Kapitel 31

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"Vielen Dank", übernahm jetzt dieser Maier das Wort, "zunächst muss ich sie bitten meinem Begleiter Smartphones und Autoschlüssel auszuhändigen. Wir wollen nicht, dass jemand flieht oder die Welt zu früh mitbekommt, dass wir hier aktuell die Untersuchungen nach Omegas betreiben. Zeitgleich findet das Ganze in allen anderen Vereinen statt, damit sie informiert sind. Sobald wir alle haben, werden wir sie nacheinander zu Blutproben bitten. Während wir die Proben auswerten, können sie ganz normal trainieren gehen und danach sehen wir uns nochmals kurz wieder. Wenn es ausgeht wie wir erhoffen, dann gehen wir ohne Fund wieder nach Hause.”

Was passierte wenn er jemanden, also mich, entdecken würde, sprach er nicht aus. In der Kabine herrschte daraufhin Schweigen.

Jeder hing seinen Gedanken nach und der Blick des ein oder anderen schweifte durch die Kabine auf der Suche nach einem Omega. Als würde ein einfacher Blick ihnen das verraten.

Langsam ging der Kerl, der wohl offensichtlich für das Zentrum und diesen Maier arbeitete um und sammelte in einer Box unsere Smartphones und Autoschlüssel ein.

Wie die anderen gab ich mein Zeug brav ab, aber innerlich war ich ein ängstliches Wrack. Ich wollte nicht, dass hier alles vorbei war, auch wenn ich tief in mir immer irgendwie auf diesen Moment gewartet hatte. Ihn fast schon herbeigefürchtet hatte.

"Dann fangen wir mit den Blutabnahmen an. Wir gehen ins Arztzimmer und einer nach dem Anderen kann dann hinein. Der Rest wartet bitte hier", verkündete Maier als die Box bei ihm angekommen war, winkte Roman mit sich und verließ das Zimmer.

Ich fand es total idiotisch. Roman war 100% ein Alpha. Das wusste jeder und er ließ es auch jeden wissen. Ihn hier jetzt zu testen war einfach nur lächerlich. Das dachten sich wohl noch ein paar andere, denn der Flüsterpegel in der Kabine war wieder gestiegen.

"Meinst du sie werden noch einen Omega finden?", fragte Marco mich leise und zögerlich nickte ich.

"Auch hier bei uns?", bohrte er weiter nach und meine Gedanken begannen zu rasen.

War das eine Falle? Vermutete Marco mehr als er sollte und dachte ich würde ihm mit dem Rücken an der Wand ein Geständnis machen?

Wenn ja, dann irrte er sich. Oder dachte er nur weil ich das mit Joshua gewusst hatte, dass ich eine Art siebten Sinn für Omegas hatte?

Auch damit lag er falsch. Zumindest erkannte ich ein anderes Omega, das sich versteckte, nicht wenn es vor mir stand.

Das mit Joshua war damals auch eher Zufall gewesen. Wir hatten uns ein Zimmer geteilt und ich hatte damals meine Zahnpasta vergessen.

Joshua hatte gesagt, dass ich mir seine aus seinem Kulturbeutel nehmen solle. Dabei hatte er vergessen, dass dort seine Suppressiva noch drin waren. Wie konnte es auch anders sein, hatte ich diese anstelle der Zahnpasta gefunden.

Joshua war damals natürlich sofort in Panik ausgebrochen, bis ich ihm meine Packung der gleichen Suppressiva unter die Nase gehalten hatte. Jo's Blick als er begriff, würde ich wohl nie vergessen und in diesem Moment war jeder von uns mit einem Mal nicht mehr alleine gewesen. Endlich hatte man jemanden, der zu 100% verstand. Auch mein Weggang aus München hatte daran nichts ändern können. So ein großes Geheimnis schweißte einfach zusammen.

"Ich weiß nur von Jo", antwortete ich Marco.

"Dann werden wir uns wohl überraschen lassen müssen", seufzte Marco.

Nun, er würde auf jeden Fall überrascht werden. Ich wohl eher weniger. Wobei vielleicht doch Hoffnung bestehen könnte. Bei der Menge Suppressiva, die ich nahm, sollte es in meinem Blut so ziemlich keine Anzeichen auf mein Dasein als Omega geben. Allerdings konnte ich mir diesbezüglich nicht sicher genug sein.

"Nur dumm, dass wir hier so warten müssen. Ich komm mir vor wie ein Schwerverbrecher", mischte sich Schmelle jetzt auch ein.

"Für sie ist jeder Omega genau das. Ein Schwerverbrecher. Nur weil man den Wunsch hat selbst über sein Leben zu bestimmen", erklärte ich bitter.

"Eine schreckliche Vorstellung", seufzte Schmelle.

"Ich glaube bevor ich mein Leben in so einem Zentrum verbringen müsste oder unter so einem schmierigen, egoistischen Alpha, würde ich mir dieses nehmen", murmelte ich und meinte es auch so.

Im Gegensatz zu anderen hatte ich Freiheit gespürt und erlebt. Ich konnte einfach nicht mehr in einem Käfig leben.

"Ist es wirklich so schlimm was Jo und anderen Omegas droht", fragte Marco.

Ganz das naive, auf Betas fixierte Alpha. Vermutlich hatte er sich auch nie die Mühe gemacht Florian nach dessen Geschichte zu fragen.

"Oh ja", flüsterte ich und blickte ins Leere.

"Die Alphas sind keine strahlenden Prinzen. Schaut euch doch nur mal um wie viele Alphas mit Betas zusammen sind. Man lernt sich in Clubs und auf Partys kennen. Orte, an die Omegas nicht können und welches Alpha geht dann schon noch in ein Zentrum um ein Omega zu finden?", stellte ich in den Raum und Marco und Schmelle blickten betreten auf den Boden.

Auch andere sahen betroffen aus.

Unser Gespräch hatte schon lange das Flüstern verdrängt und weitere Ohren hatten zugehört. Sollten sie ruhig. Sollten sie ruhig wissen was Tatsache war.

"Vielen Dank für ihre Worte Herr Götze. Nun können sie mir gerne zur Blutabnahme folgen", durchschritt Maiers Stimme die Stille.

Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Jetzt hieß es also alles oder nichts. Erhobenen Hauptes marschierte ich aus der Umkleide.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt