Kapitel 24

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Die Tage verstrichen und verstrichen und einzig und alleine ein Thema dominierte die Sportwelt: Joshua Kimmich ist ein Omega!

Traurig hatte ich vor meinem Fernseher mit angesehen, wie sich alle Nachrichten auf dieses Thema stürzten.

Man war live dabei, als der Omega-Transporter des Zentrums mit Joshua auf das Hochsicherheitsgelände des Zentrums in München einbog. Man bekam Joshua zwar zu meiner Erleichterung nicht zu sehen, aber die Presse stürzte sich trotzdem auf die Bilder. Schlagzeilen wie "Erster Profisport-Omega entdeckt" oder "Omega schockiert Fußballnation" waren noch die harmlosesten, die in diesen Tagen das Netz beherrschten.

Ein paar mal noch hatte ich versucht etwas über Joshua zu erfahren, aber es war mir nicht gelungen. Nicht mal die Bayern Jungs um Manuel, Thomas und Mats hatten mir weiterhelfen können, denn auch sie wussten nicht, wie es Joshua erging. Besonders mit Manuel hatte ich lange Telefonate geführt. Er hatte sich für Joshua verantwortlich gefühlt auch als er dachte, dass dieser noch ein Beta sei. Deswegen machte er sich jetzt auch große Sorgen.

Gemeinsam hatten wir uns darauf geeinigt, den anderen zu informieren, wenn wir etwas neues erfuhren. Uns beiden war klar, dass auch wir unter die Lupe genommen werden würden.

Bereits am ersten Tag nach dem Vorfall waren ausführliche Untersuchungen angekündigt worden. Man wollte dem auf den Grund gehen, wie Joshua sich hatte verstecken können und von wem er Hilfe hatte. In diesem Moment hatte ich bereut, dass Jo mich angerufen hatte, um mich zu warnen. Ganz sicher würden sie sich sein Telefon vornehmen und dann war ich der letzte gewählte Kontakt. Ein Blick auf Datum und Uhrzeit und die zuständigen Ermittler würden wohl sofort bei mir vor der Tür stehen. Und damit war dann wohl auch mein Geheimnis in großer Gefahr.

Zeitgleich drohte mir nicht nur von dieser Seite Gefahr. DFB und DFL hatten sich auf gemeinsame Untersuchungen geeinigt, um alle Omegas im Profifußball zu finden. Man war überzeugt, dass dort noch mehr wie Joshua lebten. Wie recht sie doch hatten und wie sehr ich doch hoffte, dass sie das niemals erfahren würden.

Man wollte die Vereine einzeln und überraschend unter die Lupe nehmen. Alles natürlich streng vertraulich und in Kooperation mit den ansässigen Zentren. Ich hatte Angst, dass sie mich finden würden. Eigentlich war es fast unumgänglich, aber die Hoffnung starb ja bekanntlich immer zuletzt.

Ich konnte ja auch nicht vor der Untersuchung fliehen. Nicht, wenn ich spielen wollte und nicht, wenn ich mich nicht noch zusätzlich verdächtig machen wollte. So blieb also nur noch den Rest der Zeit zu genießen. Auch wenn das nicht so einfach war, da Marco mir immer noch mit unangenehmen Fragen besonders über Joshua im Nacken saß.

Gleichzeitig hatte sich aber noch etwas anderes in den Medien bewegt.

Zahlreiche Diskussionen von Experten und ehemaligen Spielern, aber auch von Vereinsbossen, hatten angefangen sich neu um das Thema Omega zu bewegen.

Die Frage nach einer Bereicherung für die Vereine durch Omegas wurde immer lauter und lauter. Sie begannen zu diskutieren, ob wir wirklich eine Schwächung waren oder insgeheim den Vereinen halfen. Zu viele Alphas, zu viele Egos waren nicht gut für ein Team. Betas konnten egoistisch aber auch sehr gute Teamplayer sein. Und Omegas?

So langsam aber sicher kam die Diskussion auf den Weg, dass Omegas vielleicht eine Art Ausgleich und Gleichgewicht im Team schaffen könnten. Immer neue Fragen wurden gestellt und zu meiner Überraschung war die Mehrheit den Omegas gegenüber nicht abgeneigt. Zwar skeptisch, aber nicht prinzipiell dagegen.

Lange hatte ich überlegt was ich jetzt tun sollte. Vielleicht einfach abwarten? Wenn die Diskussionen so weiter gingen, wäre der Profifußball vielleicht bald nicht mehr verboten für mich.

Was mir aber klar wurde war, dass ich jemanden aus dem Verein einweihen musste. Mehr als nur den Arzt. Ich brauchte Hilfe und ich hatte die Diskussionen aufmerksam verfolgt. Ich hatte eine realistische Chance auf Verständnis bei meinem Arbeitgeber. Vielleicht könnten sie mir ja sogar helfen.

Manch einer würde mich dafür vielleicht für naiv und dumm halten, aber nach einer wirklich für mich sehr hoffnungsvollen Diskussion beim Wontorra Talk nahm ich mein Handy in die Hand und rief Sebastian an. Als Leiter der Lizenzspielerabteilung war er in meinen Augen einer der ersten Ansprechpartner an die ich mich wenden konnte.

Lange zögerte ich, bis ich an einem Abend nach dem Training doch bei Sebastian im Büro einfiel.

"Mario, was kann ich für dich tun?", fragte er mich überrascht.

"Hast du einen Augenblick Zeit? Es geht um etwas Wichtiges", fragte ich vorsichtig nach.

Sebastian nickte und bedeutet mir, mich hinzusetzen.

"Wenn es um einen Wechsel geht, kann ich dir gleich sagen, dass die Anfrage hoffnungslos ist", erklärte mir Sebastian sofort noch während ich mich hinsetzte.

"Nein, darum geht es nicht. Ich möchte auch nicht weg", versicherte ich sofort.

"Worum geht es dann?", fragte er mich.

"Um Omegas im Fußball", gestand ich und erntete sofort einen verdutzten Blick.

"Du kennst noch mehr?", fragte er vorsichtig.

"Ja", sagte ich schlicht und nickte.

"Dann erzähl doch mal", meinte er und lehnte sich interessiert zurück.

Jetzt war es also so weit. Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Naja, zumindest eine kleine.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt