Kapitel 22

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Gerade als ich ins Auto steigen wollte, wurde ich aufgehalten.

"Mario warte!", donnerte Marcos Stimme über den Parkplatz und ich zuckte erschrocken zusammen.

Marco wollte ich jetzt wirklich so ziemlich als allerletzten begegnen. Aber weglaufen konnte ich jetzt auch nicht mehr und außerdem war er hartnäckig. Er würde mich nicht in Ruhe lassen. Also blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um, woraufhin er auf mich zu kam und mich fest am Oberarm packte.

"Du wusstest es oder? Und lüg mich nicht an!", herrschte er mich an.

"Warum sollte ausgerechnet ich das wissen?", fragte ich ausweichend.

"Hör auf mit der Scheiße Mario. Joshua hat dich angerufen als seine Hitze ausgebrochen ist. Ich kann eins und eins zusammenzählen", fuhr er mich weiter an und instinktiv zog ich den Kopf ein und die Schultern hoch.

"Und selbst wenn ich es gewusst hätte, was geht dich das an?", fragte ich trotzig.

"Was es mich angeht? Du bist mein bester Freund und auch als Kapitän sollte ich ja wohl wissen wenn du dich strafbar machst. Wie konntest du nur so verantwortungslos sein?", fragte er mich aufgebracht und jetzt wurde auch ich sauer.

"Joshua ist ein Freund und Freunde verrät man nicht. Genau das gleiche hätte ich auch für dich getan! Auch wenn du es offensichtlich nicht verdient hättest", zischte ich ihn wütend an.

"Ich würde derartiges niemals von dir verlangen!", erwiderte Marco kalt.

"Dann ist ja gut, dass weder du noch ich Omegas sind!", fauchte ich entrüstet und ignorierte mein Spiel mit der Lüge.

"Das wird wohl so sein", bekam ich als Antwort, "Omegas gehören in die Zentren wo sie sicher sind oder zu ihrem Alpha nach Hause, aber ganz sicher nicht auf einen Fußballplatz", fügte er hinzu.

Und genau jetzt hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert.

"Du hast doch keine Ahnung wie es ist ein Omega zu sein, also halt die Klappe!", konnte ich mich nicht mehr beherrschen.

"Aber du weißt es oder was?", fragte er provokant.

"Auf jeden Fall weiß ich es besser als du!", konterte ich. Weiter kam ich nicht, denn unser Teamarzt kam auf uns zu.

"Mario! Gut, dass ich dich noch treffe. Wir müssen den Routinecheck leider wiederholen. Das Labor hat deine Proben verschlampt", erklärte er sein Auftauchen.

In diesem Moment hätte er eigentlich alles sagen und wollen können, so lange er mich aus dieser Situation befreite.

"Oh, natürlich. Wann soll ich vorbei kommen?", fragte ich sofort.

"Am besten sofort", erwiderte der Arzt.

"Klar, ich komme sofort vorbei", bestätigte ich und sah meine Freikarte von Marco wegzukommen. Außerdem wollte ich wegen Joshua und den Suppressiva eh noch mit ihm reden und brauchte mir jetzt schon keinen Vorwand mehr für einen Arztbesuch auszudenken.

"Sehr gut", erhielt ich die Bestätigung und schon lief unser Teamarzt wieder davon.

"Du kannst mich jetzt loslassen Marco", forderte ich den Blonden auf, da dieser meinen Oberarm immer noch festhielt.

"Glaub ja nicht, dass es das schon war Mario. Ich behalte dich im Auge", drohte er mir.

"Du kannst mich mal und jetzt lass mich sofort los Reus", zischte ich ihn wütend an.

"Dann wäre das ja geklärt Götze", entgegnete er nur und ließ mich los, als hätte er sich verbrannt.

Bevor die Situation doch noch anders enden konnte, verließ ich fast fluchtartig den Parkplatz und rannte förmlich zum Doktor.

"Die Proben sind also weg?", fragte ich unseren Arzt direkt nachdem ich mich gesetzt hatte.

"Nein Mario. Zum Glück nicht. Ich brauchte jedoch einen Vorwand um mit dir zu sprechen", klärte er mich auf und ich nickte erleichtert.

Meine Blutproben waren schon immer spezielle Angelegenheiten. Nur ein spezielles Labor mit nur einer Hand voll erlesenen Mitarbeitern untersuchte meine Probe und vernichtete sie immer sofort nach der Untersuchung. Nicht auszudenken, wenn eine Probe in die falschen Hände geraten würde.

"Es geht um deine Suppressiva", fügte er direkt noch hinterher.

"Haben sie bei Joshua also wirklich versagt?", fragte ich und bekam ein Nicken.

"So ist zumindest mein aktueller Infostand. Wir haben die Befürchtung, dass sie auch bei dir versagen könnten."

"Ich nehme aktuell vier Tabletten jeden Tag, weil eine Hitze brodelt", erklärte ich etwas beschämt darüber, dass ich einfach meine Dosierung verändert hatte.

Unser Arzt seufzte nur.

"Vermutlich können wir es dem Verdanken, dass es dir nicht wie Joshua erging. Dennoch würde ich dich gerne auf andere Suppressiva setzen", erklärte er mir.

"Klar, was soll ich nehmen? " , fragte ich.

"Ich habe sie bereits hier. Allerdings gibt es einen Haken. Um ihre Wirkung zu garantieren, müssen wir erst die fehlerhaften Medikamente aus deinem System bekommen. Du musst in Hitze gehen", eröffnete er mir.

"Nein! Unter keinen Umständen! Eher bleibe ich bei den Medikamenten!", wiegelte ich ab.

Ich würde sicher nicht in Hitze gehen! Der Zeitpunkt wäre jetzt ja auch verräterischer denn je!

"Mario, bitte sei vernünftig", appellierte er, aber ich blieb stur.

"Nein. Wir können nach der Winterpause darüber reden, aber so lange bleibe ich bei den Suppressiva und fertig", wiederholte ich mich und stand auf.

“Ich bräuchte die nächsten Tage noch eine Packung damit es reicht", fügte ich noch hinzu und lies den Arzt stehen.

Ganz sicher würde ich mich nicht noch verdächtiger machen. Marco klebte mir schon am Arsch und auch Schmelles Andeutungen gingen mir nicht aus dem Kopf. Da hatte ich wirklich schon genau Sorgen und konnte auf eine zusätzliche Hitze dankend verzichten.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt