Kapitel 3

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Ich schaffte es noch rechtzeitig zum Training zu kommen. Zum Glück, denn auch so hatte der Trainer keine gute Laune. Wir hatten viele angeschlagene oder verletzte Spieler gerade und das war etwas, was wohl keinem Trainer gefiel. Mürrisch hatte er uns begrüßt und dann zum Warmlaufen geschickt.

Da keiner von uns Lust auf eine Ansage hatte, begannen wir sofort zu laufen und niemand traute sich, Quatsch zu machen, dabei waren wir meist ein ganz schön kindischer Haufen. Meist war es ganz Lustig mit anzusehen, wenn sich die Alphas im Team mal wieder zu überbieten versuchten. Aber auch mit den Betas im Team machten sie regelmäßig Spaß. Es war ein super Miteinander, dass ich nie mehr missen wollte.

In München war es anders gewesen. Dort gab es wahre Machtkämpfe. Jeder wollte nur das Beste für sich selbst. Jeder wollte der Beste sein. Ein Umstand, den ich eindeutig nicht vermisste. Nur eines fehlte mir. In München war ich nicht alleine mit meinem Geheimnis gewesen. Es gab noch jemand anderen. Beim BVB war ich leider wieder der Einzige. Niemand teilte hier diese Bürde und so ging meine einzige Austauschmöglichkeit nach München. Und dennoch bereute ich meine Rückkehr nicht. Hier war ich zuhause und hier war ich glücklich.

"Wovon auch immer du träumst Mario, lass es lieber. Der Trainer erdolcht dich schon mit seinen Blicken", riss mich Mo aus meinen Gedanken. Erschrocken blickte ich zur Seite. War es wirklich so offensichtlich gewesen, dass ich nicht 100% bei der Sache gewesen war? Mos Blick besagte eindeutig ja.

"Danke für die Warnung Mo", bedankte ich mich.

"Gerne", lächelte er mich an und blieb zu meiner Überraschung neben mir. Ich hatte mich heute unter Marcos verstörten Blick vom Rest distanziert und war bis jetzt eigentlich alleine gelaufen.

"Geht es dir eigentlich wieder besser?", eröffnete er das Gespräch.

"Ja, bin nur noch leicht angeschlagen und nicht so mega kommunikativ", entschuldigte ich mich.

"Kann ich verstehen. Hättest du etwas dagegen, wenn ich trotzdem mit dir laufe? Ich möchte es heute auch lieber ruhig haben", fragte er mich und ich sagte selbstverständlich nicht nein.

"Nein, kein Problem. Ich hab gerne deine Gesellschaft", antwortete ich und fügte gedanklich noch an, dass er ja zum Glück ein Beta war.

"Danke, dass freut mich", lächelte er mich an und dann verfielen wir wieder in ein gemeinsames Schweigen und Laufen. Mos Anwesenheit hielt mich auch von weiteren Grübeleien ab.

"Wenn Marco könnte, würde er mich mit seinen Blicken töten", meinte Mo, während wir auch noch die Paarübungen zusammen machten.

"Was?", fragte ich total aus dem Konzept gebracht.

"Na, Marco versucht die ganze Zeit mich mit seinen Blicken umzubringen", wiederholte er aber ich schaute ihn immer noch verständnislos an.

"Mensch, du hast Marco heute nicht beachtet, dich sogar eher von ihm ferngehalten und mich für die Übung gefragt. Das hat Marco nicht allzu gut gefallen", sagte Mo.

Das klang fast so, als sei Marco eifersüchtig. Aber das war ja albern. Warum sollte er denn ausgerechnet wegen mir eifersüchtig sein. So verhielten sich Alphas immerhin nur bei Omegas. Betas und vor allem männliche waren ihnen doch komplett egal. Marco würde doch nicht... Nein, er konnte es nicht wissen und Mo bildete sich das nur ein.

"Das ist albern Mo, Marco hat keinen Grund dazu. Dann halten wir heute halt mal nicht so engen Kontakt, na und?", wiegelte ich ab.

"Mario, ihr seid die besten Freunde. Fast unzertrennlich. Da ist nichts albernes dran, dass ein Alpha wie er seine Freundschaft beschützen will. Du gehörst ihm als besten Freund und ich bin gerade unerwünschte Konkurrenz. Eine Gefahr", beharrte Mo auf seiner Meinung.

Ich wollte das nicht hören. Mo sollte sich das nur einbilden. Marco war nicht wie jeder Alpha. Mo stellte es gerade so da, als würde Marco auf mich und unsere Freundschaft Besitzansprüche stellen. Aber so war Marco nicht drauf. Sonst wären wir nicht befreundet. Könnten es gar nicht sein, denn ich ließ mich nicht besitzen. Nicht mal in einer bloßen Freundschaft.

"Das ist absolut albern. Ich will davon nichts, absolut gar nichts weiter hören. So ist Marco nicht. Er hat kein Problem damit, wenn ich die Übungen mit dir mache. Genauso wenig wie ich ein Problem habe, dass er sie mit Jule macht. Daran wird unsere Freundschaft nicht scheitern", machte ich meinen Standpunkt klar, "können wir jetzt bitte wieder normal weiter trainieren?", fügte ich noch genervt an.

"Klar. Tut mir leid Mario. Ich wollte dich nicht verärgern", antwortete er mir.

"Ist schon gut. Vergeben und vergessen", winkte ich ab.

"Danke", meinte er lächelnd und tatsächlich schafften wir es echt noch Spaß zusammen im restlichen Training zu haben.

Der zweite Vorteil davon war auch, dass ich mit keinem Alpha groß in Kontakt gekommen war und als ich im Auto auf dem Heimweg war, konnte ich für mich sagen, dass die Suppressiva noch normal arbeiteten, nichts passiert war und mein Geheimnis noch sicher war. Ich hatte nur einen Fehler gemacht. Ich hatte Marco nach Mos Aussage beobachtet und tatsächlich hatte er nicht glücklich gewirkt. Eher so verstimmt, dass ich ein schlechtes Gewissen entwickelt hatte. Vielleicht sollte ich ihn nach Absprache mit Ann zu einem Serienabend einladen. So als Entschuldigung.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt