeder andere Alpha bei euch im Team."
Ich schwieg auf ihren Ausbruch zunächst. Was sollte ich auch sagen. Sie hatte ja irgendwie recht. Betas waren eine geringere Gefahr als Alphas. Aber ich nahm die Suppressiva ja um mich nicht von meiner Natur einschränken zu lassen, damit ich Fußball spielen konnte und befreundet sein konnte, mit wem ich wollte. Ohne sie wäre das alles nicht möglich. Sollten die Suppressiva heute also wirklich schwächeln wäre das Risiko, dass alles vorbei ist und die Geheimhaltung und Maßnahmen für diese all die Jahre lang umsonst gewesen wären. Nur weil ich einmal nicht mit Vernunft agiert hätte.
"Also gut. Ich halte mich heute von Marco und der Alpha-Gruppe fern", beschloss ich einsichtig und Ann war merklich erleichtert.
"Danke Mario. Wirklich", sagte sie und lächelte mich an, "und jetzt pack lieber deine Tasche weiter, du willst ja nicht zu spät kommen oder?", forderte sie mich auf und ich lachte.
"Du bist die beste Ann", murmelte ich, während ich sie stürmisch umarmte. Ich hasste Diskussionen und Streits.
"Sag sowas nicht", entgegnete sie lachend.
"Aber es ist doch die Wahrheit. Nicht viele würden die Strapazen meines Geheimnisses aufsichnehmen", entgegnete ich, löste mich wieder von ihr und wandte mich meiner Tasche zu.
"Du hast es verdient, dass jemand etwas für dich tut und wirklich unter dem Geheimnis leiden, dass musst nur du", meinte sie und brachte mich damit wieder ins Grübeln.
Sie hatte die Chance jederzeit aus dem Spiel auszusteigen, für die Öffentlichkeit würden wir einfach Schluss machen. Sie wäre raus, aber ich würde immer alleine bleiben. Ein Leben als Omega war nicht möglich, auch nach meiner aktiven Karriere nicht. Dafür hatte ich zu viele Gesetze gebrochen. Gesetze, die ich niemals hätte brechen dürfen, es aber für ein eigenes Leben, Selbstbestimmung und den Fußball getan hatte. Und ich würde es genauso wieder tun.
Diese ganzen bescheuerten Gesetze ergaben für mich sowieso einfach keinen Sinn. Warum sollte ich keinen Profisport betreiben dürfen? Und warum sollte ich mich unter die Aufsicht eines Betreuers im Omegazentrum stellen lassen, nur weil meine Eltern beide Beta waren und kein Alpha unter ihnen ist. Ich brauchte niemanden der mir sagte, wie ich in den Augen der Politiker richtig zu leben hatte. Und zwar laut diesen unter der Aufsicht eines Alphas.
Außerdem konnte ich mich während meiner Hitze sehr gut selbst um meine Sicherheit und Versorgung kümmern. Diese Verpflichtung die Hitze im Zentrum zu verbringen hatte noch einen Haken.
Kurz bevor die Hitze zu stark würde, schwatzten sie den Omegas ab einem gewissen Alter Alphas zur Bewältigung auf. Alphas mit denen sie bei klarem Verstand auf einmal verbunden waren. Ob sie das Alpha letztendlich wollten / mochten oder halt auch nicht.
Ich wollte mir einen Partner allerdings selbst aussuchen, wenn ich mich jemals einem Alpha unterordnen würde. Allerdings hatte ich das nicht vor. Mein Leben, meine Regeln, meine Anonymität. Für die Welt war ich ein sehr glücklicher Beta mit einer Beta-Freundin, der sich jetzt schnell auf dem Weg zum Training machte. Den Trainer sollte man nie warten lassen. Alphas wie er konnten sonst äußerst ungemütlich werden.
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Sleepless Dreamer
FanfictionAuch in einer Gesellschaft in der es Alphas und Omegas gibt, Anführer und Unterwürfige hat dennoch jeder Mensch seine Träume. Manche sind erreichbarer als andere und manche Träume platzen wie eine Seifenblase. Diese Erfahrung musste auch Mario mache...