Kapitel 63

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"Sag mal bist du wahnsinnig geworden?! Du willst was posten und denen noch mehr Kanonenfutter bieten?! Du bist doch verrückt!", regte ich mich auf.

"Nein, bin ich nicht Mario. Denk doch mal nach. Gib denen ein Foto und ein Statement und die haben die Infos und sogar ein Bild. Das ist doch alles, weshalb die hinter uns her sind. Das ist die Chance die Medien und die Öffentlichkeit zu beschwichtigen. Gleichzeitig können wir sagen, was wir zu sagen haben, ohne, dass die Reporter uns die Worte im Mund umdrehen!", versuchte mir Marco seine Gedanken zu erläutern.

"Das Ganze kann aber auch genauso gut nach hinten losgehen!", schnaubte ich.

"Und dann? Dann haben wir es wenigstens versucht und können uns immer noch irgendwo verstecken", meinte Marco und zuckte mit den Schultern.

Ich öffnete den Mund um zu widersprechen, schloss ihn aber wieder.

Vielleicht könnte das ja wirklich klappen. Außerdem kannte ich Marco und da der das für eine gute Idee hielt, würde er erst Ruhe geben, wenn wir diesen Post gemacht hatten.

"Na schön und was schwebt dir vor?", fragte ich ihn.

"Ich dachte an ein Bild von uns beiden und einen kurzen Text", informierte mich Marco.

"Okay, ja und wie stellst du dir das Bild vor?", fragte ich ihn.

"Vielleicht ein Selfie bei dem du mich auf die Wange küsst?"

"Nein", sagte ich sofort und schüttelte den Kopf.

So ein Bild sollte nicht um die Welt gehen.

"Das ist mir zu intim. Außerdem, welche Botschaft übermittelt das denn? Dass ich als Omega mein Alpha verehre und er einfach ein Foto davon macht? Nein danke", schob ich die Begründung hinterher.

"Okay ja, versteh ich. Wie wär's dann mit einem Bild, wo wir Händchen halten?", schlug er weiter vor.

"Nein, zu langweilig. Die Leute müssen uns schon glauben, dass wir uns wohlfühlen und es ein natürliches Bild ist. Händchen haltend ist so steif und gestellt", kritisierte ich wieder.

"Gut, dann eine Umarmung?", schlug Marco vor.

"Wir sollen da beide erkennbar sein oder soll ich mich verstecken, während du mich aus der Öffentlichkeit fernhalten willst? Genau das würde das Bild nämlich aussagen", hatte ich schon wieder was zu bemängeln.

"Dann schlag du halt was vor. Ich bin mit meinen Ideen am Ende", meinte Marco und ich hörte eine gewisse Frustration und Aggression in seinem Ton.

"Wie wäre es, wenn du mich von hinten umarmst, während ich auf dem Sofa sitze? Das hat was Vertrautes, aber nicht zu intimes und du Alpha kannst deine Stellung halten und behaupten", schlug ich eine Pose vor, die ich für geeignet hielt.

Damit sollten wir zumindest bei dem Bild keine Diskussionen auslösen.

"Einverstanden", stimmte Marco zu, "dann lass uns mal das Bild machen."

Gesagt getan. Ich positionierte mich auf der Sitzfläche, weit genug an die Lehne, sodass Marco sich hinter die Couch stellen und über die Lehne beugen konnte. So war er nochmal etwas größer als ich und umarmte mich von hinten.

Gemeinsam lächelte wir in die Handkamera, welches auf dem Couchtisch stand und unsere ganzen Körper einfing. Nach drei Sekunden entstand so ein perfektes Bild von uns.

Marco kam anschließend wieder neben mich und zeigte mir das Bild auf dem Display.

"Zufrieden so?", fragte er mich und ich nickte bestätigend.

Wir wirkten auf dem Bild wie ein glückliches Paar, dass sich nun endlich ins Licht der Öffentlichkeit traute.

"Sehr zufrieden", bestätigte ich.

"Ich schicke das Bild noch unseren Beratern zum Absegnen", meinte Marco und begann fleißig auf dem Handy zu tippen.

"Kann ich es auch meinem Vater schicken?", fragte ich schüchtern.

Immerhin hatte er mich jahrelang beraten und ich vertraute dem Urteil meines Vaters. Marco schaute mich skeptisch an.

"Ich werd es dir nicht verbieten", sagte er und auch wenn er es nicht aussprach, konnte ich das "aber ich heiße es nicht gut" nur zu deutlich hören.

Das war mir aber egal. Es war mein Vater.

Marco hatte nach wenigen Sekunden auch mir das Bild geschickt und ich leitete es an meinen Vater weiter. Schnell erläuterte ich ihm dabei in einer Nachricht noch kurz unser Vorhaben.

Marco war währenddessen kurz aus dem Raum verschwunden, da sein Handy geklingelt hatte, kam aber überraschend schnell wieder zurück.

"Wir haben das okay für das Bild. Sie finden die Idee gut und auch wichtig, um die Unruhe zu bekämpfen", berichtet Marco mir.

"Das ging aber schnell", meinte ich erstaunt.

Marco und ich waren ja eigentlich nicht die einzigen Spieler und Sportler, um die sie sich kümmern mussten.

"Unser Fall hat gerade Priorität und die Telefone stehen bei Ihnen wegen uns auch nicht still", erklärte mir Marco und ich nickte verstehend.

Dann lag es wohl auch in ihrem Interesse, dass wir die Sache möglichst schnell beruhigten.

"Wir sollten wir uns um den Text kümmern", schlug ich vor und in dem Moment klingelte mein Handy wegen einem eingehenden FaceTime Anruf.

"Mein Vater", murmelte ich.

"Nimm den Anruf nicht an Mario", riet mir Marco.

"Aber er ist mein Vater", entgegnete ich.

"Und als ihr das letzte mal telefoniert habt, hat er dich fast zum Heulen gebracht. Ich weiß genau, dass es dir danach nicht gut ging. Geh nicht ran. Du hast ihm das Bild geschickt und ihn informiert, das reicht aber auch", untermauerte Marco seinen Standpunkt.

Die Entscheidung wurde mir schließlich im nächsten Moment abgenommen, da mein Vater den Anruf beendete.

Ich wollte schon erleichtert aufatmen, dass ich mich zwischen meinem Vater und Marco nicht entscheiden musste, als ersterer erneut anrief.

"Er hat mich über all die Jahre unterstützt und beraten. Ich vertrau ihm. Seine Meinung ist mir wichtig", argumentierte ich mein Bedürfnis den Anruf trotz Marcos Argumentation anzunehmen.

"Tu es nicht Mario. Bitte", bat mich Marco erneut eindringlich und ich war einfach nur noch hin und hergerissen, was ich noch tun sollte.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt