Kapitel 50

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"Wir können deine Sachen gleich in die Schränke einräumen", forderte mich Marco bei sich daheim hochmotiviert auf.

Zögerlich blickte ich ihn an. Klar, Scarlett war schon weg, aber bei Marco schien es so als wäre das vor Monaten und nicht vor wenigen Stunden geschehen. Irgendwie machte mich diese Geschwindigkeit etwas skeptisch.

"Komm schon Mario. Sind doch nur ein paar Klamotten zum einräumen. Das wird schon alles in den Schrank passen", versuchte er mich weiter zu motivieren und schnappte sich die ersten Taschen, um schon vor in sein Schlafzimmer zu spazieren.

Seufzend folgte ich ihm und ergab mich Marcos unglaublicher Motivation, um diesen ganzen Umzug endlich hinter uns zu bringen.

Er schien sich wirklich zu freuen und irgendwie fühlte ich mich verpflichtet mit anzupacken und ihn nicht traurig zu machen. Geschafft ließen wir uns am Abend schließlich aufs Sofa fallen.

"Was ein anstrengender Tag", seufzte Marco.

"Oh ja", stimmte ich ihm murmelnd zu.

Solche Aktionen brauchte ich echt nicht nochmal, aber da dieser Umzug ja eh einer fürs Leben war, müsste ich das wohl kaum mehr tun. Erschöpft hatten wir einfach nur nebeneinander gesessen. Marco hatte Pizza bestellt und als es klingelte, lag er bereits mit geschlossenen Augen da.

"Bleib liegen, ich hol die Pizza schnell", seufzte ich und quälte mich vom Sofa hoch.

"Geldbeutel liegt auf der Kommode", murmelte Marco und meine Schritte gerieten ins Stocken.

Dort auf der Kommode liegen unsere beiden Geldbeutel, aber es war klar, dass er wohl seinen meinte. Immerhin waren dann jetzt beide Geldbeutel seine. Als Omega hatte ich nicht das Recht ein eigenes Konto zu führen und selbst Geld zu verdienen. Das Zentrum war vermutlich bereits fleißig dabei alles auf Marco umzustellen. Ich würde mit Marco reden müssen inwieweit ich Zugang auf das Geld erhalten würde.

Alphas hatten da vielseitige Möglichkeiten. Manche erlaubten Omegas nur das zu haben, was sie ihnen bar für etwas gaben. Andere ließen spezielle Geldkarten ausstellen. Sie funktionierten wie Kreditkarten mit dem Unterschied, dass der Alpha jederzeit das Oberlimit bestimmen konnte, das das Omega ausgeben konnte. Manche stellten dabei Summen für den einzelnen Tag ein, andere für eine Woche, einen Monat oder sogar ein Jahr.

Als ich die Tür öffnete, wisch ich erstmal einen Schritt zurück.

Vor mir stand ein junger Omega, der förmlich nach Hitze stank.

"Guten Abend Sir, ich habe ihre Pizza hier, die sie bestellt haben", murmelte er und schaute mich an.

"Ich- Ja, natürlich- wie viel macht das?", fragte ich um Ruhe bemüht.

Dieser Junge sollte gerade eindeutig keine Pizzen austragen, sondern sich Zuhause oder im Zentrum verstecken, sodass er nicht von einem Alpha angefallen wurde. Nicht alle Alphas konnten und wollten sich kontrollieren. Ein Omega in Hitze war da eine leichte Beute.

Als der Junge mir den Preis genannt hatte, begann ich mit zitternden Fingern die Scheine aus dem Geldbeutel zu ziehen. Natürlich aus Marcos, für den ich mich letztendlich entschieden hatte.

Als er das Geld entgegennahm, spürte ich die Hitze, die von seiner Haut ausging und ließ das Geld zu früh los, sodass es auf dem Boden landete.

"Entschuldigung", entschuldigte ich mich und bückte mich nach dem Geld im selben Moment wie auch der Junge es tat, sodass ich für meinen Geschmack wieder viel zu nahe an ihm war und von seiner Hitze betroffen wurde.

Ich hielt meine eigene immer noch nur mit einer sehr hohen Dosis Suppressiva unter Kontrolle, da war diese Begegnung gerade nicht förderlich.

"Ich muss mich entschuldigen Sir, ich hätte besser aufpassen sollen", murmelte er.

"Du solltest in deinem Zustand gerade keine Pizzen austragen", brummte ich und wich erneut zurück, während der Junge jetzt das Geld vom Boden aufhob.

"Es tut mir leid Sir. Ich wollte sie nicht in eine unangenehme Situation bringen. Ich werde sofort gehen nachdem sie die Pizzen haben", nuschelte er verschreckt.

"Du bringst mich nicht in eine unangenehme Situation. Aber du solltest zuhause sein. In Sicherheit-", widersprach ich, wurde aber von dem Jungen unterbrochen:

"Und bei meinem Alpha. Blah, blah. Das hab ich schon oft genug gehört."

"Und warum bist du es dann nicht? Alleine hier draußen in Hitze kann sehr gefährlich sein", fragte ich ihn vorwurfsvoll.

"Ich hab keinen Ort, wo ich hin kann und ich brauche das Geld. Bis jetzt ist auch noch nichts passiert", antwortete mir der Junge.

"Für solche Fälle gibt es doch die Zentren und Suppressiva", versuchte ich ganz in der Rolle eines Beta zu bleiben.

Er hatte mich vermutlich längst erkannt und ich hatte keine Lust, dass ich früher als nötig als Omega dastand.

"Ich kann mir Suppressiva nicht leisten und in ein Zentrum will ich nicht. Da schlage ich mich doch lieber irgendwie durch", spuckte er und mir wurde bewusst, dass er wohl doch älter sein musste als ich ihn geschätzt hatte.

Ich hatte Mitleid mit ihm. Er wollte sich wie ich nicht dem System beugen, nur dass er kein Glück hatte. Er hatte keine herausragende Fußball-Karriere erreichen können.

"Warte. Ich hab hier noch etwas Geld, davon kannst du dir wenigstens ein paar Suppressiva holen", forderte ich ihn auf und eilte jetzt an meinen Geldbeutel. Ich hatte knappe 300 Euro in Bar darin.

"Es ist nicht viel, aber es sollte für mehrere Rationen reichen", fügte ich noch hinzu und hob gerade den Blick von meinem Geldbeutel als ich direkt in Marcos Gesicht starrte.

"Willst du mich vielleicht erklären, warum da ein Omega in Hitze vor meiner Tür steht und du für zwei Pizzen mehrere Hundert Euro bezahlen willst?", fragte er mich erschöpft und mit hochgezogen Augenbrauen.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt